In einer zunehmend ungleichen und nicht nachhaltigen Welt müssen die Regierungen dringend die restriktiven politischen und wirtschaftlichen Ideologien der Vergangenheit überwinden und Lösungen finden, die den gemeinsamen Bedürfnissen der Menschen in allen Ländern gerecht werden. Dieser Leitfaden skizziert das Ausmaß der globalen Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, und zeigt den Weg zu einem alternativen Ansatz für die Steuerung der weltweiten Ressourcen auf der Grundlage internationaler Zusammenarbeit und wirtschaftlichen Teilens.
Inhalt
Teil 1 Was ist wirtschaftliches Teilen?
Die politische Ökonomie des Teilens
Teilen - lokal und national
Globales wirtschaftliches Teilen
Teil 2 Warum Nationen teilen müssen
Ein globaler Notfall
Globale Armut und Ungleichheit
Die Umweltkrise
Konflikt um Ressourcen
Einführung
Die Menschheit befindet sich inmitten einer globalen Notlage. Die Politik, die die Weltwirtschaft antreibt, hat die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert, zu Konflikten um die natürlichen Ressourcen des Planeten geführt und zu einer ökologischen Krise, die das Leben auf unserer Erde bedroht.
Wir müssen tiefgreifend über die einschränkenden politischen und wirtschaftlichen Ideologien der Vergangenheit hinausgehen und Lösungen finden, die den gemeinsamen Bedürfnissen der Menschen in allen Nationen entsprechen - was ohne ein gewisses Maß an wirtschaftlichem Teilen innerhalb und zwischen den Ländern unmöglich sein wird. In einer zunehmend ungleichen und untragbaren Welt, in der alle Regierungen ihre Prioritäten drastisch neu ordnen müssen, beinhaltet die Forderung nach wirtschaftlichem Teilen die Notwendigkeit von Gerechtigkeit, Menschenrechten und verantwortungsvollem Umgang mit der Umwelt, um die Gestaltung der Politik auf allen Ebenen der Gesellschaft zu leiten.
Dieser Bericht enthält eine kurze Einführung in das Prinzip des Teilens in Bezug auf die miteinander verbundenen globalen Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, und zeigt auf, wie der Wohlstand, die Macht und die Ressourcen der Welt gerechter und nachhaltiger aufgeteilt werden können.
Teil 1 führt in die politische Ökonomie des Teilens ein und beleuchtet die vielen umfassenden und vielfältigen Ausdrucksformen des Teilens weltweit. Wie diese Beispiele zeigen, ist Teilen seit langem ein zentraler Bestandteil der menschlichen Zivilisation und ein wesentlicher Bestandteil des gesunden Funktionierens von Gesellschaften. Da jedoch die Systeme des Teilens zunehmend untergraben werden, ist es entscheidend, dass wir den Prozess des Teilens innerhalb von Nationen und auf internationaler Ebene unterstützen und ausbauen.
Teil 2 skizziert, wie das andauernde Versagen der Menschheit zu teilen, in hohem Maße dafür verantwortlich ist, dass etwas geschaffen wurde, das lediglich als globaler Notfall bezeichnet werden kann. Dazu gehören die zunehmende Tragödie der Armut inmitten von Überfluss, die Klima- und Umweltkrise in all ihren Dimensionen und der sich verschärfende Konflikt um die begrenzten natürlichen Ressourcen der Welt. Gänzlich steht der internationalen Gemeinschaft nur eine Option offen: Teilen, Zusammenarbeit und ökologische Bewahrung endlich in den Vordergrund der Politikgestaltung und der globalen Führung zu stellen.
Teil 3 schlägt einen alternativen Ansatz zur Verwaltung globaler Ressourcen vor, der auf wirtschaftlichem Teilen und internationaler Zusammenarbeit beruht. Dieser Prozess muss mit einem beispiellosen Programm der humanitären Hilfe beginnen, um lebensbedrohliche Benachteiligung und unnötige armutsbedingte Todesfälle als oberste Priorität zu verhindern. Anschließend bedingt es eine umfassende Neuordnung der Weltwirtschaft, um die strukturellen Ursachen unserer gegenwärtigen sozialen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Krisen anzugehen.
Wie die Schlussfolgerung dieses Berichts deutlich macht, können wir es kaum erwarten, dass die Regierungen die Verwaltung eines Wirtschaftssystems überdenken, das auf gravierender Ungerechtigkeit, nicht nachhaltigem Konsum und Wettbewerb um knappe Ressourcen beruht. Angesichts fest verankerter Interessenbindungen und struktureller Hindernisse die den Fortschritt behindern, liegt die Hoffnung auf eine bessere Welt an der Beteiligung der Weltöffentlichkeit zu einem Reformaufruf, der über die nationalen Grenzen hinausgeht. Daher ist es unerlässlich, dass Millionen von Menschen erkennen, worum es geht, und als Befürworter des Wandels die Führung übernehmen. Die Lösung zu unseren Weltproblemen hängt von unserer gemeinsamen Forderung nach einer gerechten, nachhaltigen und friedlichen Zukunft ab.
Teil 1: Was ist wirtschaftliches Teilen?
Viele Beispiele belegen, dass wirtschaftliches Teilen für die menschliche Zivilisation seit langem von zentraler Bedeutung ist, bei dem das soziale Gefüge der Gemeinschaften gestärkt, das Wohlbefinden in der Gesellschaft verbessert und soziale Gerechtigkeit gefördert wird. Trotz dieser bemerkenswerten Erkenntnisse kommt die Tatsache unserer globalen Einheit in unseren internationalen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen immer noch nicht genügend zum Ausdruck. Die entscheidende Frage, der sich die Menschheit heute gegenübersieht, ist, ob wir uns dafür entscheiden, diese Systeme des Teilens auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu unterstützen und zu erweitern, oder ob wir zulassen, dass sie von jenen weiter untergraben und abgebaut werden, die ideologisch dagegen sind, das Teilen in den Mittelpunkt der Politikgestaltung zu stellen.
Die politische Ökonomie des Teilens
Entgegen dem weit verbreiteten Missverständnis, dass Menschen von Naturaus individualistisch und selbstsüchtig sind, haben Anthropologen gezeigt, dass Schenken und Teilen seit langem die Grundlage für gemeinschaftliche Beziehungen in Gesellschaften auf der ganzen Welt bilden. Eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen bauten kürzlich auf diesen Erkenntnissen auf, und haben gezeigt, dass wir als Menschen von Natur aus bereit sind zusammenzuarbeiten und zu teilen, um unsere Überlebenschancen und unser kollektives Wohlbefinden zu verbessern. Ohne den Akt des Teilens und der Gegenseitigkeit gäbe es keine sozialen Grundlagen, auf denen sich Gesellschaften und Volkswirtschaften bilden könnten.[1]
So gesehen ist es nicht überraschend, dass die Prinzipien des Teilens und der Gleichberechtigung wichtige Bestandteile vieler Weltreligionen, sowie vieler weltlicher Bewegungen, wie des Humanismus, sind. Das Judentum, der Islam, das Christentum, der Buddhismus, der Hinduismus und zahlreiche andere Glaubensrichtungen legen auf weitgehend ähnliche Weise dar, wie wichtig es ist, Reichtum und andere Ressourcen gerecht zu teilen und die Schutzbedürftigen und die sozial Schwächeren zu schützen. Seit Jahrtausenden ist das Prinzip des Teilens eng auf die moralischen Werte und die Ethik abgestimmt, die das gesellschaftliche Gefüge stützen sollen.
In der Natur und im Familienleben ist Teilen oft ein natürlicher Zustand, allerdings haben wir es noch nicht geschafft eine globale Gemeinschaft zu gründen, die das Teilen in ihrer internationalen wirtschaftlichen und politischen Struktur widerspiegelt. Anstatt die Familie der Nationen als Einheit zu sehen und zu akzeptieren, wobei das Prinzip des Teilens eine Schlüsselrolle bei der kollektiven Nutzung der verfügbaren Ressourcen spielen muss, wurde die globale Wirtschaft auf den gegensätzlichen und fehlgeleiteten Merkmalen des nationalen Eigeninteresses aufgebaut, und zwar auf aggressiver Konkurrenz und dem rein materiellen Erwerb von Gütern.[2]
Nach Jahrhunderten des Kolonialismus und der Ausbeutung schwächerer Länder durch die Mächtigen, besteht ein enormes Ungleichgewicht im Lebensstandard zwischen den sogenannten entwickelten und den sich entwickelnden Ländern, und diese Krise liegt heute im Zentrum der weltweiten Spannungen. Da die Weltwirtschaft zunehmend an die Grenzen der natürlichen und planetarischen Ressourcen stößt, besteht eine reale Gefahr für das Überleben des Menschen darin, dass Konflikte um Land, Energiereserven und andere wichtige industrielle Ressourcen eskalieren, ungeachtet der ökologischen Folgen einer übermäßigen Nutzung der begrenzten Ressourcen der Erde.
Globale Demokratie
Wenn wir es kollektiv versäumen die Ressourcen innerhalb und zwischen Nationen zu teilen, was für die Zunahme von Ungleichheiten verantwortlich ist und viele der anderen Krisen, mit denen wir konfrontiert werden, verschärft, dann liegt es nahe, dass wir einen Weg finden müssen, um unsere politischen und wirtschaftlichen Systeme zu reformieren, indem wir sie besser in Einklang bringen mit dem Prinzip des Teilens. Aus der Sicht eines gesunden Menschenverstandes kann der Begriff „wirtschaftliches Teilen“ verwendet werden, um die Anwendung dieses Prinzips auf die Art und Weise zu beschreiben, wie Volkswirtschaften organisiert und Ressourcen verteilt werden können, was alles von Land und Energie bis hin zu Wissen und Technologie umfassen könnte. Darüber hinaus gilt das Konzept des Teilens für demokratische Regierungsformen im Hinblick auf eine ausgewogene Machtverteilung auf nationaler und globaler Ebene, was sich möglicherweise dramatisch auf die partizipative Politik und die globale Demokratie auswirkt - nicht zuletzt auf die großen Institutionen, die die Regeln der wirtschaftlichen Globalisierung bestimmen.[3]
Sowohl in wirtschaftlicher als auch in politischer Hinsicht kann „Teilen“ ein direkter Weg zur Erfüllung grundlegender menschlicher Bedürfnisse und Rechte sein und steht natürlich im Einklang mit den Konzepten der sozialen und wirtschaftlichen Gerechtigkeit. Progressive Aktivisten haben seit langem erkannt, das soziale Gerechtigkeit nicht durch Marktmechanismen oder wohltätige Spenden erreicht wird. Es erfordert die Umsetzung von Umverteilungsstrategien, wirksamen Gesetzen und Vorschriften. Das Prinzip des Teilens mit der Wirtschaftspolitik auf diese Weise in Beziehung zu setzen, ist wichtig für Debatten über Einkommens- und Vermögensungleichheit, in denen auf die Notwendigkeit von Verteilungsgerechtigkeit und langfristige strukturelle Lösungen hingewiesen wird, die die Organisation von Gesellschaften entscheidend prägen.[4]
Wirtschaftliches Teilen ist jedoch kein ideologisches Konstrukt oder ein „Ismus“, das von einer Reihe spezifischer Richtlinien oder Verfahren begleitet wird. Das Prinzip des Teilens ist in der Gesellschaft allgegenwärtig und geht seit Jahrtausenden den Lehren des Kapitalismus und des Sozialismus voraus, daher ist es keiner aktuellen oder historischen politischen Philosophie verpflichtet. Dies soll nicht heißen, dass die bestehenden politischen Konzepte und die Wirtschaftspolitik das Prinzip des Teilens nicht widerspiegeln oder gar verkörpern, wie das oft der Fall ist.[5] Die Anwendung dieses einfachen Prinzips auf den Bereich der politischen Ökonomie, kann auch dazu beitragen, zwischen den spaltenden „Ismen“ zu navigieren, die immer noch einen Großteil der Debatte darüber bestimmen, wie Staaten soziale und wirtschaftliche Rechte für alle Menschen garantieren können.[6]
Die Menschheit muss dringend die beschränkenden Ideologien der Vergangenheit überwinden und Lösungen finden, die den gemeinsamen Bedürfnissen der Menschen in allen Nationen, sowohl jetzt als auch für künftige Generationen, gerecht werden - was ohne ein gewisses Maß an wirtschaftlichem Austausch nicht zu erreichen ist. In einer zunehmend ungleichen und nicht nachhaltigen Welt, in der alle Regierungen ihre Prioritäten drastisch neu ordnen müssen, verkörpert die Forderung nach wirtschaftlichem Austausch auch die Notwendigkeit von Gerechtigkeit, Menschenrechten und verantwortungsvollem Umgang mit der Umwelt, um die Politik auf allen Ebenen der Gesellschaft zu lenken.
Teilen – lokal und national
Der Prozess des wirtschaftlichen Teilens untermauert durch seine vielen Ausdrucksformen bereits eine Vielzahl von Praktiken, Institutionen und Strategien, die auf lokaler und nationaler Ebene funktionieren. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist das Spenden für wohltätige Zwecke, durch Einzelpersonen und Organisationen als auch durch ehrenamtliche Arbeit und andere philanthropische Aktivitäten. In vielerlei Hinsicht stellen Wohltätigkeitsvereine eine elementare Form des Teilens dar und sind angesichts der weltweit festgefahrenen sozialen und ökologischen Probleme, ein wichtiger Bestandteil. Jedoch wird der Philanthropismus häufig kritisiert, wegen seiner mangelnden demokratischen Transparenz und da er vor allem die Symptome der Ungleichheit hervorhebt, aber nicht die zugrundeliegenden strukturellen Ursachen. Aus diesen Gründen wird Wohltätigkeit und Philanthropie oft als Ersatz für echte Gerechtigkeit angesehen, die es den Regierungen ermöglicht, sich ihrer breiteren Verantwortung gegenüber den Bürgern und der Welt insgesamt zu entziehen.[7]
Weitere anerkannte Beispiele für die Aufteilung der Wirtschaft auf lokaler Ebene sind die Nutzung von Land in landwirtschaftlichen Gemeinden, das traditionell von Landwirten geteilt und gemeinsam als Gemeingut verwaltet wurde. Das Recht, Saatgut aufzubewahren und weiterzugeben, hat auch eine wichtige Rolle in der weltweiten Landwirtschaft gespielt, obwohl große Agrarunternehmen unermüdlich darauf drängen, diese Praxis durch Patentgesetze zu verbieten.[8] Trotz des zunehmenden Ausschlusses von Kleinbetrieben und Familienbetrieben aufgrund des derzeit globalisierten Lebensmittelsystems, wird die Tradition des Teilens auch in Projekten der gemeinschaftlich geförderten Landwirtschaft (CSA) unterstützt, in denen die Verantwortung, Risiken und Chancen der Nahrungsmittelerzeugung sowohl in der Hand der Landwirte wie der lokalen Gemeinschaft liegen.[9]
In den letzten Jahren hat eine Wiederbelebung von Gemeinschaftsinitiativen in reichen Industrieländern und in weniger entwickelten Ländern einen Prozess des wirtschaftlichen Austauschs auf unterschiedliche Weise verkörpert. Hierzu gehören die zahlreichen Genossenschaften im Lebensmittel-und Einzelhandelssektor, in denen die Mitarbeiter am Entscheidungsprozess und häufig am Erlös der Geschäftstätigkeit beteiligt sind.[10] Auf lokaler Ebene wurden auch viele Stiftungen geschaffen, die erfolgreich Land und andere gemeinsam genutzte Ressourcen wie Wälder verwalten, ohne dass der Staat oder der private Sektor eingreifen muss.[11] Die Praxis des wirtschaftlichen Teilens zeigt sich auch in lokalen Nachhaltigkeitsinitiativen weltweit, die häufig darauf abzielen, die wirtschaftliche Aktivität unter den Gemeinden neu zu verteilen und Alternativen zu anderen nicht-nachhaltigen Produktions-und Konsummustern bilden.[12]
Die Sharing Economy
In jüngerer Zeit hat die „Sharing Economy“ Initiative in Westeuropa, Nordamerika und anderen Regionen rasch an Beliebtheit gewonnen. Dies umfasst alles von Online-Crowd-Funding-Initiativen bis hin zu Lebensmittelbanken, Nachbarschaftshilfen und Schenkungen. Insbesondere hat sich der Gemeinschaftskonsum zu einem neuen Wirtschaftsmodell entwickelt, das es den Menschen ermöglicht, verschiedene Waren und Dienstleistungen über internetvermittelte Austauschplattformen mit Gleichgesinnten zu teilen, von Autos und Lebensmitteln über Büroräume bis hin zu Fachwissen. Wie viele Befürworter der Sharing Economy behaupten, hilft der Zugang zu Ressourcen, anstatt Ressourcen zu besitzen, Geld zu sparen, eine Gemeinschaft aufzubauen und Ressourcen effizienter zu nutzen, während gleichzeitig der persönliche Verbrauch und die Kohlenstoffemissionen gesenkt werden.[13]
Jedoch noch grundlegender als diese Beispiele, ist wie wir das Teilen in unserer Gesellschaft organisieren. Zum Beispiel kann der Prozess der partizipativen Demokratie das Prinzip des Teilensverkörpern, da es darauf abzielt, die politische Macht gerechter mit den Bürgern zu teilen. Und die wohl fortschrittlichste Form des wirtschaftlichen Teilens, die es in der modernen Welt gibt, ist die Bündelung der finanziellen Ressourcen eines Landes, um sicherzustellen, dass jeder Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, sozialer Sicherheit und anderen wichtigen öffentlichen Dienstleistungen hat.
Sozialsysteme in Industrieländern sind alles andere als perfekt und werden nicht immer effizient verwaltet, aber sie stellen eine natürliche Entwicklung der menschlichen Bereitschaft zum Teilen dar, die auf Praktiken aufbaut, die den Menschen seit Jahrtausenden bekannt sind. Sie sind auch Ausdruck sozialer Gerechtigkeit, Solidarität und gerechter Wohlstandsverteilung, die Ungleichheiten verringern und den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Länder stärken können. Darüber hinaus finden Systeme des universellen sozialen Schutzes breite Unterstützung bei vielen Millionen von Menschen, die seit langem ihre Rolle erkannt haben, dass „wirtschaftliches Teilen“ ihren Einfluss hat zur Schaffung einer gerechteren und gesünderen Gesellschaft.[14]
All diese und noch viele weitere Beispiele zeigen, wie wichtig wirtschaftliches Teilen für die menschliche Zivilisation ist, indem das soziale Gefüge der Gemeinschaften gestärkt, das Wohlbefinden in der Gesellschaft verbessert und soziale Gerechtigkeit gefördert wird. Die entscheidende Frage, die sich der Menschheit heute stellt, ist, ob wir nationale und lokale Systeme des Teilens unterstützen und ausbauen oder ob wir zulassen, dass sie von jenen weiter untergraben und demontiert werden, die sich ideologisch dagegen aussprechen, das Teilen in den Mittelpunkt der Politik zu stellen.
Globales wirtschaftliches Teilen
Wir leben in einer globalisierten Welt, in der die Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, von Wohlstandsunterschieden über Klimawandel bis hin zu Ressourcenkriegen, alle Nationen mehr oder weniger stark betreffen. Systeme der weltweiten Kommunikation, des Handels und des Finanzwesens bedeuten, dass Menschen in verschiedenen Ländern ein stark miteinander verbundenes und voneinander abhängiges Leben führen, allerdings liegen die Vorteile der Wirtschaftstätigkeit weiterhin stark auf Seiten der einkommensstarken Länder. Angesichts dieser Realität, und der enormen Unterschiede im Wohlstandsniveau zwischen reichen und armen Nationen, kann ein wirtschaftlicher Prozess des Teilens nicht auf einen rein nationalen Kontext beschränkt werden und muss auf planetarischer Ebene aktiv angewandt werden.
Auf nationaler Ebene kann ein wirksamer Prozess des wirtschaftlichen Austauschs den Regierungen dabei helfen, ihre langjährige Verpflichtung zum Schutz der sozioökonomischen Rechte zu verwirklichen, indem sichergestellt wird, dass alle Menschen Zugang zu wesentlichen Gütern und Dienstleistungen haben. Eine Mehrheit der UN-Mitgliedstaaten hat bereits eine Reihe von rechtsverbindlichen Menschenrechtsinstrumenten angenommen, die diese Verpflichtungen enthalten, einschließlich des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte.[15] Auf der internationalen Bühne gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Rechten, die in den reichsten Ländern gelten - wie dem Recht auf Nahrung, dem Recht auf angemessenen Wohnraum oder dem Recht auf Bildung - und der täglichen Verletzung dieser Grundrechte für Millionen von Männern, Frauen und Kindern in weniger entwickelten Ländern. Diese Realität zeigt, dass die Regierungen ihre extraterritorialen Menschenrechtsverpflichtungen endlich anerkennen müssen, indem sie ihre Ressourcen sowohl auf globaler als auch auf nationaler Ebene gerechter teilen.[16]
In einer Welt mit begrenztem Klima und begrenzter Ressourcen kann ein Prozess des globalen wirtschaftlichen Teilens auch eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von Umweltkrisen und der Verringerung von Konflikten zwischen Staaten über wichtige Ressourceninteressen spielen. Viele Umweltschützer schlagen vor, dass alle Nationen einen gerechten Zugang zu den Ressourcen haben, ohne die ökologischen Schwellenwerte zu überschreiten, mit dem Ansatz von „Fair Shares“ in der Verwaltung des globalen Gemeinguts. Längerfristig wird eine gerechtere und nachhaltigere Aufteilung begrenzter Ressourcen eine neue globale Führungsstruktur erfordern, die enorme Auswirkungen auf die Art und Weise haben wird, wie wir die Produkte der Erde gewinnen, verteilen und verbrauchen.[17]
Die Entstehung des globalen Teilens
Die Geschichte liefert einige wichtige Beispiele, die uns zu verstehen geben, dass die Menschheit als internationale Gemeinschaft nach dem Prinzip des Teilens kooperativ zusammenarbeiten muss. Die Gründung der Vereinten Nationen nach dem Zweiten Weltkrieg war eine der ersten wichtigen Ausdrucksformen des politischen und globalen Teilens, da sie die internationale Zusammenarbeit in einer Vielzahl von Angelegenheiten, wie Frieden und Sicherheit, wirtschaftliche Entwicklung, sozialer Fortschritt und Menschenrechte, fördert.[18] Nicht lange nach der Gründung der Vereinten Nationen wurde eine wichtige Maßnahme für den grenzüberschreitenden wirtschaftlichen Austausch von den Vereinigten Staaten eingeleitet, wobei beträchtliche Beträge in eine Reihe von europäischen Ländern überwiesen wurde, die vom Krieg zerstört waren. Obwohl Historiker darüber diskutieren, wie altruistisch der "Marshall-Plan" eigentlich war, hat er das enorme Potenzial der internationalen Aufteilung von Ressourcen bewiesen, was heute viele Vorschläge für einen "globalen Marshall-Plan" inspiriert, hauptsächlich in Form von massiven Hilfsmaßnahmen für Entwicklungsländer.[19]
Ein zeitnahes Beispiel für weltweites wirtschaftliches Teilen ist die öffentliche Entwicklungshilfe (ODA), die die OECD-Länder seit den 1960er Jahren für Entwicklungsländer bereitstellen, jedoch ist die Entwicklungshilfe mit so vielen Problemen verbundenen, dass sie nicht als echte oder wirksame Form von wirtschaftlichem Teilen auf internationaler Ebene angesehen werden kann.[20] Ein weiteres Beispiel ist der wichtige Präzedenzfall des Völkerrechts, das als das Gemeinsame Erbe der Menschheit bekannt ist und die Anerkennung bestimmter kultureller und natürlicher Ressourcen als „Shared Commons“ ermöglicht, die vor Ausbeutung durch einzelne Nationalstaaten oder Unternehmen schützt und wovon zukünftige Generationen profitieren können.[21]
Trotz dieser bemerkenswerten Ausnahmen kommt die Tatsache unserer globalen Einheit in unseren internationalen wirtschaftlichen und politischen Strukturen immer noch nicht ausreichend zum Ausdruck. Anstatt die verschiedenen Formen des globalen wirtschaftlichen Austauschs zu vergrößern und zu bestärken, basiert das „Betriebssystem“ der Welt immer noch auf den wettbewerbs-geopolitischen Interessen der mächtigsten und reichsten Nationen. Gleichzeitig werden die wichtigsten Institutionen, die die Regeln für internationalen Handel und Finanzen festlegen - die Weltbank, der Internationale Währungsfonds und die Welthandelsorganisation - allgemein dafür kritisiert, dass sie undemokratisch sind und die Interessen großer Unternehmen und reicher Länder fördern.[22]
Ein integrativerer internationaler Rahmen muss dringend durch die Vereinten Nationen und ihre zuständigen Agenturen geschaffen werden. Die UNO ist die einzige multilaterale und vollständig repräsentative globale Institution, die über das erforderliche Mandat und die Kapazitäten verfügt, um den Prozess der Umstrukturierung der Weltwirtschaft zu koordinieren, obwohl dazu erhebliche Reformen und Demokratisierungen erforderlich sind (insbesondere durch Abschaffung des Sicherheitsrates mit seiner willkürlichen Befugnis eines Vetos und die Erneuerung der Unabhängigkeit der Vereinten Nationen als Forum für die wirtschaftspolitische Entscheidungsfindung.) Nach mehr als 60 Jahren verkörpern die Charta der Vereinten Nationen und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte immer noch einige der höchsten Ideale der Menschheit. Wenn die Vereinten Nationen grundlegend erneuert und mit mehr Autorität betraut werden, könnten sie in der Lage sein, das wachsende Gemeinschaftsgefühl zwischen den Nationen zu fördern und ein wirtschaftliches Teilen auf globaler Ebene zu erleichtern.[23]
Teil 2: Warum Nationen teilen müssen
Unser Versäumnis, Ressourcen international zu teilen, hat zur Schaffung eines globalen Wirtschaftssystems geführt, das von Natur aus höchst ungerecht und umweltschädlich ist. Die Menschheit sieht sich nun einer Reihe von miteinander verbundenen globalen Krisen gegenüber, zu denen massive Armut und zunehmende Ungleichheit, der Klimawandel und die ökologische Krise in all ihren Dimensionen, sowie anhaltende Konflikte um die schwindenden natürlichen Ressourcen unserer Welt, gehören. Der folgende Abschnitt beschreibt das Ausmaß dieses globalen Notstands und die Notwendigkeit eines alternativen Ansatzes, zur Bewirtschaftung der weltweiten Ressourcen auf der Grundlage wirtschaftlichen Teilens und internationaler Zusammenarbeit.
Ein globaler Notfall
Trotz der Fülle an wissenschaftlichen Beweisen, die belegen, dass Menschen von Natur aus dazu neigen zusammenzuarbeiten und zu teilen, stützen sich Volkswirte und Politiker bei ihren Entscheidungen nach wie vor weitgehend auf die Annahme, dass die Menschen von Natur aus egoistisch, wettbewerbsorientiert und besitzergreifend sind. Diese einseitige Perspektive der Menschen hat jahrhundertelang den Aufbau eines aggressiven Imperiums und der Politik der Herrschaft und Kontrolle bestimmt und sie untermauert immer noch wie Gesellschaften und Nationen organisiert sind und wie die globale Wirtschaft funktioniert.[24]
Der Einfluss dieser ideologischen Herangehensweise an die Wirtschaft zeigt sich in der Politik der Regierungen auf beiden Seiten des politischen Spektrums. Der vorherrschende Trend in den meisten Ländern besteht darin, die Rolle der Marktkräfte bei der Gestaltung der Gesellschaft zu sehr zu betonen, mit einer Staatsschwächung, indem staatliche Vorschriften zurückgenommen und die Privatisierung öffentlicher Ressourcen gefördert werden. Angesichts des Strebens nach wirtschaftlichem Wachstum, das politische Entscheidungen vorantreibt, hängt der soziale Fortschritt in hohem Maße von der Förderung des Konsums ab, unabhängig von den sozialen und ökologischen Kosten.[25]
Seit den 1980er Jahren zeichnet sich unter dem Deckmantel der wirtschaftlichen Globalisierung und der „strukturellen Anpassung“ ein radikal anderer Ansatz für die internationale Entwicklung ab. Dieser zielt darauf ab, alle Hindernisse für die wirtschaftliche Tätigkeit zwischen den Nationen zu beseitigen und staatliche Eingriffe zu begrenzen, damit die Marktkräfte die Weltwirtschaft in Schwung bringen. In den letzten Jahrzenten verfolgten fast alle Regierungen mit zunehmender Kraft Richtlinien, die groß angelegte Unternehmenstätigkeiten, Schuldenfinanzierung, Abbau globaler Handelsbarrieren und erhöhten Kapitalfluss zwischen Staaten begünstigte. Infolgedessen ist der Handel zwischen Ländern von nationalem Eigeninteresse und internationalem Wettbewerb geprägt, mit einer Haltung von „die Starken überleben“, die ihre wirtschaftliche Macht auf transnationale Unternehmen und weitgehend nicht-haftbare globale Institutionen verlagert haben.[26]
Die „neoliberale“ Ideologie, die Gier und Eigennutz institutionalisierte, wurde möglicherweise von der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 in Verruf gebracht, dominiert aber weiterhin den politischen Diskurs und wird sowohl im globalen Norden als auch im Süden praktiziert. Frühere wirtschaftliche Ideale, die auf egalitären Werten, Umverteilung und sozialen Rechten beruhen, wurden durch eine neue „Cleverness“ ersetzt, die die angebliche Normalität des Marktes und den Vorrang der Gewinnerzielung voraussetzt – eine Annahme, die weiterhin die Parameter der öffentlichen Diskussion und die Mediendebatten bestimmen. Die Kommerzialisierung durchdringt mittlerweile fast jeden Aspekt des Lebens und hat ganze Bevölkerungsgruppen in eine finanzierte und vermarktete Weltanschauung hineingezogen, die die Mehrheit der Bürger davon abhält, überhaupt noch eine Alternative zum Status quo zu sehen.[27]
Teilen als Lösung für globale Krisen
Die heutige weltweite Situation stellt jedoch die Vision stark in Frage, dass die Zunahme des freien Marktes und des Privateigentums zu mehr wirtschaftlicher Effizienz und sozialem Wohlstand führen wird. Die durch die Liberalisierung der Marktkräfte versprochene wirtschaftliche Freiheit hat in Wirklichkeit zu einer Freiheit für die ganz Wenigen und zu einem Widerspruch zum Kernversprechen eines freien Marktes geführt, und zwar dass mehr Wohlstand geteilt wird. Unser Versäumnis, Ressourcen international zu teilen, hat zur Schaffung eines globalen Wirtschaftssystems geführt, das von Natur aus höchst ungerecht und umweltschädlich ist. Die Menschheit sieht sich nun einer Reihe von miteinander verbundenen globalen Krisen gegenüber, die massive Armut und zunehmende Ungleichheit, den Klimawandel und die ökologische Krise in all ihren Dimensionen, sowie anhaltende Konflikte um die schwindenden natürlichen Ressourcen der Welt umfassen.[28]
Man braucht wenig Vorstellungskraft, um zu sehen, wie Nationen den wirtschaftlichen Austausch als Lösung für diese kritischen globalen Probleme einsetzen können. Einfach ausgedrückt, ist eine gerechte Aufteilung des Wohlstands, der Macht und der Ressourcen der Welt von grundlegender Bedeutung, um die Kluft zwischen reichen und armen Ländern zu überbrücken und die Grundbedürfnisse Aller zu befriedigen. Die Schaffung eines neuen internationalen Rahmens für eine gerechtere und nachhaltigere Aufteilung der natürlichen Ressourcen (wie Land, Bodenschätze und fossile Brennstoffe) ist auch für den Schutz der Umwelt, die Beendigung jahrhundertelanger zwischenstaatlicher Konflikte und zur Förderung der globalen Solidarität von entscheidender Bedeutung.
Aus der Perspektive des gesunden Menschenverstands, bietet ein neues wirtschaftliches Paradigma, das auf Teilen und nicht auf dem Wettbewerb um die Ressourcen der Welt beruht, einen pragmatischen Weg für die internationale Gemeinschaft, angesichts der großen Krisen denen wir gegenüberstehen. Gleichzeitig stellt es eine revolutionäre Herausforderung für den Status quo dar, die eine drastische Abkehr von einer vorherrschenden Ideologie erfordert, die auf wirtschaftlichem Egoismus, zügelloser Kommerzialisierung und rein materialistischen Zielen beruht.
Globale Armut und Ungleichheit
Das dringendste Motiv einen Rahmen für einen wirtschaftlichen Austausch zu ermöglichen, ist die Schaffung einer gleichberechtigten Welt, in der die Grundbedürfnisse des Menschen universell gedeckt werden. Die Regierungen verpflichteten sich 1948 erstmals zu diesem Ziel, als die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte angenommen hatte, in der es im Artikel 25 Absatz 1 heißt: „Jeder Mensch hat Anspruch auf eine Lebenshaltung, die seine und seiner Familie Gesundheit und Wohlbefinden einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztlicher Betreuung und der notwendigen Leistungen der sozialen Fürsorge gewährleistet; er hat das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität, Verwitwung, Alter oder von anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.“[29]
Mehr als 65 Jahre später ist das Erreichen dieser Grundrechte für alle Menschen der Welt immer noch eine ferne Hoffnung und ein vages Bestreben der internationalen Gemeinschaft. Selbst in vielen der reichsten Länder sind die Armutsraten seit einem Jahrzehnt gestiegen, und die Situation verschlechtert sich rapide, da Sparmaßnahmen die sozialen Sicherheitsnetze senken und wesentliche öffentliche Dienstleistungen schwächen. Fünf Jahre nach der Finanzkrise von 2008 waren beispielsweise in den USA etwa 50 Millionen Menschen - jeder sechste der Bevölkerung - offiziell hungrig, noch bevor die staatlichen Ernährungshilfeprogramme drastisch gekürzt wurden. [30] In ganz Europa, wo die sozialen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte derzeit stark in Mitleidenschaft gezogen werden, warnen Analysten seit mehr als einem Jahrzehnt vor einem geteilten Kontinent mit tief verwurzelter Armut.[31]
Nichts beschreibt die gefährliche Abkehr von der Praxis des Teilens in der Gesellschaft so sehr wie der zunehmende Hunger und die unnötige Benachteiligung in den wohlhabenden Teilen der Welt. Weiterhin besteht die Tatsache, dass die Auswirkungen extremer Armut in den ärmsten Ländern Afrikas südlich der Sahara, in Asien und Lateinamerika sowie in anderen Regionen mit niedrigem und mittlerem Einkommen generell weitaus schwerwiegender sind. Trotz der raschen Verbesserung des Lebensstandards für einen großen Teil der Weltbevölkerung in den letzten Jahrzehnten, wird einer inakzeptablen Anzahl von Menschen immer noch der Zugang zu den Grundbedürfnissen des Lebens verwehrt.
Selbst wenn das Millenniums-Entwicklungsziel zur Halbierung der extremen Armut erreicht wird, werden im Jahr 2015 offiziell rund eine Milliarde Menschen ohne ausreichende Überlebensmöglichkeiten sein - inoffizielle Schätzungen liegen noch höher.[32] 95 Prozent der Menschen in Entwicklungsländern überleben mit weniger als 10 US-Dollar pro Tag (vergleichbar mit 10 US-Dollar in den USA) - eine fast unmögliche Aufgabe für jemanden, der in einem Land mit hohem Einkommen lebt.[33] Das umstrittene Armutsmaß „ein Dollar pro Tag“ spiegelt auch nicht annähernd die raue Realität des Lebens von Millionen von Menschen in der dritten Welt wider, nicht zuletzt in den schnell wachsenden Slums von Entwicklungsstädten.[34]
Armut inmitten von Überfluss
In einer global vernetzten Gesellschaft mit einem Übermaß an Wohlstand, technologischer Kapazitäten und Fachwissen, ist es moralisch verwerflich und wirtschaftlich kurzsichtig, die extreme Armut nicht schon vor Jahrzehnten beendet zu haben. Dies wird jedoch nicht möglich sein, ohne gleichzeitig das Ausmaß der globalen Ungleichheit zu beseitigen, die seit den 1980er Jahren stetig zugenommen hat, als die von Unternehmen betriebene Politik der wirtschaftlichen Globalisierung weitgehend übernommen wurde. Um diese wachsende Krise der „Armut inmitten von Überfluss“ zu bewältigen, muss die Reform der ungerechten Politiken und Institutionen, die eine geteilte und zunehmend ungleiche Welt aufrechterhalten, einen weitaus größeren Stellenwert einnehmen.[35]
Aufgrund der bestehenden internationalen Handels-, Finanz- und Steuersysteme fließen heute mindestens zehnmal so viele Finanzmittel aus Entwicklungsländern in die reichen Länder, die dann von Geberregierungen als Auslandshilfe bereitgestellt werden. [36] Infolge dieser ungerechten Maßnahmen der Weltwirtschaft genießen die reichsten 20 Prozent der Weltbevölkerung fast 83 Prozent des Gesamteinkommens, während die ärmsten 20 Prozent nur 1 Prozent erhalten.[37] In den letzten Jahren hat diese Konzentration von Wohlstand zugenommen: Ein Prozent der reichsten Menschen der Welt besitzt 110 Billionen US-Dollar - das 65-fache des Gesamtvermögens der unteren Hälfte der Weltbevölkerung.[38]
Diese erstaunliche Fehlverteilung von Wohlstand und Einkommen zeigt, wie verzerrt die Prioritäten der Welt sind, wenn viele Millionen Menschen immer noch nicht auf die wesentlichen Ressourcen zugreifen können, die andere für selbstverständlich halten. Globale Gerechtigkeitskämpfer wiederholen häufig, dass die zugrunde liegenden Ursachen für diese grobe Ungleichheit politischer Natur sind, da sie auf den politischen Entscheidungen der Regierungen, den Institutionen, die die wirtschaftlichen Beziehungen regeln, und der konkurrenzlosen Macht und dem Einfluss der größten Unternehmen der Welt beruhen.[39]
Ohne eine Reform dieser strukturellen Bedingungen werden internationale Hilfe und andere Formen der finanziellen Umverteilung niemals ein adäquates Mittel sein, um die Armut zu beenden oder die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern. Wenn die Weltwirtschaft den Interessen aller Menschen dienen soll, muss sie in erster Linie darauf ausgerichtet sein, die Wahrung der sozialen und wirtschaftlichen Rechte auf Dauer zu gewährleisten - auf der Grundlage einer echten Form der multilateralen Zusammenarbeit und des wirtschaftlichen Teilens.
Die Umweltkrise
Die Forderung nach größerem wirtschaftlichem Austausch steht seit langem im Mittelpunkt der internationalen Debatte in Bezug auf den Klimawandel und nachhaltiger Entwicklung. Der springende Punkt dabei ist, wie kann sichergestellt werden, dass die begrenzten Ressourcen der Welt gerecht verbraucht werden und das in einem Tempo, das die Regenerations- und Absorptionskapazität der Biosphäre nicht überschreitet. Unabhängig davon, ob es sich um ökologische Fußabdrücke oder „gerechte Anteile“ in einer Welt der Grenzen handelt, sollten alle Menschen das gleiche Recht haben, die Ressourcen der Erde zu teilen, ohne den Planeten irreversibel zu schädigen oder zukünftigen Generationen den Zugang zu diesen Ressourcen zu verweigern.
Bis heute haben die Regierungen es abgrundtief versäumt, einen politischen Rahmen für die Begrenzung der Kohlenstoffemissionen und die gerechte Aufteilung des verbleibenden „Kohlenstoffraums“ der Atmosphäre auf alle Nationen zu verteilen.[40] Der Klimawandel und die Umweltverschmutzung sind jedoch nur ein Aspekt einer weitreichenden ökologischen Krise, die sich aus unserer Übernutzung und Verschlechterung der natürlichen Umwelt ergibt. Ungefähr 60% der Ökosysteme der Erde wurden in den letzten 50 Jahren durch menschliche Aktivitäten erheblich beeinträchtigt, was auf den rapiden Verlust unserer biologischen Vielfalt hinweist, die unser Wohlergehen und die menschlichen Zivilisation, so wie wir sie kennen, bedroht.[41]
Die Menschheit verbraucht derzeit natürliche Ressourcen 50% schneller, als der Planet sie wiederherstellen kann, und als Ergebnis benötigen wir bereits das Äquivalent von eineinhalb Planeten, um das heutige Verbrauchsniveau zu unterstützen.[42] Die Nachfrage nach Ressourcen aller Art steigt jedoch exponentiell, insbesondere nach Nahrungsmitteln, Öl, Land und Wasser. Daher sind die Themen Ressourcenknappheit und Umweltgrenzwerte in den letzten Jahren auf der globalen Tagesordnung nach oben gelangt und werden sowohl aufgrund der wachsenden Bevölkerung, als auch des zunehmenden Wohlstands in Schwellenländern immer dringlicher.[43]
Faire Verteilung
Die Herausforderung, die Ressourcen des Planeten zu teilen, hängt jedoch von den enormen Ungleichgewichten in den Verbrauchsmustern auf der ganzen Welt ab. Derzeit verbrauchen die reichsten 20 Prozent der Weltbevölkerung, von denen die meisten in reichen Ländern leben, 80 Prozent der globalen Ressourcen und sind daher überwiegend für den Klimawandel und die Umweltzerstörung verantwortlich. Unterdessen haben die ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung keinen ausreichenden Zugang zu lebensnotwendigen Gütern wie Nahrung, sauberem Wasser und Energie, verbrauchen jedoch nur 1,3 Prozent der Ressourcen.[44] Es sind auch die Armen, die überproportional unter den schädlichen Auswirkungen des Klimawandels und der Ressourcenverknappung leiden, was weiter zu wachsenden Ungleichheiten beiträgt und häufig Armut und soziale Konflikte verstärkt.[45]
Dies führt zu ernsten Problemen in Bezug auf Fairness und Gerechtigkeit in der Diskussion zu planetarischen Begrenzungen und Nachhaltigkeitsgrenzen. Wenn die begrenzten Ressourcen der Welt allen Menschen zugänglich gemacht werden sollen, aber zu einem nachhaltigen Preis konsumiert werden sollen, müssen Länder mit hohem Einkommen den Verbrauch natürlicher Ressourcen deutlich reduzieren, damit ärmere Nationen ihre Volkswirtschaften ausbauen und ihren materiellen Lebensstandard verbessern können. Gleichzeitig müssen die armen Länder im Einklang mit den internationalen Umweltzielen, im Vergleich zu den heutigen Industrienationen, weniger materialintensive Entwicklungsmodelle anstreben.[46]
Es führt kein Weg an dieser grundlegenden Anpassung vorbei, die erforderlich ist, um eine auf Gerechtigkeit basierende nachhaltige Entwicklung zu erreichen, die letztendlich das Überdenken der Begriffe Wohlstand und wirtschaftliche Umstrukturierung erfordert. Die Schaffung einer nachhaltigen und gerechten Welt wird nur möglich sein, wenn wir Produktions- und Verbrauchsmuster ändern, die die natürlichen Ressourcen erschöpfen, die biologische Vielfalt untergraben und die Atmosphäre verschmutzen, und wenn wir nicht den Rechten von Mutter Erde gegenüber den kommerziellen Interessen Vorrang geben.[47] Solch eine Transformation mag im gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Kontext unerreichbar erscheinen, aber die Gewissheit, dass die Lebenserhaltungssysteme der Erde irreversibel geschädigt werden, lässt der internationalen Gemeinschaft nur eine Option – wirtschaftliches Teilen und ökologische Verwaltung an die Spitze der Politikgestaltung und der globalen Führung zu stellen.
Konflikt um Ressourcen
Eine alarmierende Folge, des anhaltenden Versagens der Menschheit die Ressourcen zu teilen, ist die Eskalation zwischenstaatlicher Konflikte um Land, fossile Brennstoffreserven und weiterer wichtiger Industriematerialien. Nahezu jede Regierung ordnet der Ressourcensicherheit heute eine große strategische Bedeutung bei, insbesondere in Bezug auf die Öl- und Gasversorgung. Das Ergebnis ist eine neue globale Landschaft, in der der Wettbewerb um lebenswichtige Ressourcen zum Leitprinzip für die Akkumulation und den Einsatz von Militärmacht wird. Da die Proliferation von Atomwaffen jedoch unvermindert anhält, erhöht jede Intensivierung den Kampf um die Sicherung der ungenutzten natürlichen Ressourcen der Welt und die Wahrscheinlichkeit eines katastrophalen Krieges unter den großen Industriemächten.
Die Notwendigkeit einer entschlossenen militärischen Rolle beim Schutz von Energieanlagen im Ausland, ist seit langem ein vorrangiges Thema für viele Nationen der Welt und spielt sowohl für die Außenpolitik als auch für die nationalen Sicherheitsstrategien eine immer wichtigere Rolle.[48] Zwischen 1965 und 1999 allein kam es zu 73 Bürgerkriegen um Ressourcen, bei denen mehr als tausend Menschen pro Jahr ums Leben kamen [49], und seitdem wurden mindestens 18 internationale Konflikte durch den Wettbewerb um Ressourcen ausgelöst.[50] Viele Analysten behaupten auch, dass die Sicherung der wichtigsten Ressourceninteressen ein Schlüsselfaktor war, der die Intervention im Golfkrieg von 1991, sowie die Invasion des Irak im Jahr 2003 zu rechtfertigten versuchte.[51]
Die Wahrscheinlichkeit eines künftigen gewaltsamen Konflikts ist am Ansteigen, da die Nationen um die Kontrolle der Öl- und Gasreserven in der Arktis, im ost- und südchinesischen Meer, auf den Falklandinseln und anderswo kämpfen. Während die Regierungen ihren derzeitigen Weg des aggressiven Wettbewerbs um die Kontrolle der knappen natürlichen Ressourcen des Planeten fortsetzen, garantieren eine Reihe von Faktoren eine weitere Eskalation von gewaltsamen Konflikten in naher Zukunft. Dies schließt eine wachsende Weltbevölkerung und eine rasch wachsende Klasse von Verbrauchern in Entwicklungsländern ein, was einen enormen Anstieg der Nachfrage nach Energie und Rohstoffen zur Folge hat. Die Auswirkungen des Klimawandels werden auch die Ressourcenknappheit weiter verschärfen, indem der Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser, Land und anderen lebenswichtigen Ressourcen in den kommenden Jahrzehnten dramatisch eingeschränkt sein wird.[52]
Ein kooperativer Ansatz
Trotz eines Mangels an öffentlicher Debatte zu diesem Thema, besteht kaum ein Zweifel daran, dass eine tragfähige Strategie zur Ressourcensicherheit für das 21. Jahrhundert auf einem alternativen Rahmen für internationale Zusammenarbeit und gemeinsame Ressourcennutzung beruhen muss und nicht auf nationalen Eigeninteressen und wiederkehrenden Konflikten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie ein solcher Rahmen funktionieren könnte. Es müssten unbedingt robuste und unparteiische internationale Institutionen geschaffen werden, um einen gerechten Zugang zu den weltweit vorhandenen Rohstoffvorräten zu gewährleisten und um Engpässe in Zeiten akuter Knappheit oder Notlage zu lindern und den universellen Zugang zu kritischen Gütern zu gewährleisten. Durch das UN-System könnte die internationale Gemeinschaft auch den Druck auf die globalen fossilen Brennstoffreserven verringern, indem sie Investitionen in erneuerbare Energien kanalisiert und alternative Energietechnologien weitergibt, sobald diese entwickelt werden.[53]
Ein kooperativer Ansatz für die Ressourcensicherheit ist nicht nur zur Vermeidung von Konflikten und zur Bewältigung von sozialen und Umweltkrisen erforderlich, sondern würde auch erhebliche finanzielle Ressourcen aus den globalen Militärhaushalten freisetzen und das Wohlwollen der Nationen fördern. Selbst wenn sich die Regierungen an dem gewaltigen Prozess des Aushandelns einer solchen Strategie beteiligen wollen, müssen sie die nationalistische Nullsumme überwinden, die derzeit das Paradigma der globalen Ressourcenbeschaffung - insbesondere in Bezug auf fossile Brennstoffe - beherrschen, bei dem es sich im Wesentlichen um einen Gewinner handelt. Gleichzeitig müssen die politischen Entscheidungsträger bereit sein, den rapide ansteigenden Verbrauch zu mindern, der den nicht nachhaltigen Bedarf an Energie und Rohstoffen antreibt. Letztendlich bedeutet dies, das vorherrschende Wirtschaftsmodell, das für seinen weiteren Erfolg immer höhere Verbrauchswerte erfordert, grundlegend zu überdenken und neue industrielle Verfahren einzuführen, die nicht von der Versorgung mit begrenzten Ressourcen abhängig sind.
So idealistisch es auch erscheinen mag, kooperative Lösungen zu finden, die künftige Konflikte um Land, Wasser oder fossile Brennstoffe verhindern können, steht die Menschheit vor einer unvermeidlichen Wahl: Entweder nach Wegen zu suchen, das Gemeingut unserer Umwelt gerechter zu teilen, oder den Weg des verschärften Ressourcenwettbewerbs fortzusetzen und damit ein weiteres wirtschaftliches Trauma, die Beschleunigung des Klimawandels und die Möglichkeit eines dritten Weltkrieges zu riskieren.
Teil 3: Wie kann globales Teilen funktionieren?
An diesem kritischen Zeitpunkt in der Geschichte der Menschheit kann nur eine vereinte globale Öffentlichkeit die Regierungen unter Druck setzen, ihre verzerrten Prioritäten neu zu ordnen, effektiver zusammenzuarbeiten und die Ressourcen der Welt gerechter zu teilen. Wie in den folgenden Abschnitten dargelegt, besteht ein entscheidender erster Schritt für die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen darin, ein internationales Programm der Soforthilfe für die Beendigung der lebensbedrohlichen Armut umzusetzen, gefolgt von einer längerfristigen Transformation der Weltwirtschaft, um einen angemessenen Standard für alle, innerhalb ökologischer Grenzen, zu gewährleisten.
Ein Programm zum Überleben
Die Bewältigung der oben erwähnten ineinandergreifenden Krisen ist die größte Herausforderung, der sich die Menschheit in ihrer langen Geschichte gegenübersieht. Es erfordert eine gründliche Umstrukturierung der Weltwirtschaft sowie ein weitaus größeres Verständnis, Engagement und Solidarität zwischen den Völkern und Nationen. Um über das nationale Eigeninteresse und den aggressiven Wettbewerb um lebenswichtige Ressourcen hinauszugehen, müssen die politischen Beziehungen zwischen den Regierungen auf der Grundlage der internationalen Zusammenarbeit und eines echten wirtschaftlichen Austauschs drastisch angepasst werden.
Solche grundlegenden Veränderungen der internationalen Wirtschaftsordnung können nur dann Realität werden, wenn die öffentliche Meinung der Welt darauf ausgerichtet ist, Armut zu beseitigen und den Schutz für die Umwelt als oberste Priorität für das 21. Jahrhundert anzusehen. Angesichts des derzeitigen „Business as usual“ Ansatzes der Politikgestaltung, ist es unwahrscheinlich, dass die Regierungen die Notwendigkeit eines globalen wirtschaftlichen Austauschs akzeptieren, bis die Krisen der Ungleichheit, der Ressourcenknappheit und der Umweltzerstörung einen gefährlichen Höhepunkt erreichen. Der Druck der Öffentlichkeit auf Veränderung und Gerechtigkeit wird bis dahin unweigerlich zunehmen, und die Politiker haben möglicherweise keine andere Wahl, als ihre verzerrten Prioritäten zu überdenken oder zunehmendes soziales, wirtschaftliches und ökologisches Chaos zu riskieren.
Es ist unmöglich vorherzusagen, wie sich ein weltweiter Instandsetzungs- und Wiederaufbauprozess entwickeln wird, aber wenn die notwendige wirtschaftliche Transformation auf demokratischem Wege erfolgen soll, wird dies einen umfassenden internationalen Dialog über einen Zeitraum von Monaten, wenn nicht sogar Jahren erfordern. Der Zweck dieser Vorschläge besteht nicht darin, die Bedingungen für eine globale Wirtschaftsreform zu diktieren, sondern das öffentliche Engagement und die Debatte über diese kritischen Themen anzuregen und die Unterstützung der Bevölkerung für eine Kampagne zu stärken, in der die Regierungen aufgefordert werden, die Ressourcen der Welt zu teilen.
Wie in Teil 1 beschrieben, ist eine reformierte und demokratisierte UN die einzige multilaterale Institution, die ein koordiniertes globales Programm für eine umfassende Wirtschaftsreform ermöglichen kann. Eine breite Koalition der Zivilgesellschaft muss daher Druck auf die Regierungen ausüben, einen internationalen Gipfel auf der UN-Generalversammlung einzuberufen, um eine umfassende Agenda für die Umstrukturierung und kooperative Steuerung der Weltwirtschaft im Interesse aller Nationen zu vereinbaren. Diese Verhandlungen sollten sich sowohl auf die unmittelbaren als auch auf die längerfristigen Maßnahmen zur Minderung der weltweiten Armuts-, Umwelt- und Sicherheitskrisen konzentrieren. Denn es erfordert eine radikale Veränderung in wirtschaftlichen Beziehungen, um unsere kollektiven Werte und die globale gegenseitige Abhängigkeit zu berücksichtigen.
In den folgenden Abschnitten werden die wichtigsten Pfeiler dieser transformativen globalen Agenda beschrieben, die Folgendes umfassen sollte:
1. Ein internationales humanitäres Hilfsprogramm: Definitionsgemäß muss jeder Prozess des wirtschaftlichen Austauschs zwischen und innerhalb von Ländern den dringenden Bedürfnissen der Ärmsten Vorrang einräumen. Angesichts dieses Gebots muss das Hauptanliegen der ersten Phase der globalen Verhandlungen darin bestehen, ein Notfallprogramm für humanitäre Hilfe zu organisieren und umzusetzen, um lebensbedrohliche Benachteiligung und vermeidbare armutsbedingte Todesfälle zu verhindern - unabhängig davon, wo dies auf der Welt geschieht. Ein solches Programm muss in kürzester Zeit vereinbart und umgesetzt werden und erfordert eine beispiellose Mobilisierung internationaler Institutionen, Ressourcen und Fachkenntnisse über bestehende Nothilfebudgets und humanitäre Programme hinaus.
2. Strukturreform der Weltwirtschaft: Die Generalversammlung der Vereinten Nationen muss auch eine weltweite öffentliche Anhörung von Vertretern aller Länder und Gesellschaftsbereiche ins Leben rufen, um eine Strategie zur Umstrukturierung der Weltwirtschaft zu erörtern, auszuhandeln und umzusetzen. Unter den zahlreichen Reformen, die bei diesen Verhandlungen in Betracht gezogen werden sollten, muss besonderes Augenmerk daraufgelegt werden, den Zugang zu angemessenem Sozialschutz und angemessenen öffentlichen Dienstleistungen für alle zu gewährleisten; Aufbau eines gerechten und nachhaltigen globalen Nahrungsmittelsystems; und Schaffung eines internationalen Rahmens für eine gerechtere und innerhalb planetarischer Grenzen liegende Aufteilung der natürlichen Ressourcen.
Ein solches Bestreben mag für manche radikal erscheinen, aber diese beiden Vorschläge stimmen weitgehend mit dem vor mehr als 30 Jahren vorgebrachten Bericht der Unabhängigen Kommission für internationale Entwicklungsfragen (der Brandt-Kommission) überein. Heute sind die Probleme der Welt, nach drei Jahrzehnten wirtschaftlicher Globalisierung, noch komplexer und noch enger miteinander verknüpft. Die zur Bewältigung globaler Krisen erforderlichen Lösungen müssen weit über die Vorschläge der Kommissare hinausgehen, die zum Brandt-Bericht beigetragen haben. Trotz der Ungleichheiten, von denen Brandt sprach, die jetzt ihre Sollbruchstelle erreicht haben, sind wir immer noch weit von seiner Vision entfernt, dass Nationen zusammenkommen, um „ein nachhaltiges biologisches Umfeld und nachhaltigen Wohlstand auf der Grundlage gerecht geteilter Ressourcen zu gewährleisten“.[ 54]
Es ist unbedingt erforderlich, dass die Weltöffentlichkeit das Verständnis entwickelt, dass wir uns inmitten einer zivilisatorischen Krise befinden, und dass die Regierungen nur noch wenig Zeit haben, ein „Überlebensprogramm“ umzusetzen. Es ist unsere einzige Hoffnung, wirtschaftliche und ökologische Katastrophen abzuwenden.
Ein Nothilfeprogramm
Ob aus moralischer, humanitärer oder rein wirtschaftlicher Sicht, die oberste Priorität der Regierungen im 21. Jahrhundert sollte die dringende Vermeidung lebensbedrohlicher Entbehrungen auf der ganzen Welt sein. Jeden Tag, an dem wir nicht handeln, sterben wahrscheinlich weitere 40.000 Menschen an vermeidbaren armutsbedingten Ursachen, die fast alle Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen betreffen.[55] Wenn es uns ernst ist, das Prinzip des Teilens aus tiefstem Herzen in den Mittelpunkt globaler Krisen zu stellen, muss der allererste Schritt in diesem Prozess des weltweiten Wiederaufbaus mit Sicherheit ein internationales Nothilfeprogramm sein, um alle unnötigen Todesfälle, aufgrund von Hunger oder Armut, zu einem Ende zu bringen.
Die Regierungsrhetorik könnte darauf hindeuten, dass bereits viel unternommen wird, um extreme Benachteiligung in weniger entwickelten Ländern zu verhindern, aber dies ist noch weit von der Realität entfernt. Die öffentliche Entwicklungshilfe (Official Development Assistance, ODA) ist nach wie vor mit finanziellen Beschränkungen und politischen „Bedingungen“ verbunden, die ihre Wirksamkeit drastisch verringern, während die meisten Geberländer die seit langem vereinbarte Hilfszusage, lediglich 0,7% des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe bereitzustellen, nicht einhalten.[56] Von den eher geringfügigen Beträgen, die als Hilfe von den reichen in die armen Länder überwiesen werden, wissen nur wenige, dass nur ein geringer Teil für humanitäre Notfälle verwendet wird - lediglich 8% der gesamten öffentlichen Entwicklungshilfe.[57]
Es ist höchste Zeit, dass die internationale Gemeinschaft die lebensbedrohliche Armut als globalen Notfall ansieht und diese vermeidbare Krise entsprechend behandelt. Wenn eine Person, die in einem Notfall wie einer Naturkatastrophe oder einem Konflikt stirbt, sterben gleichzeitig 200 Menschen an armutsbedingten Ursachen.[58] Sollten die Regierungen ihren Begriff von einer humanitären Krise nicht erweitern und Vorkehrungen auf internationaler Ebene treffen, um sicherzustellen, dass Menschen mit akuter wirtschaftlicher Benachteiligung zumindest Zugang zu den Mindestanforderungen haben - Wasser, sanitäre Anlagen, Lebensmittel, Ernährung, Unterkünfte und Gesundheitsfürsorge - um ihr Grundrecht auf Leben und Würde zu gewährleisten (gemäß den seit langem vereinbarten internationalen Menschenrechtserklärungen und -konventionen)?[59]
Eine globale humanitäre Krise
Die strukturellen Ursachen der Armut sind komplex und politischer Natur. Um sie anzugehen, muss die Politik und ihre Institutionen, die die Weltwirtschaft regieren, tiefgreifend verändert werden. Längerfristig liegt die Verantwortung für Armutsbekämpfung und Entwicklung bei den nationalen Regierungen, die einen starken öffentlichen Sektor und umverteilende Steuersysteme entwickeln müssen. Auslandshilfe sollte die Mobilisierung einheimischer Ressourcen nicht ersetzen. Aber die am wenigsten entwickelten Länder können es sich nicht leisten auf diese strukturellen Veränderungen zu warten, während Millionen von Menschen von lebensgefährlicher Armut bedroht sind. Die globale Staatengemeinschaft muss dringend einen mutigen Schritt zur Rettung von Menschenleben und zur Beendigung extremer Armut unternehmen – und ungeachtet der Ausreden der Weltführer, ist dies durchaus praktikabel und bezahlbar.
Wie der STWR-Bericht über die Finanzierung der globalen Sharing Economy ausführt (Financing the Global Sharing Economy), gibt es viele fortschrittliche politische Optionen, die es den Regierungen ermöglichen könnten, rasch mehrere Milliarden US-Dollar zu mobilisieren, um die schlimmsten Auswirkungen von Armut und Hunger in den am stärksten benachteiligten Regionen der Welt zu mildern. Die institutionellen Strukturen, Kapazitäten und Fachkenntnisse, die erforderlich sind, um diese zusätzlichen Finanzmittel für wesentliche menschliche Bedürfnisse einzusetzen, sind vorhanden, darunter viele UN-Organisationen, Tausende von NGOs und zahlreiche humanitäre Organisationen, die häufig bedenklich unterfinanziert sind.[60]
Es gibt keinen Grund, warum ein zwischenstaatliches Notfallprogramm nicht in die Wege geleitet werden kann, um die Grundbedürfnisse der Verarmten der Welt als eine der wichtigsten internationalen Prioritäten zu decken. Mit ausreichender Unterstützung der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen könnte ein derartiger beispielloser globaler Aktionsplan über die Generalversammlung der Vereinten Nationen in relativ kurzer Zeit auf den Weg gebracht werden. Darüber hinaus könnte die notwendige Umverteilung der Finanzmittel von den reichen in die armen Länder im bestehenden politischen und wirtschaftlichen Rahmen, und unabhängig von den Entwicklungshilfebudgets für das Ausland, organisiert werden.
Die Hilfsmaßnahmen könnten auch auf der Grundlage des allgemeinen Bedarfs in reichen OECD-Ländern sowie in weniger entwickelten Ländern koordiniert werden, selbst wenn der unvermeidliche Schwerpunkt von den Armutszonen und städtischen Zentren im globalen Süden liegt. Ebenso könnte jede Regierung finanzielle oder zusätzliche strategische Ressourcen für das Programm bereitstellen, einschließlich Militärpersonal, um humanitären Organisationen bei der Verteilung von Nahrungsmitteln, und der Bereitstellung von Ausrüstung, oder technischer Hilfe zur Seite zu stehen.
Eine internationale Hilfestellung dieser Art wäre natürlich keine umfassende Lösung für Hunger und Armut, aber es wäre eine Lebensader für Millionen von Menschen, die ohne jegliche Form von Sozialhilfe, angemessener Gesundheits- oder Arbeitsbedingungen oder ausreichender Kaufkraft auskommen müssen, um ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen. Leider fehlte der notwendige politische Wille zur Umsetzung einer solchen Strategie des globalen wirtschaftlichen Austauschs in den frühen 1980er Jahren, als der Vorschlag der Brandt-Kommission, für einen „massiven Geldtransfer“ von den reichen in die armen Länder, von Staatsoberhäuptern in Betracht gezogen wurde. Jedoch ist das Ausmaß der humanitären Krise heute noch viel grösser. Wenn Regierungen und Zivilgesellschaften diese moralische Schandtat jemals beenden wollen, können wir uns diese politische und öffentliche Selbstgefälligkeit nicht weiter leisten.
Reform der Weltwirtschaft
Ein Nothilfeprogramm ist nur der erste Schritt in einer weit umfassenderen Agenda zur Revision der Weltwirtschaft und zur Bewältigung der strukturellen Ursachen unserer gegenwärtigen sozialen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Krisen. Der Umfang und die Komplexität einer solchen Aufgabe sind beispiellos. Niemals zuvor haben Vertreter aller Nationen einen erfolgreichen Dialog geführt, der die gesamte Bandbreite kritischer globaler Fragen - von Armut und Umweltschutz über Welthandel bis hin zu Finanzreformen - miteinander verbunden und neue globale Regeln und die Institutionen geschaffen, die uns näher an eine gleichberechtigtere Welt bringen können.
Um einen internationalen Konsens über die Reform der Weltwirtschaft zu erzielen, muss ein umfassender, von den Vereinten Nationen geführter, Konsultationsprozess eingeleitet werden, an dem sich zivilgesellschaftliche Gruppen, Regierungen, relevante globale Agenturen und Institutionen sowie Vertreter aus dem Privatsektor beteiligen. Wie in den folgenden Abschnitten erörtert wird, sollte das Mindestziel dieser Verhandlungen darin bestehen, sich auf die reformierten strukturellen und Umverteilungsvereinbarungen zu einigen, die erforderlich sind, um:
- den Zugang zu angemessenem Sozialschutz und wesentlichen öffentlichen Dienstleistungen für alle Menschen in allen Ländern zu gewährleisten.
- ein gerechtes und nachhaltiges globales Nahrungsmittelsystem zu etablieren und den universellen Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln als grundlegendes Menschenrecht garantieren.
- sicherzustellen, dass alle Menschen und Nationen auf einen angemessenen Anteil der weltweiten Ressourcen Zugriff haben und diese konsumieren können, ohne Umweltgrenzen zu überschreiten.
Ungeachtet davon, wie Nationen sich darauf einigen einen globalen Rahmen zu organisieren, der eine gerechtere und nachhaltigere Verteilung von Ressourcen ermöglicht, sind die Auswirkungen auf bestehende Institutionen, Strategien und Finanzierungsmechanismen immens und umfassend. Eine neue Vision unserer globalen gegenseitigen Abhängigkeit ist gefordert, mit tiefgreifenden Veränderungen in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen auf der Grundlage echter Zusammenarbeit und gemeinsam erbrachter Opfer. Eine gerechtere Verteilung von Wohlstand, Macht und Ressourcen weltweit, erfordern umfassende Strukturen der globalen Führung und institutionelle Reformen, die weit über die bestehenden Entwicklungs-Bemühungen zur Bekämpfung der Armut, zur Förderung eines fairen Handels und zur Bereitstellung von Ausgleichshilfe hinausgehen.
Ein Prioritätenplan
Mehr als sechs Jahre nach dem Finanzkollaps von 2008, müssen die Regierungen immer noch die Finanz- und Währungssysteme umstrukturieren, oder strengere Vorschriften für den Bankensektor und spekulative Aktivitäten erlassen. Besonderes Augenmerk muss auf die Schaffung einer ausgewogenen globalen Finanzarchitektur mit einer stabilen internationalen Reservewährung gelegt werden, und es gibt viele Vorschläge für die Beschaffung von Geldern durch eine demokratische und transparente Einrichtung, die im öffentlichen Interesse arbeitet.[61] Darüber hinaus sind die Forderungen der Bevölkerung, die Steueroasen einzudämmen und ungerechte und unbezahlbare Schulden den Entwicklungsländern zu erlassen, seit langem überfällig und weiterhin von entscheidender Bedeutung, um eine gleichmäßigere Verteilung der Finanzressourcen der Welt zu erreichen.[62]
Ein tragfähigeres Konzept zur Verwaltung der Volkswirtschaften erfordert ein deutliches Umdenken in den westlichen Vorstellungen von Entwicklung, eine ganzheitlichere Sichtweise im Verhältnis zur natürlichen Umwelt und ein neues Konzept von Finanzmaßnahmen wie dem BIP als generellen Maßstab für den nationalen und sozialen Fortschritt.[ 63] Umweltprobleme - vom Klimawandel bis zu Raubbau und Abwertung der natürlichen Ressourcen - machen es unumgänglich, dass die Regierungen den unaufhaltsamen Vorstoß zur Handelsliberalisierung, sowie die Dominanz des verbrauchsgesteuerten Wirtschaftswachstums über die Regierungspolitik, überdenken müssen.[64] Es muss viel getan werden, um die Kultur des Konsums aufzulösen, ebenso müssen sich Investitionen neben einer Vielzahl von Maßnahmen zur Energie- und Ressourceneffizienz drastisch hin zum Aufbau und Erhalt einer kohlenstoffarmen Infrastruktur verschieben.[65]
Um der zunehmenden Konzentration von Finanz- und Wirtschaftsmacht in den Händen einer kleinen Anzahl multinationaler Unternehmen entgegenzuwirken, sollten die Regierungen auch Maßnahmen unterstützen, die die Kontrolle der Bürger über ihre lokalen Volkswirtschaften, insbesondere in Entwicklungsländern, verstärken. Staatliche Mittel sollten für lokale Initiativen bereitgestellt werden, um die Diversifizierung der Volkswirtschaften zu unterstützen und den sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Erneuerung vor Ort zu fördern, sowie für kooperative Unternehmen und Betriebe mit gleichem Interesse, die die Wirtschaftstätigkeit zurück in die Städte und Gemeinden umverteilen. Ein stärkerer Fokus auf die Inlandsmärkte würde auch die Möglichkeiten für eine stabile Beschäftigung in der lokalen Industrie verbessern und dazu beitragen, die lokale und nationale Eigenständigkeit bei der Erfüllung wesentlicher Bedürfnisse wiederherstellen.[66]
Die oben genannten Themen sind nur eine Momentaufnahme einer umfassenden Agenda für den wirtschaftlichen Wandel, verschiedene Aspekte, die von vielfältigen Kampagnengruppen weitgehend unterstützt werden. Die Herausforderung, irgendeine dieser Reformen in die Tat umzusetzen, ist im Wesentlichen eine demokratische Aufgabe, bei der die Zivilgesellschaft ihr Recht auf die Festlegung der künftigen Ausrichtung der Wirtschaftspolitik bekräftigen und sicherstellen muss, dass die Politiker ihrer Verantwortung nachkommen und den Bedürfnissen ihrer Bürger gerecht werden. Damit Führungssysteme integrativ und wirksam sind und die ökonomische und kulturelle Vielfalt wahren, muss den Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, sich an Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen der Gesellschaft zu beteiligen - von lokal bis global.[67]
In den folgenden Abschnitten werden die drei Hauptschwerpunkte für globale Verhandlungen vorgestellt. Es wird dabei erläutert, warum diese Reformen ein beispielloses Maß an internationaler Zusammenarbeit und wirtschaftliches Teilen erfordern, um ihren Erfolg sicherzustellen:
- Die Nahrungsmittel der Welt teilen
- Aufbau einer Sharing Society
- Aufteilung des globalen Gemeinguts
Die Nahrungsmittel der Welt teilen
Trotz der mehr als ausreichenden Produktion von Nahrungsmitteln, um den Nahrungsbedarf der gesamten Weltbevölkerung zu decken, führen lebensbedrohliche Hungersnöte nach wie vor zur Vernichtung vieler Entwicklungsländer, und mindestens 842 Millionen Menschen hungern täglich.[68] Es ist offensichtlich, dass unser globales Lebensmittelsystem mit dem Prinzip des Teilens nichts zu tun hat, wenn eine weltweite Unterernährung trotz enormer Nahrungsmittelüberschüsse mit den globalen Märkten koexistiert. Wenn wir die Familie der Nationen tiefgreifend betrachten, sollte das Teilen von Nahrungsmitteln inmitten einer Welt des Überflusses ergeben, dass niemand mehr an Hunger stirbt. Das erfordert eine Neuordnung der Prioritäten aller Regierungen, damit jedem das Recht auf gesunde, nahrhafte und bezahlbare Nahrung garantiert wird.[69]
Aber der Skandal des Hungers ist nur das ungeheuerlichste Beispiel eines gestörten Nahrungsmittelsektors, der auf jeder Ebene in der Krise ist. Industrielle Landwirtschaftspraktiken haben die natürlichen Ressourcen, von denen das Leben des Menschen abhängt, erheblich verschlechtert, und die Regierungen stehen vor enormen Herausforderungen, um den künftigen Bedarf an Nahrungsmitteln aufgrund von Wasserknappheit, Begrenzung fossiler Brennstoffe, Klimawandel und Umweltzerstörung zu decken. Nach einigen Schätzungen verursacht das globalisierte industrielle Nahrungsmittelsystem mehr als die Hälfte aller Treibhausgasemissionen.[70] Ebenfalls berichten die Vereinten Nationen, dass 75% der pflanzengenetischen Vielfalt bereits im vergangenen Jahrhundert verloren gegangen sind, durch den tiefgreifenden Wandel mit ihren zerstörerischen Modellen in der Landwirtschaft.[71]
Ein neues Paradigma in der globalen Landwirtschaft ist dringend erforderlich. Wenn wir akzeptieren, dass Nahrungsmittel eine Grundvoraussetzung für das Leben sind, die auf allen Ebenen geteilt werden sollten - Familie, Gemeinde, national und international -, können wir Getreide und andere Grundnahrungsmittel nicht wie andere Handelsgüter vermarkten. Die gesamte Struktur der globalen Lebensmittelwirtschaft basiert jedoch auf der Überzeugung, dass Nahrungsmittel nicht für den menschlichen Bedarf, sondern für den Profit angebaut werden sollten, was weitreichende Auswirkungen auf die Lebensmittel- und Agrarsysteme hat, wenn das Teilen eine globale Wirtschaftsreform einleiten soll.[ 72]
Dies wird zum Beispiel durch das Regime für geistige Eigentumsrechte deutlich, das in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von Teilen ist - aufgebaut auf der Überzeugung, dass Unternehmen das Recht haben, die genetischen Güter zu privatisieren und zu "besitzen", während Kleinbauern sogar ihres Rechts beraubt werden, Samen zu teilen und zu retten.[73] Börsenspekulationen mit Grundnahrungsmitteln sind ebenfalls ein Skandal, angesichts Millionen Verhungernder auf der Welt. Eindeutige Beweise deuten darauf hin, dass Spekulationen auf Lebensmittelpreise an den Finanzmärkten in den letzten Jahren zu drastischen Preisschwankungen geführt haben und katastrophale Folgen für die ärmsten Haushalte haben.[74]
Globale Ernährungssysteme verändern
Um diese Trends umzukehren, müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, die zu einer weltweiten Zusammenarbeit führen. Es müssen beispielsweise unbedingt faire regionale und globale Handelsvereinbarungen getroffen werden, da derzeit die größten Unternehmen kolossale Gewinne aus dem internationalen Handel mit Agrarrohstoffen erzielen – und das inmitten von instabilen Nahrungsmittelpreisen.[75] In einer dramatischen Neuausrichtung der Agrarhandelspolitik sollten die Regierungen eher darauf abzielen, ein höheres Maß an Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln zu erreichen, die Märkte neu zu regulieren und die Abhängigkeit von Importen sowohl innerhalb der OECD-Länder als auch im globalen Süden zu verringern.[76]
Einfach gesagt, hängt ein gerechteres und nachhaltigeres Ernährungssystem davon ab, dass Menschen und Gemeinschaften befähigt werden, Nahrung anzubauen und zu teilen. Diese neue Richtung wird rigoros von einer Bewegung für Ernährungs-Souveränität formuliert, die die Unternehmensvision der Agrikultur zugunsten eines eher lokalen, ökologischen und menschengeleiteten Ansatzes für die Landwirtschaft ablehnt.[77] In der Tat ist das wissenschaftliche Argument für eine kleine, schlagarme Landwirtschaft bereits gewonnen worden: 2008 wurden die Schlussfolgerungen von mehr als 400 Experten in der von den Vereinten Nationen gesponserten IAASTD-Studie veröffentlicht, die ein vernichtendes Urteil über moderne Systeme der industriellen Landwirtschaft abgab und den politischen Entscheidungsträgern einen wirksamen Plan zur Bewältigung der heutigen globalen Nahrungsmittelkrise präsentierte.[78]
Die Praxis des Teilens spielt eine Schlüsselrolle in einem neuen Paradigma für Ernährung und Landwirtschaft, aber es muss eindeutig eine echte Form des wirtschaftlichen Teilens sein, die sich auch mit den Machtstrukturen und der Politik befasst, die einer ungerechten globalen Wirtschaft zugrunde liegen. Es ist unerlässlich, dass die Regierungen endlich ihre Verantwortung übernehmen, den Zugang aller Menschen zu gesunder Nahrung zu gewährleisten und dabei Maßnahmen zur Demokratisierung und Lokalisierung der Lebensmittelwirtschaft im Einklang mit den Grundsätzen des Teilens und der Zusammenarbeit ergreifen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die politische Herausforderung für die internationale Gemeinschaft nicht ernster und tiefgreifender sein könnte: den geistigen, ideellen Wert von Nahrungsmitteln wiederherzustellen und sie nicht nur als Ware anzusehen - und damit auch ein universelles Menschenrecht wieder gemeinsam zu teilen.[79]
Aufbau einer Sharing Society
Als Priorität für längerfristige globale Reformbemühungen müssen die Regierungen sicherstellen, dass die Wirtschaftssysteme in erster Linie auf die Befriedigung der wesentlichen Bedürfnisse aller Bürger ausgerichtet sind. Ein Nothilfeprogramm und bestehende Formen der Auslandshilfe müssen im Einklang mit langjährigen internationalen Menschenrechtsverpflichtungen der Schaffung landesweiter Systeme für den sozialen Schutz und öffentliche Dienstleistungen weichen. Regierungen in beiden Hemisphären - und insbesondere im Süden - müssen in die Lage versetzt werden, autarke und nachhaltige Volkswirtschaften zu entwickeln, die im 21. Jahrhundert das übergeordnete Ziel der Sozial- und Wirtschaftspolitik werden müssen.
Systeme der sozialen Wohlfahrt und öffentlicher Dienstleistungen sind im Wesentlichen komplexe „Sharing Ökonomien“, die auf der ganzen Welt in verschiedenen Formen existieren. Durch den Prozess der progressiven Besteuerung und Umverteilung tragen die Bürger gemeinsam einen Teil der finanziellen Ressourcen des Landes zum Nutzen der Gesellschaft als Ganzes. Obwohl die nationalen Systeme des Sozialschutzes oft nicht perfekt sind, sind sie Ausdruck von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit, die den Wohlstand umverteilen, Ungleichheiten verringern und den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Länder stärken können.[80]
Viele Experten erkennen an, dass allgemeine Maßnahmen für sozialen Schutz (einschließlich Gesundheitsdienstleistungen, Bildung, Wohnen, Wasser und Abwasser, öffentliche Infrastruktur und Verkehr sowie Sozialversicherungsleistungen) Teil des Sozialvertrages eines Landes sein muss und nicht dem Privat- oder Wohltätigkeitssektor überlassen werden sollte. Dies erfordert unweigerlich eine starke interventionistische Rolle für Regierungen, streng regulierte Märkte, die Entkoppelung öffentlicher Dienstleistungen und die demokratische Beteiligung aller Bürger, die befugt sein müssen, ihre Bedürfnisse zu artikulieren.[81]
Es hängt auch von starken Steuerbehörden und effektiven Finanzverwaltungen ab, was für viele arme Länder mit einem großen informellen Sektor und internen Problemen in Bezug auf Korruption und Misswirtschaft eine große Herausforderung darstellt. Es besteht weiterhin eine große Diskrepanz zwischen den Steuereinnahmen einkommensschwacher Länder und der Dringlichkeit wo sie benötigt werden, um die Abhängigkeit von Entwicklungshilfe und die daraus entstehende Verschuldung zu beenden.[82]
Seit vielen Jahrzehnten sind die ärmeren Länder in ihrer Fähigkeit, genügend Inlandseinnahmen zu erzielen, um einen universellen Zugang zu öffentlichen Gütern und Dienstleistungen zu gewährleisten, stark eingeschränkt. Aufgrund einer Kombination von Faktoren, wie Auslandsinvestitionen, illegaler Kapitalflucht und Rückzahlungen von Staatsschulden, fließt weit mehr Geld von den armen in die reichen Länder als umgekehrt.[83] Der Druck zur Handelsliberalisierung und Zollsenkung, der durch die Wirtschaftsprogramme des „freien Marktes“ verstärkt wird, hat vielen Regierungen im Süden weiterhin lebenswichtiges Einkommen entzogen.[84] Allerdings haben die infamen Strukturanpassungsprogramme in den 1980er und 1990er Jahren die grundlegenden Sicherheitsnetze, die in weiten Teilen der Entwicklungsländer existierten, effektiv abgebaut.[85]
Eine globale Sharing Ökonomie
Selbst in einkommensstarken Ländern geht die Regierungspolitik heute im Allgemeinen in die falsche Richtung, insbesondere in ganz Europa, wo durch den IWF geführte Sparprogramme die Systeme der sozialen Wohlfahrt kürzen und die öffentlichen Dienstleistungen untergraben. Um die spaltenden und schädigenden Auswirkungen auf eine humane Gesellschaft umzukehren muss in ein neues soziales und wirtschaftliches Modell der öffentlichen Dienstleistungen investiert werden und dabei ein Steuersystem entwickelt werden, das fair und umverteilend auf einer Wirtschaftspolitik aufbaut, die Umwelt und Klima mitberücksichtigt.[86]
Doch selbst das grundsätzliche Gemeinwohl, das in den Industrieländern für selbstverständlich gehalten wird, ist für die Mehrheit der Weltbevölkerung immer noch ein Wunschtraum, denn 4 von 5 Menschen wird ein Minimum an Sozialschutzgarantien verweigert.[87] Infolgedessen sind die einkommensstarken Länder verpflichtet, ärmere Länder mit inländischen Steuer- und Sozialschutzsystemen stärker zu unterstützen und gleichzeitig die Schaffung menschenwürdiger Arbeitsplätze und eine lebendige, diversifizierte Wirtschaft mit Produktionskapazitäten zu entwickeln. Die internationale Gemeinschaft sollte dringend einen globalen Fonds einrichten, um einkommensschwache Länder finanziell zu unterstützen, die sich um die Entwicklung eines robusten und autarken öffentlichen Sektors bemühen.[88]
Auf lange Sicht hin ist es unmöglich, eine nachhaltige und integrative Entwicklungsagenda zu verfolgen, wenn wir nicht die Prinzipien, die die nationalen Systeme des Teilens stützen, auf die globale Staatengemeinschaft ausweiten. Mit anderen Worten, wir müssen eine effektive "globale Sharing Ökonomie" auf der Grundlage nationaler und internationaler Formen der Umverteilung aufbauen, die sicherstellen kann, dass jeder Zugang zu wichtigen Gütern und Dienstleistungen hat. Dies ist der erste große Schritt zur Verwirklichung einer wahrlich vereinten Welt, der es ermöglicht die Menschenrechte aller zu verteidigen.
Teilen der globalen Gemeingüter
Den Zugang zu wesentlichen Gütern und Dienstleistungen allen Menschen möglich zu machen hätte weitreichende Auswirkungen, um eine Weltwirtschaft zu schaffen, die dem Gemeinwohl dient, aber das reicht bei weitem nicht aus um sicherzustellen, dass die übergreifenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Natur aus fair und umweltverträglich sind. Neue wirtschaftliche Vereinbarungen müssen auch die jahrzehntelange Privatisierung, Unternehmenskontrolle und Profitabilität der natürlichen Ressourcen der Erde (wie Wasser, Öl, Gas und Mineralien) umkehren, damit die Nationen gerechter und nachhaltiger am globalen Gemeinwohl partizipieren können.[89] Dies ist eine epochale Herausforderung für die internationale Gemeinschaft, in einer Zeit, in der die gesamte Menschheit bereits Ressourcen verbraucht, Abfälle produziert und Schadstoffe 50% schneller ausstößt, als sie wieder erneuert oder resorbiert werden können.[90]
Dieser Zustand kann nicht unendlich andauern, und die Regierungen könnten sich letztendlich dazu gezwungen sehen – durch den Druck der Gesellschaft oder einer zunehmenden ökologischen Katastrophe – die derzeitige wirtschaftliche Logik zugunsten einer kooperativen Strategie aufzugeben und die Erde miteinander zu teilen, anstatt die derzeitige Spaltung aufrecht zu erhalten. Zwei Grundvoraussetzungen sind für einen erfolgreichen Übergang unabdingbar. Erstens müssen die Regierungen die Notwendigkeit akzeptieren, den Ressourcenverbrauch sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene einzudämmen. Anstelle des endlosen Strebens nach Wirtschaftswachstum und Gewinnmaximierung muss sich das Ziel der Wirtschaftspolitik in Richtung einer nachhaltigen Suffizienz verlagern, in der die Staaten darauf abzielen, das Wohlbefinden zu maximieren und "genug" für alle zu garantieren, anstatt den Konsum von "mehr von allem“ zu fördern.[91]
Zweitens müssen die Nationen gemeinsam anerkennen, dass natürliche Ressourcen Teil unseres Gemeinguts sind und daher so gehandhabt werden sollten, dass sie allen Menschen - sowie künftigen Generationen - zugutekommen. Diese wichtige Neugestaltung könnte eine Abkehr von den heutigen Modellen des Privat- und Staatseigentums ermöglichen und zu einer neuen Form des globalen Ressourcenmanagements führen, das auf einer Nichteigentümerschaft und Treuhänderschaft beruht.[92]
Übergang zu einer nachhaltigen Welt
Neue Regelwerke für die gemeinsame Nutzung natürlicher Ressourcen können viele Formen annehmen. In Übereinstimmung mit dem bereits im Völkerrecht verankerten Grundsatz des gemeinsamen Erbes der Menschheit könnten beispielsweise viele der wirklich globalen Güter, wie die Ozeane und die Atmosphäre, in eine globale öffentlichen Stiftung übergehen und von gewählten Vertretern verwaltet werden, oder auch von neu gegründeten Organen der Vereinten Nationen. Eine weitere Möglichkeit für die Regierungen besteht darin, die Souveränität über ihre befindlichen natürlichen Ressourcen aufrechtzuerhalten, sich jedoch auf ein koordiniertes internationales Programm für die nachhaltige Nutzung dieser Ressourcen und die Aufteilung nationaler Überschüsse zu einigen.[93]
Solche wirtschaftlichen Vereinbarungen könnten es den Regierungen endlich ermöglichen, das weltweite Verbrauchsniveau schrittweise zu senken und auszugleichen, so dass jeder seine Bedürfnisse innerhalb der Grenzen eines endlichen Planeten befriedigen kann. Um dies zu erreichen, müssten überkonsumierende Länder die Führung übernehmen, indem sie ihren nationalen Ressourcenverbrauch erheblich reduzieren, während weniger entwickelte Länder ihren Ressourcenverbrauch erhöhen, bis schließlich eine Konvergenz von Materialdurchsatz und Kohlenstoffemissionen erreicht ist. Gleichzeitig könnte eine schrittweise Verschärfung der Obergrenze für den Gesamtverbrauch von Ressourcen durch die Staaten sichergestellt werden, so dass die globalen Konsummuster allmählich, aber definitiv auf ein nachhaltiges Niveau gesenkt werden.[94] Um diese dramatische Verlagerung hin zu einem „fairen Anteil“ am ökologischen Fußabdruck zu ermöglichen, muss die internationale Gemeinschaft auch eine Strategie für eine kohlenstoffarme Entwicklung verfolgen, indem sie die Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Kraftstoffen erheblich verringert und massiv in alternative saubere Energiequellen investiert.
Die Auswirkungen der Implementierung eines globalen Mechanismus für die gemeinsame Nutzung natürlicher Ressourcen sind nicht zu unterschätzen. Zum Beispiel hängt der Übergang zu einer Ära des kooperativen Ressourcenmanagements von einer umfassenderen Führung auf allen Ebenen, der Demokratisierung globaler Institutionen (einschließlich der Vereinten Nationen) und einer Verlagerung der Machtverhältnisse von Nord nach Süd ab. Ein geordneter Übergang muss zwangsläufig von den VN-Mitgliedstaaten ausgehandelt und koordiniert werden, was ein Maß an internationaler Zusammenarbeit voraussetzt, die heute zunehmend mangelhaft ist. Die Staats- und Regierungschefs der Welt haben sich noch nicht von dem für die Außenpolitik typischen Eigeninteresse und aggressiven Wettbewerb verabschiedet und sind stark in die Aufrechterhaltung des vorherrschenden Wirtschaftsmodells involviert, das kurzfristigen Geschäftsinteressen Vorrang vor einem gesunden Ökosystem und sozialer Gerechtigkeit einräumt.[95]
Daher können wir nicht darauf warten, dass die Regierungen die Verwaltung eines Wirtschaftssystems überdenken, das auf endlosem Konsum und Wettbewerb um knappe Ressourcen beruht. Eine Lösung für die globalen Krisen der Umwelt- und Ressourcensicherheit kann nur durch ein aktives Engagement der Zivilgesellschaft erreicht werden, um in einer gemeinsamen aufeinander abgestimmten Anstrengung die unternehmerischen und politischen Kräfte zu überwinden, die der Schaffung einer wirklich kooperativen und miteinander teilenden Welt im Wege stehen.
Eine globale Bewegung hin zum Teilen
Als Antwort auf die Forderung nach einem Sofortprogramm für humanitäre Hilfe neben einer umfassenden Umstrukturierung der Weltwirtschaft, kann ein solcher Vorschlag angesichts der politischen Grundlagen unserer Welt als utopisch angesehen werden. Gegenwärtig geht der vorherrschende Trend immer noch zur Zentralisierung der Staats- und Marktmacht und zur Verlagerung der realen Macht weg von normalen Menschen und Gemeinschaften hin zu weitgehend undemokratischen globalen Institutionen und multinationalen Konzernen.[96]
Zu lange haben Regierungen kurzfristige politische Interessen und wirtschaftliche Gewinne vor das Wohl aller Menschen und die Nachhaltigkeit der Biosphäre gestellt. Die Politik unter dem Einfluss der neoliberalen Ideologie hat eine Weltwirtschaft geschaffen, die strukturell von einem nicht nachhaltigen Produktions- und Konsumniveau abhängig ist, um weiterhin erfolgreich zu sein. Jahrzehntelange gescheiterte globale Konferenzen zu miteinander verbundenen Themen wie Klimawandel, internationaler Handel und nachhaltige Entwicklung, haben weiterhin den Mangel an Kooperation und Wohlwollen zwischen den heutigen Nationen verdeutlicht.
Ein wesentlicher Grund für das Scheitern dieser hochrangigen Gespräche und Gipfeltreffen ist allgemein anerkannt: Die Politikgestaltung wird seit langem von mächtigen Unternehmen und Unternehmenslobbygruppen bestimmt, die in der Lage sind, ihre Interessen um jeden Preis zu wahren. "Business as usual" ist die Hymne dieser Lobby, und ihr Einfluss auf Regierungsentscheidungen - einschließlich Verhandlungen bei den Vereinten Nationen - hat jetzt einen Höhepunkt erreicht.[97]
Da sich die Menschheit immer mehr sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Wendepunkten nähert, ist es klar, dass wir uns nicht mehr nur auf Regierungen verlassen können, um die von uns gewünschte Zukunft zu gestalten. Die Hoffnung auf eine bessere Welt beruht auf der Beteiligung der Weltöffentlichkeit an einem Reformaufruf, der über die nationalen Grenzen hinausgeht. Wie die weltweite Mobilisierung der Volksmacht seit 2011 gezeigt hat, ist nur eine einheitliche und informierte öffentliche Meinung stärker als die privaten Interessen, die den fortschreitenden Wandel behindern. Die Verantwortung, Stellung zu beziehen, liegt direkt bei den normalen Menschen, nicht nur bei den üblichen Aktivisten und Nichtregierungsorganisationen. Es ist unabdingbar, dass Millionen von Menschen erkennen, worum es geht, und als Befürworter des Wandels die Führung übernehmen - das Wohlergehen des Planeten Erde und künftiger Generationen hängt weitgehend von dieser Veränderung des globalen Bewusstseins ab.[98]
Eine Stimme der Vereinten Völker
Bereits jetzt sehen wir Volksaufstände und Demonstrationen in fast allen Ländern für Teilen, Freiheit und Gerechtigkeit und sie sind durch ihre Ablehnung gegen ein Wirtschaftssystem verbunden, das so große Ungleichheiten bei Einkommen und Wohlstand verursacht hat. Von der Wall Street über den Gezi Park bis zur Puerta del Sol wird ein impliziter Ruf nach wirtschaftlichem Teilen in vielfältiger Form geäußert. Dies schließt die weit verbreiteten Mobilisierungen für eine Alternative zu Sparmaßnahmen ein; für die gemeinsame Nutzung und Erhaltung der natürlichen Ressourcen; für gemeinsame öffentliche Räume/Plätze und die Eingrenzung der Gemeingüter; und für die wahren Prioritäten bei den öffentlichen Ausgaben für das Gemeinwohl.[99]
Gleichzeitig spiegeln langjährige Kampagnen für Steuer-, Handels- und Schuldenrecht die Notwendigkeit wieder, Wohlstand und politische Macht nach unten abzugeben. Alle diese Bewegungen und viele andere fordern letztendlich einen gerechteren Austausch von Reichtum, Macht und Ressourcen und den Schutz der natürlichen Umwelt. In der entscheidenden Zeit, die vor uns liegt, müssen betroffene Bürger aus allen Lebensbereichen diese Ursachen und Aktivitäten umfassend unterstützen, wenn noch Hoffnung auf eine gerechtere, nachhaltigere und friedlichere Zukunft bestehen soll. Der Menschheit als Ganzes mangelt es immer noch an einer breiten Akzeptanz für die Notwendigkeit des Wiederaufbaus des Planeten, obwohl die Zivilgesellschaft ein wachsendes Bewusstsein für die sich entwickelnde Katastrophe, von Menschen und Umwelt, erlangt hat. Ohne eine globale Bewegung gewöhnlicher Menschen, die eine kollektive Vision des Wandels teilen, wird es uns unmöglich sein, die berechtigten Interessen und strukturellen Hindernisse für den Fortschritt, denen wir gegenüberstehen, zu überwinden.
Am Ende kann das Argument des globalen wirtschaftlichen Teilens als ein einfacher Aufruf an unsere gemeinsame Menschlichkeit und unser Mitgefühl zusammengefasst werden. Nur eine kollektive Forderung nach einer angemesseneren und gerechteren Welt wird wahrscheinlich die Bürger der reichsten und der ärmsten Nationen auf einer gemeinsamen Plattform vereinen. Daher muss der dringende Prozess der weltweiten Rehabilitation mit einer Stimme des vereinten Volkes beginnen, die für die Ärmsten und die am stärksten entrechteten Menschen spricht und der Beseitigung extremer Benachteiligung und unnötiger armutsbedingter Todesfälle die höchste Priorität einräumt.
Wenn die Forderung für internationales Teilen die öffentliche Vorstellungskraft ebenso schnell erregt wie die Forderung nach einer Umverteilung innerhalb der einzelnen Länder, könnte ein Ende der krassen Ungleichheit, der ökologischen Krise und der globalen Konflikte endlich zu einer realistischen Möglichkeit werden.
Verweise
[1] For example, see Dacher Keltner, Jeremy Adam Smith and Jason Marsh, The Compassionate Instinct: The Science of Human Goodness, W. W. Norton & Company, 2010.; Jeremy Rifkin, The Empathic Civilization, Cambridge: Polity Press, 2009; Michael Tomasello, Why We Cooperate, Cambridge: MIT Press, 2009; Frans De Waal, The Age of Empathy, New York: Harmony Books, 2009; Colin Tudge, Why Genes are not Selfish and People are Nice, Floris Books, 2013.
[2] David Korten, When Corporations Rule the World, Berrett-Koehler, 2001.
[3] There is a significant literature on the need to democratise the major global institutions that create and express the rules of economic globalisation. For an introduction, see John Cavanagh et al, Alternatives to Economic Globalisation: A Better World is Possible, Berrett-Koehler, 2004; George Monbiot, The Age of Consent, Harper Perennial, 2003; Joseph Stiglitz, Globalization and its Discontents, Penguin, 2003; Richard Peet, Unholy Trinity: The IMF, World Bank and WTO, Zed Books, 2009.
[4] For an introduction to this debate, see Richard Wilkinson and Kate Pickett, The Spirit Level: Why Equality is Better for Everyone, Penguin, 2010; <www.equalitytrust.org.uk>; <www.thespiritleveldocumentary.com>
[5] See the next section on sharing locally and nationally.
[6] Peter A. Corning, Fair Shares: Beyond Capitalism and Socialism, Politics and the Life Sciences Vol. 22, No. 2 (Sep., 2003), pp. 12-32.
[7] Michael Edwards et al, Just Another Emperor? The Myths and Realities of Philanthrocapitalism, The Young Foundation, 2008; Mary-Beth Raddon, Neoliberal Legacies: Planned Giving and the New Philanthropy, Studies in Political Economy 81, Spring 2008; <www.edgefunders.org>; <www.edgefund.org.uk/resources>
[8] Navdanya, Seed Freedom: A Global Citizens' Report, October 2012.
[10] Marjorie Kelly, Owning Our Future: The Emerging Ownership Revolution, Berrett-Koehler Publishers, Gar Alperovitz, America Beyond Capitalism: Reclaiming Our Wealth, Our Liberty, and Our Democracy, Democracy Collaborative Press/Dollars and Sense, 2011; John Restakis, Humanizing the Economy: Co-operatives in the Age of Capital, New Society Publishers, 2010.
[11] Derek Wall, The Commons in History: Culture, Conflict, and Ecology, MIT Press, 2014; <www.globalcommonstrust.org>
[12] For example, see: Robert Hopkins, The Transition Handbook: From Oil Dependency to Local Resilience, Green Books, 2008; <www.transitionnetwork.org>
[13] Rachel Botsman and Roo Rogers, What's Mine Is Yours: The Rise of Collaborative Consumption, HarperBusiness, 2010; Janelle Orsi and Emily Doskow, The Sharing Solution: How to Save Money, Simplify Your Life & Build Community, Nolo, 2009; Julian Agyeman, Duncan McLaren and Adrianne Schaefer-Borrego, Sharing Cities, Friends of the Earth briefing paper, September 2013.
[14] Share The World's Resources, Financing the Global Sharing Economy, October 2012.
[15] Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights, Frequently Asked Questions on Economic, Social and Cultural Rights, Fact Sheet No. 33, Geneva, December 2008.
[16] cf. FIAN International, Maastricht Principles on Extraterritorial Obligations of States in the Area of Economic, Social and Cultural Rights, Heidelberg, January 2013; Rolf Künnemann, Twelve reasons to strengthen extraterritorial human rights obligations, FIAN International for the ETO Consortium, Heidelberg, June 2013.
[17] This issue is further introduced in part 2 on the environmental crisis and resource wars, and part 3 on sharing the global commons.
[18] Mohammed Mesbahi and Angela Paine, The UN and the principle of sharing, Share the World's Resources, September 2007.
[19] For example, see: Network of Spiritual Progressives (NSP), The Global Marshall Plan: A National Security Strategy of Generosity and care, California: USA (undated); UNCTAD, Economic Development in Africa - Doubling Aid: Making the “Big Push” work, Geneva: Switzerland, 2006; Franz Josef Radermacher, Global Marshall Plan - A Planetary Contract: For a Worldwide Eco-Social Market Economy, Global Marshall Plan Foundation, 2004; <www.globalmarshallplan.org>
[20] Share The World's Resources, Financing the Global Sharing Economy, October 2012, see box 13 in chapter 5: Increase International Aid, pp. 96-7.
[21] For example, see Prue Taylor, The Common Heritage of Mankind: A Bold Doctrine Kept Within Strict Boundaries, in David Bollier and Silke Helfrich (eds), The Wealth of the Commons: A World Beyond Market & State, Levellers Press, 2013.
[22] See reference 3.
[23] Mohammed Mesbahi and Angela Paine, op cit.
[24] Alexia Eastwood, Revisiting economic man, Share The World's Resources, April 2010.
[25] David Harvey, A Brief History of Neoliberalism, OUP Oxford, 2007.
[26] Jubilee Debt Campaign, The State of Debt: Putting an end to 30 years of crisis, May 2012; Robin Broad and John Cavanagh, Development Redefined: How the Market Met Its Match, Paradigm, 2008.
[27] Stuart Hall, Doreen Massey and Michael Rustin (eds), After Neoliberalism? The Kilburn Manifesto, Soundings, 2013; Mohammed Mesbahi, Commercialisation: the antithesis of sharing, Share The World’s Resources, April 2014.
[28] Nafeez Mosaddeq Ahmed, A User's Guide to the Crisis of Civilization: And How to Save It, Pluto Press, 2010.
[29] United Nations General Assembly, Universal Declaration of Human Rights (UDHR), Paris, 10th December 1948.
[30] Coleman-Jensen, A., Nord, M., & Singh, A.. (2013). Household Food Security in the United States in 2012. USDA ERS; also see the US Hunger Cliff campaign, <hungercliff.org>
[31] Oxfam, A Cautionary Tale: The true cost of austerity and inequality in Europe, September 2013.
[32] Share The World’s Resources, Should We Celebrate a Decline in Global Poverty?, 16th March 2012.
[33] Contrary to popular perception, the World Bank's poverty measurement is based on what a dollar would buy in the United States, not in another country like Ethiopia, India or Peru. For the 95% on $10 a day figure, see Martin Ravallion, Shaohua Chen and Prem Sangraula, Dollar a day revisited, World Bank, May 2008. Using 2005 population numbers, this is equivalent to just under 79.7% of the developing world population, and does not include populations living on less than $10 a day from industrialised nations. See Anup Shah, Poverty Facts and Stats, updated 20th September 2010.
[34] Share The World’s Resources, The Seven Myths of Slums, December 2010.
[35] Francine Mestrum, ‘Why we have to fight global income inequality’, in Matti Kohonen and Francine Mestrum (eds), Tax Justice: Putting Global Inequality on the Agenda, Pluto Press, 2009, pp. 25-44; Thomas Pogge, Unfair Share, RSA Journal, April 2011.
[36] For example, the UN estimated that developing countries as a group provided a net transfer of $545bn to developed countries in 2009. Furthermore, illicit capital flows from developing countries to the rich world totalled $903bn in the same year. Altogether, this was 10.8 times as much as the amount donated in aid over that period ($133.5bn). For references, see STWR, Financing the global sharing economy, part three (5): Increase international aid, pp. 93-4.
[37] Isabel Ortiz and Matthew Cummins, Global Inequality - Beyond the Bottom Billion, UNICEF working paper, May 2011.
[38] Ricardo Fuentes-Nieva and Nick Galasso, Working for the Few: Political capture and economic inequality, Oxfam International, January 2014.
[39] John Hilary, The Poverty of Capitalism: Economic Meltdown and the Struggle for What Comes Next, Pluto Press, 2013.
[40] Alex Evans, Resource scarcity, fair shares and development, A WWF/Oxfam discussion paper, 2011; Marin Khor, The Equitable Sharing of Atmospheric and Development Space, South Centre, November 2010.
[41] Millennium Ecosystem Assessment, Ecosystems and Human Well-being: Synthesis, Island Press, Washington, DC., 2005, p. 2.
[42] WWF et al, Living Planet Report 2010: Biodiversity, biocapacity and development, October 2010.
[43] Alex Evans, op cit.
[44] Alison Doig, The Rich, The Poor, and the Future of the Earth: Equity in a Constrained World, Christian Aid, April 2012, pp. 6-7.
[45] Millennium Ecosystem Assessment, op cit.
[46] Kate Raworth, A Safe and 4 Just Space for Humanity: Can We Live Within the Doughnut? Oxfam Discussion Paper, February 2012, pp. 5, 19;
[47] Proposal Universal Declaration of the Rights of Mother Earth, from the World People's Conference on Climate Change and the Rights of Mother Earth, Cochabamba, Bolivia, April 2010, <www.pwccc.wordpress.com>; see also <www.therightsofnature.org>
[48] For example, see: HM Government, A Strong Britain in an Age of Uncertainty: The National Security Strategy, TSO, October 2010; Charlene Porter, Energy Security a U.S. Foreign Policy Priority, Clinton Says, State Department’s Bureau of International Information Programs (IIP), 18 October 2012.
[49] William K. Tabb, Resource Wars, August 12, 2006.
[50] Dambisa Moyo, Winner Take All: China's Race For Resources and What It Means For Us, Penguin, 2013, p. 198.
[51] Michael T. Klare, Global petro-politics: The foreign policy implications of the Bush Administration's Energy Plan, Current History, March 2002.
[52] Michael T. Klare, Rising Powers, Shrinking Planet: The New Geopolitics of Energy, Metropolitan books, 2008; Evi Ludi, Climate change, water and food security: Background note, Overseas Development Institute, March 2009.
[53] Michael T. Klare, Resource Wars: The New Landscape of Global Conflict, Owl Books, 2001, pp. 223-226.
[54] Willy Brandt et al, North-South: A Programme for Survival, The MIT Press, 1980; see also James B. Quilligan, The Brandt Equation: 21st Century Blueprint for the New Global Economy, Brandt 21 Forum, 2002.
[55] According to global mortality statistics from the World Health Organization, around 15 million people die every year largely due to a lack of access to nutritious food, basic healthcare services, or clean water for drinking and sanitation - equivalent to more than 40,000 deaths every single day. Ninety six percent of all deaths from these causes occur in low- and middle-income countries and are considered largely preventable. Only communicable, maternal, perinatal, and nutritional diseases have been considered for this analysis, referred to as ‘Group I' causes. See the World Health Organization, Disease and injury regional estimates, Cause-specific mortality: regional estimates for 2008, <www.who.int>
[56] OECD newsroom, Aid to poor countries slips further as governments tighten budgets, 3rd April 2013.
[57] In 2012, humanitarian aid accounted for 8.1% of total DAC aid. See OECD statistics on 'aid by major purposes (commitments)', < www.oecd.org/statistics/>
[58] Roger Riddell, Is aid working? Is this the right question to be asking?, Open Democracy, 20th November 2009.
[59] cf. The Sphere Project, The Sphere Handbook: Humanitarian Charter and Minimum Standards in Humanitarian Response, 2011 edition; <www.spherehandbook.org>
[60] Global Humanitarian Assistance Report 2013, Development Initiatives, p.14, <www.globalhumanitarianassistance.org>
[61] For example, see: UN General Assembly, Report of the Commission of Experts of the President of the United Nations General Assembly on Reforms of the International Monetary and Financial System, September 2009; International Movement for Monetary Reform, <www.internationalmoneyreform.org>
[62] Share The World’s Resources, Financing the Global Sharing Economy, October 2012, see part 3 / chapters 4 and 9.
[63] Since the 2007/8 economic crisis there is a significant debate around how we measure economic performance and social progress, as well as many proposals for new indicators. See the Sen-Stiglitz Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress, <www.stiglitz-sen-fitoussi.fr/en>; List of newer approaches to the measurement of (economic) progress, Wikipedia.
[64] Tim Jackson, Prosperity without Growth: Economics for a Finite Planet, Routledge, 2011; Richard Heinberg, The End of Growth: Adapting to Our New Economic Reality, New Society Publishers, 2011; Herman Daly and John Cobb Jr., For The Common Good, Beacon Press, 1994; <www.tjm.org.uk>; <www.citizen.org/trade>; <www.ourworldisnotforsale.org/en>
[65] Juliet Schor, Plenitude: The New Economics of True Wealth, Tantor Media Inc, 2010; Chandran Nair, Consumptionomics, Infinite Ideas, 2010; Greenpeace International, Energy [R]evolution: A Sustainable World Energy Outlook, 4th edition, July 2012.
[66] M. Shuman, Going Local: Creating Self Reliant Communities in a Global Age, London: Routledge, 2001; Colin Hines, Localization: A Global Manifesto, Routledge, 2000; John Cavanagh and Jerry Mander (eds), Alternatives to Economic Globalisation: A Better World is Possible, BK Currents, 2004, pp. 82-85, 147-164.
[67] Marianne Maeckelbergh, The Will of the Many: How the Alterglobalisation Movement is Changing the Face of Democracy, Pluto Press, 2009; Hilary Wainwright, Reclaim the State: Experiments in Popular Democracy, Verso Books, 2003.
[68] FAO, IFAD and WFP, The State of Food Insecurity in the World 2013: The multiple dimensions of food security, Rome, FAO, Rome, October 2013.
[69] cf. Olivier De Schutter, 'Assessing a decade of right to food progress', Report presented to the 68th Session of the UN General Assembly, 7th August 2013.
[70] GRAIN, Food and climate change: the forgotten link, September 2011.
[72] cf. Peter Rosset, Food is Different: Why We Must Get the WTO Out of Agriculture, Zed Books, 2006.
[73] Geoff Tansey and Tasmin Rajotte (eds), The Future Control of Food: A Guide to International Negotiations and Rules on Intellectual Property, Biodiversity and Food Security, Routledge, 2008, see part III; see also <www.seedsoffreedom.info>
[74] Murray Worthy, Broken markets: How financial market regulation can help prevent another global food crisis, World Development Movement, September 2011.
[75] GRAIN, Making a killing from hunger, April 2008.
[76] Helena Norberg-Hodge et al, Bringing the Food Economy Home: Local Alternatives to Global Agribusiness, Kumarian Press, 2002; Sophia Murphy, Free Trade in Agriculture: A Bad Idea Whose Time is Done, Monthly Review, July-August 2009.
[77] The food sovereignty paradigm is well defined in the Nyéléni forums. For example, see Nyéléni European Food Sovereignty Movement, Nyeleni Declaration, 2011.
[78] International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development (IAASTD), Agriculture at a Crossroads: Synthesis Report, United Nations, Washington D.C., 2009; see also UNCTAD, Trade and Environment Review 2013: Wake up before it is too late - Make agriculture truly sustainable now for food security in a changing climate, Geneva, September 2013.
[79] Jose Luis Vivero Pol, Food as a Commons: Reframing the Narrative of the Food System, Centre for Philosophy of Law, Université Catholique de Louvain, April 2013.
[80] United Nations Research Institute for Social Development (UNRISD), Combating Poverty and Inequality: Structural Change, Social Policy and Politics, Geneva, 2010.
[81] For example, see Francine Mestrum, Building Another World: Re-thinking Social Protection, Global Social Justice, March 2013.
[82] Share The World's Resources, No Tax, No Justice, 23rd September 2011.
[83] UN Department of Economic and Social Affairs (UN-DESA), World Economic Situation and Prospects 2010, New York: 2010, table III.1, p. 73.
[84] Share The World’s Resources, Financing the Global Sharing Economy, October 2012, Part 3 / Chapter 10.
[85] Walden Bello, Dark Victory: The United States and Global Poverty, Pluto Press, 1998.
[86] Teresa Cavero and Krisnah Poinasamy, A Cautionary Tale: The true cost of austerity and inequality in Europe, Oxfam, September 2013; Emma Seery, Working for the Many: Public Services Fight Inequality, Oxfam, April 2014.
[87] International Labour Office, World Social Security Report 2010/11: Providing coverage in times of crisis and beyond, Geneva, 2010.
[88] cf. Olivier De Schutter and Magdalena Sepúlveda, Underwriting the Poor: A Global Fund for Social Protection, Briefing Note 07, United Nations, October 2012; UN General Assembly, Report of the Commission of Experts of the President of the United Nations General Assembly on Reforms of the International Monetary and Financial System, September 2009, p. 42.
[89] The global commons in this sense refers not only to supranational resource domains such as the oceans, the atmosphere and the Northern and Southern polar regions, but rather all of the earth's natural resources that should be cooperatively shared among all nations. Many commons theorists define the global commons in a similarly broad way.
[90] WWF et al, Living Planet Report 2010: Biodiversity, biocapacity and development, October 2010.
[91] Rob Dietz and Dan O’Neill, Enough is Enough: Building a Sustainable Economy in a World of Finite Resources, Earthscan, 2013, see chapters 5 and 14.
[92] cf. James B. Quilligan, People Sharing Resources: Toward a New Multilateralism of the Global Commons, Kosmos Journal, Fall/Winter 2009.
[93] There are many options available for how such a trust could be organised on a global level to incorporate the full range of renewable and non-renewable resources, including fossil fuels. For example, see James B. Quilligan <globalcommonstrust.org>; Peter Barnes <capitalism3.com>; Peter Brown and Geoffrey Garver, Right Relationship: Building a Whole Earth Economy, Berrett-Koehler Publishers, 2009.
[94] For example, Tim Jackson has proposed that the ‘contraction and convergence’ model could be applied to the extraction of non-renewable resources, the emission of wastes, the drawing down of groundwater and the rate of harvesting renewable resources. Tim Jackson, Prosperity without Growth: Economics for a Finite Planet, Routledge, 2011, see p. 174.
[95] David Korten, The Great Turning: From Empire to Earth Community, Kumarian Press, 2007; Ross Jackson, Occupy World Street: A Global Roadmap for Radical Economic and Political Reform, Chelsea Green Publishing, 2012.
[96] Paul Raskin, Imagine all the People: Advancing a Global Citizens Movement, Kosmos magazine, Spring/Summer 2011; Paul Raskin et al, Great Transition: The Promise and Lure of the Times Ahead, Tellus Institute, 2002.
[97] Paul de Clerck et al, Reclaim the UN from Corporate Capture, Friends of the Earth International, June 2012; State of Power 2014: Exposing the Davos Class, Transnational Institute, January 2014.
[98] Share The World's Resources, When will ordinary people rise up? How a united voice of the public could transform the world, June 2012.
[99] Isabel Ortiz et al, World Protests 2006-2013, Initiative for Policy Dialogue and Friedrich-Ebert-Stiftung, September 2013.
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