Die Vision einer Sharing Economy hat in den letzten Jahren die öffentliche Vorstellungskraft beflügelt, aber was bedeutet sie in Bezug auf die konvergierenden Krisen in der Welt?
In diesem Buch begründet Mohammed Sofiane Mesbahi, dass sich die Idee des Teilens von Ressourcen schon immer an unsere Regierungen hätte richten sollen, insbesondere als Antwort auf die unnötige Tragödie von Armut und Hunger. Er beschreibt, was es im Rahmen der Vereinten Nationen bedeutet, das Prinzip des Teilens in das Weltgeschehen einzubringen, was sowohl tiefgreifende persönliche als auch politische Auswirkungen hat. Denn, wie der Autor verdeutlicht, können wir keine gerechte Wirtschaftsordnung schaffen ohne ein Bewusstsein unserer globalen Zusammengehörigkeit und Einheit, und letztendlich einer neuen spirituellen Erziehung, die auf der Kunst des Lebens und der Selbstverwirklichung basiert.
Vorwort des Herausgebers
Teil I: Was bedeutet es zu „teilen“?
Teil II: Von der inneren zur äußeren Sharing Economy
Teil III: Die Kunst des Seins - eine spirituelle Aufklärung
Teil IV: Die esoterische Bedeutung der Vereinten Nationen
Teil V: Das Problem der modernen Technologie
Abschließende Bemerkungen
Anhang: Die Schenkökonomie und der Tauschhandel
Schlussnoten
Über den Autor
Vorwort des Herausgebers
Da dieses Buch Ende 2021 gedruckt wurde, fünf Jahre nachdem es ursprünglich online auf sharing.org veröffentlicht wurde, ist es interessant zu beobachten, wie die Begeisterung für die Idee der Sharing Economy deutlich nachgelassen hat. Der Begriff war schon immer zweideutig, und es gab sehr unterschiedliche Interpretationen seiner eigentlichen Bedeutung. Ein Großteil der Öffentlichkeit versteht die Sharing Economy immer noch in ihrem traditionellen und gemeinschaftlichen Sinne, d. h. als Menschen, die ihren Besitz freiwillig untereinander teilen oder den weniger Glücklichen in der Gesellschaft freiwillig helfen. Gleichzeitig sind viele moderne Befürworter des Teilens nach wie vor begeistert von der Entwicklung der Peer-to-Peer-Technologien, die menschliche Beziehungen verändern und dringende soziale Probleme lösen können.
Es war nie die Absicht des Autors, sich direkt mit dieser neuen Sharing-Bewegung auseinanderzusetzen oder ihre plötzliche Entwicklung in den Jahren nach dem Finanzcrash zu kritisieren. Es ist jedoch bemerkenswert, dass sich die im ersten Kapitel gemachten Vorhersagen erwiesen haben. Die neuen Unternehmen der profitorientierten Sharing Economy haben ihren Investoren Millionen eingebracht, aber haben sie irgendetwas getan, um das öffentliche Bewusstsein für die eskalierenden menschlichen und ökologischen Notlagen in der Welt zu schärfen? Ist es daher nicht unvermeidlich, dass diese kommerzialisierten Formen des zwischenmenschlichen Teilens schließlich "zusammenbrechen und auf längere Sicht überflüssig werden"?
Dennoch ist die wahrhaft moralische und politische Idee der Sharing Economy für unser Leben im einundzwanzigsten Jahrhundert nach wie vor von größter Bedeutung. Aus der Sicht des Autors als Gründer von Share The World's Resources (STWR) gehört diese Idee seit jeher den Armen, insbesondere denjenigen, die unter akuter Unterernährung und anderen schweren materiellen Entbehrungen leiden. Und es ist eine Idee, die schon immer an unsere Regierungen gerichtet werden sollte, nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch weltweit über die Vereinten Nationen, um Armut, Konflikte und Umweltzerstörung zu beenden. Die wirkliche soziale Bewegung für das Teilen beruht also auf dem unermüdlichen Streben nach Gerechtigkeit und Menschenrechten, und sie besteht aus all jenen, die dafür kämpfen, die Prioritäten in der Welt im Namen des größeren Gemeinwohls neu zu ordnen.
Dieses einfache Verständnis einer Sharing Economy ist leider noch weit davon entfernt, ein Mainstream-Publikum zu erreichen. Mohammed Mesbahi geht jedoch noch viel weiter, indem er die inneren oder spirituellen Dimensionen des Prinzips des Teilens betrachtet, die auf nachhaltige und innerlich transformative Auswirkungen hinweisen. Dies veranlasst uns, über die Bedeutung einer neuen spirituellen Erziehung nachzudenken, die auf der Kunst des Seins und der Selbstverwirklichung beruht, wie sie in den Zeitlosen Lehren der Weisheit zum Ausdruck kommt, die der Menschheit seit Jahrtausenden vermittelt werden.
Ein solcher Ansatz ist die höchste Interpretation einer Sharing Economy, deren Zeit noch nicht gekommen ist. Hoffentlich wird es nicht mehr lange dauern, bis die Menschen überall diese bahnbrechende Vision annehmen und damit die harte Arbeit beginnen, unsere tragisch gespaltene Welt zu verändern.
London, Großbritannien, Juni 2021
Teil I: Was bedeutet es, zu „teilen“?
Die Energie, die wir Liebe nennen, war schon immer da, um
uns innerlich in unserem persönlichen Leben und in unserer
spirituellen Entwicklung zu leiten. Aber seit unzähligen Leben
neigen wir dazu in die andere Richtung zu schauen, wodurch
die traurige und schmerzhafte Geschichte unserer
dysfunktionalen Zivilisation geprägt wurde.
Was ist die Sharing Economy, welchen Sinn und welche Bedeutung hat sie für die Welt, in der wir heute leben? Wenn Sie versuchen diese Frage über das Internet zu untersuchen, werden Sie bald auf viele Debatten und irreführende Definitionen stoßen. Sharing Economy versteht man allgemein als ein zunehmendes Phänomen des neuen Millenniums, eine Informationstechnologie über Peer-to-Peer-Plattformen, die Einzelnen die Möglichkeit gibt, Waren und Dienstleistungen und Privatgüter zu tauschen, oder zu leasen. Nicht monetäre Initiativen leben unter diesem breiten Dach wieder auf und ermöglichen Gemeinschaften in ihrem täglichen Leben mehr zu teilen, sei es durch informelle Gruppen, die sich über ein gemeinsames Ziel verbinden, oder kooperative Bemühungen, wo Fähigkeit, Zeit, Wissen und Räumlichkeiten geteilt werden. Trotz einiger Kontroversen, die die beliebtesten Initiativen in den letzten Jahren begleitet haben, teilen viele der Befürworter eine idealistische Vision, wie eine Sharing Economy dazu beitragen kann, einen sozialen Übergang zu einer mehr egalitären, partizipativen und ökologisch nachhaltigen Welt herbeizuführen.[1]
Aber sind diese technologischen Innovationen wirklich das, was „teilen“ in einer modernen Gesellschaft bedeutet? Und stimmt es, dass die Sharing Economy heute noch in den Kinderschuhen steckt, wie das diejenigen behaupten, die sich zu diesem wachsenden Thema äußern. Tatsache ist, dass Sharing (Teilen), von jeher eine menschliche Eigenschaft ist. Das gilt für die subhumanen Reiche der Natur wie auch für die höheren spirituellen Bereiche, von denen die esoterische Philosophie ausgeht. Wir haben in unseren Familien und Peergruppen schon immer geteilt, ohne Hilfe von Smartphones und neuer Technologie.
Dazu gehört das Teilen von Lebensmitteln und Eigentum, als auch anderen lebensnotwendigen Dingen wie Lebensraum, Geselligkeit und gegenseitiger Unterstützung, die für unsere Gesundheit und unseren Wohlstand von grundlegender Bedeutung sind. Wir teilen das Land mit unseren Nachbarn und der Gemeinde. Wir teilen Straßen und öffentliche Verkehrsmittel, die Luft und Natur, die uns umgibt. Wenn wir das Teilen nicht auf zwischenmenschlicher und gemeinschaftlicher Basis praktiziert hätten, wäre für die ersten menschlichen Zivilisationen kein Überleben möglich gewesen. Es ist in der Tat eine evolutionäre Eigenschaft und untrennbar mit unserer essenziellen Natur verbunden, wie das Verhaltensforscher und Anthropologen schon längst erkannt haben.[2]
Es ist auch eine Eigenschaft, die auf nationaler und globaler Ebene durch staatliche Eingriffe im Namen des Gemeinwohls notwendiger Weise zum Ausdruck kommt, wenn auch nur rudimentär. Das römische Reich beispielsweise ist bekannt für seine vielen Varianten des wirtschaftlichen Austauschs, während der zeitgenössische Wohlfahrtsstaat seine Wurzeln im Sozialversicherungssystemen hat, das 1880 von Bismarck in Deutschland eingeführt wurde. Das Gesundheitssystem, das in Großbritannien in den 40er Jahren etabliert wurde, ist heute vielleicht eines der besten Beispiele der modernen Geschichte, um alle Bürger vor den Unsicherheiten des Lebens zu schützen. In Westeuropa und anderen Industriestaaten wurden dann ähnliche Systeme in Angriff genommen. Von den vielen unterschiedlichen Ebenen und Modi des Teilens innerhalb von Nationen ist das Ideal eines universellen Sozialschutz durch Umverteilungsmaßnahmen zweifellos die geeignetste Umsetzung der Sharing Economy, die die Menschheit noch nicht verwirklicht hat.[3]
Aber nicht jeder würde dieser einfachen Betrachtung zustimmen. Die Grundprinzipien dieser öffentlich finanzierten Systeme - Chancengleichheit, gerechte Verteilung des Wohlstands und die kollektive Verantwortung für die Sicherung der grundlegenden Menschenrechte - werden heute durch die Marktorientierung unserer Gesellschaften immer weiter aufs Spiel gesetzt. Und wie wir noch umfassend darlegen werden, ist die Umsetzung dieser Kernprinzipien weltweit durch zwischenstaatliche Zusammenarbeit zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch lange keine Realität, ungeachtet des rasanten Prozesses der internationalen wirtschaftlichen Integration in den letzten Jahrzehnten.[4]Tatsache bleibt jedoch, dass die Sharing Economy uns in der einen oder anderen Form stets begleitet hat. Es sollte offensichtlich sein, dass Teilen schon immer eine Rolle in unserem Alltag gespielt hat, unabhängig davon, wie lange wir schon dieses ausschlaggebende Prinzip, das unserem globalen Wirtschaftssystem unterliegt, verhindert haben. Erst jetzt, so scheint es, werden wir uns plötzlich der Bedeutung des Teilens und der Zusammenarbeit als Grundpfeiler des Wirtschaftslebens bewusst, auch wenn sich dieses Verständnis bisher weitgehend auf die neuen Formen der Zusammenarbeit in kommerziellen Bereichen beschränkt hat.
Eines ist sicher, diese neuen sozialen Aktivitäten, die auf Zugang und nicht auf Besitz von Ressourcen beruhen, stecken zwar noch in ihren Anfängen, sind aber in Wirklichkeit die Wiederbelebung alter Praktiken in sozialen Beziehungen, die nun durch moderne Geschäftsmethoden und fortschrittliche Computertechnologien erleichtert werden. Die Basis der Interaktion ist vergleichbar mit viel früheren menschlichen Zivilisationen, nur, dass jetzt alles viel schneller passiert als zuvor, durch digitalisierte und hochentwickelte Techniken, sodass es uns als ganz und gar neu erscheint.
Es gilt auch eine kuriose Verbindung zu beobachten, zwischen den avancierenden Technologien der letzten Jahrzehnte und dem scheinbar schnelleren Verlauf der Zeit. Das wiederum erweckt den Anschein, dass sich die Gesellschaft viel schneller weiterentwickelt und wir einer neuen Ära entgegengehen, wo Teilen der bestimmende Modus Operandi in wirtschaftlichen und sozialen Angelegenheiten werden könnte. Dieser Eindruck kann sich als wahr erweisen. Aber haben wir wirklich verstanden, was Teilen für die Welt insgesamt bedeutet, wie ernsthaft wir auch auf die visionäre Gedankenform reagieren, die überall in das menschliche Bewusstsein eindringt.
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Bevor wir das Wort „Wirtschaft“ (Economy) dem Wort „teilen“(Sharing) hinzufügen, sollten wir zunächst einmal über die menschlichen Werte des Teilens im Zusammenhang mit diesem unglücklichen Planeten nachdenken, in der die Kräfte der Vermarktung derartiges Chaos und Verwüstung anrichten. Wenn wir ernsthaft daran interessiert sind herauszufinden, was Teilen bezüglich der Weltprobleme bedeutet, muss uns zuerst bewusstwerden, dass die grassierende Kommerzialisierung heute die größte Gefahr für die Menschheit darstellt, da sie in ihrer theoretischen und wörtlichen Bedeutung einen Gegensatz zum Teilen darstellt.[5] Das mag wie eine einfache Beobachtung erscheinen, aber wie können wir in einer so ungleichen Welt eine durchführbare Sharing Economy erlangen, die durch jahrhundertelangen Kolonialismus, Imperialismus und eine Laissez-faire Globalisierung, zu solch unterschiedlichen Lebensstandards innerhalb und zwischen verschiedenen Ländern geführt hat?[6] Die Ressourcen der Welt zu teilen ist zwingend notwendig und kann als das Gegenmittel für das Verbrechen der weit verbreiteten Armut inmitten des Überflusses gesehen werden. Doch nur wenige Befürworter der Sharing Economy gehen von diesem elementaren Standpunkt aus.
Vielleicht meinen Sie, dass die Armut rückläufig ist und dass wir die Lösung dieses Problems unseren Regierungen überlassen können. Immerhin propagieren führende Politiker und Wirtschaftsvertreter auf hochkarätigen Konferenzen wie dem Weltwirtschaftsforum in Davos[7] eine solche Botschaft. Sogar einige Hilfs- und Entwicklungsorganisationen sind in die Falle getappt und glauben an den Mythos, dass der steigende Wohlstand für einige wenige letztendlich der Mehrheit zugutekommt, obwohl klar erkennbare Beweise zu finden sind, dass die Ungleichheit bei Vermögen und Einkommen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß zunimmt.
Die Staatsoberhäupter haben geschworen, bis 2030 alle Formen der Armut zu beseitigen, und das in der Post-2015-Entwicklungsagenda der Vereinten Nationen verankert,[8] aber unschwer ist der Irrtum solcher Versprechen zu erkennen, da die Regierungen weiterhin dem "Kommerzialisierungsparadigma" unterliegen, wie bereits an anderer Stelle erörtert.[9] Ein vorherrschender politischer Kontext, in dem große Konzerne auf politische Entscheidungen der Regierung Einfluss haben, macht es eigentlich nicht vorstellbar, dass sich die Staaten zu internationalen Vereinbarungen verpflichten, die es braucht, um die festgelegten sozioökonomischen Rechte jedes Einzelnen zu achten, zu schützen und zu erfüllen. Glauben wir wirklich, dass im Falle einer weiteren globalen Finanzkrise, wie allgemein erwartet wird, die Notlage der Ärmsten von den derzeitigen Regierungen sofort als vorrangig eingestuft wird? Und meinen wir, dass die edlen Eliten, die sich in Davos versammeln, weniger Geschäftsgewinne erzielen werden, selbst wenn die Armut ansteigt?
Man könnte annehmen, dass diese politischen und moralischen Fragen zum Nachdenken bewegen, auch bei starkem Interesse daran, dass das Prinzip des Teilens global umgesetzt wird, und so die gemeinsamen Bedürfnisse aller Menschen in allen Ländern erfüllt werden können. Aber so wie die Sharing Economy derzeit verstanden wird, hat sie wenig mit der Erkenntnis zu tun, dass die Menschheit ihre Ressourcen gerechter verteilen muss, um auf die vielfach konvergierenden Krisen und einen zivilisatorischen Katastrophenfall zu reagieren. Es scheint, dass die Sharing Economy heute vor allem mit kommerziellen Aktivitäten zu tun hat und mit einer vagen kollektiven Vorstellung auf profitable Annehmlichkeiten, aber nicht mit dem Bewusstsein, dass wir die reichhaltigen Produkte dieser Erde teilen müssen, wenn die Menschheit überleben will. Sicher hat sie nichts mit dem Gedanken zu tun, den Hungernden und Mittellosen der Welt zu helfen, den mehr als drei Milliarden Menschen, die an Unterernährung und anderen schweren armutsbedingten Entbehrungen leiden.[10]
Selbst diejenigen, die für eine Sharing Economy als Segen für die Umwelt eintreten, berührt das Teilen nicht wirklich im Hinblick auf die kritische Weltlage. Man denke nur an die Argumente, dass Carsharing dazu führt, dass weniger Autos auf den Straßen unterwegs sind, oder dass Werkzeug-Bibliotheken dazu führen, dass weniger neue Produkte von Einzelpersonen in wohlhabenden Gemeinden gekauft werden. So etwas hat seinen Wert, aber wenn das alles ist, was wir über Teilen denken, dann sind wir noch konditioniert und im „Ismus“ des Konsums gefangen und beschränken uns gedanklich darauf „weniger zu verbrauchen“. Das hat nichts damit zu tun, die Sharing Economy in ihrem wahren Licht zu sehen und sie allgemein anzuwenden. Wir sollten uns bemühen zu erkennen, wie sich die Kommerzialisierung in all diesen Technologien verbirgt und uns das blind gegenüber dem Kauf teurer Waren und fortwährendem Konsum macht und wir dabei gleichgültig den größeren ökologischen und sozialen Problemen gegenüberstehen, die uns umgeben.
Vermutlich sind 90 Prozent der angeblichen Sharing Economy auf kommerziellen Gewinn und teilweisem Eigeninteresse ausgerichtet, unabhängig jeglicher positiven sozialen Wirkungen, die mittels kooperativer Internetplattformen entstehen. Sind wir denn davon überzeugt, dass hier die wahre Bedeutung des Teilens zu finden ist, übereinstimmend mit ihrer tiefsten philosophischen und spirituellen Bedeutung? Wir haben nur eine neue Methode für ein bequemes Leben geschaffen, auch wenn sie keine Anreize zum Gelderwerb bietet, und man sie als sanftere Form der Kommerzialisierung bezeichnen könnte. Der menschliche Verstand liebt es, neue Methoden und „Ismen“ zu schaffen. Wie der Priester, der an eine bestimmte Vorstellung von Gott glaubt, und dann in ein Priesterseminar geht, um etwas über diesen selben Gott, den er für sich geschaffen hat, zu lernen. Ohne sich ihrer mentalen Konditionierung und sozialen Konformität bewusst zu sein, sind die Befürworter der Sharing Economy auch nicht anders. Sie fördern eine bequemere und angenehmere Lebensweise innerhalb einer nicht nachhaltigen, äußerst ungerechten und zunehmend ungleichen Gesellschaft, die in keiner sinnvollen Weise mit der Realität der menschlichen Verbundenheit zu tun hat.
Anstatt die Sharing Economy hin zu einer emanzipatorischen Konzeption von Gerechtigkeit und Menschenrechten zu lenken, senken wir unser Bewusstsein auf dasselbe Niveau eines Marketingfachmanns, der uns mit „1 plus 1 gratis“ locken will. Möglicherweise ist nichts verkehrt an der Idee eines gemeinsamen Konsums oder geteilter Eigentümerschaft für angehende Unternehmer, aber lassen sie uns nicht behaupten, dass wir das Prinzip des Teilens zum größten Nutzen der Mehrheit neu erfunden haben. In psychologischer Hinsicht kann es bestenfalls als eine weniger stressige Lebensweise für die Privilegierten verstanden werden.
Betrachtet man Teilen in seinen tiefsten spirituellen Aspekten, so kann man feststellen, dass die oben genannten Formen des zwischenmenschlichen Teilens lediglich mit der Persönlichkeit oder dem niederen Selbst verbunden sind. Das ist ein dürftiger Abglanz der höheren Ebene des Seelenbewusstseins, das sich der innewohnenden Einheit und Verbundenheit der Menschheit als Ganzes bewusst ist. Wir sind alle in der Lage, dieses höhere Bewusstsein, das in uns schlummert und allgegenwärtig ist zu realisieren, so sehr es auch in diesen materialistischen Zeiten von uns unterdrückt wird, indem wir unsere Energie vor allem dazu einsetzen, um uns in unserer Gesellschaft wohl und ungestört zu fühlen.
Wenn Sie sich mit jemandem unterhalten, dessen Energien mit der niederen persönlichen Form des Teilens und der Zusammenarbeit verankert sind, wird diese Person Ihnen nicht interessiert zuhören, wenn Sie von globaler Ressourcenteilung zwischen den Regierungen aller Nationen sprechen, die dazu dient, Armut, Konflikt und Umweltzerstörung endgültig zu beenden. Trotz eines in diesen Leuten schlummernden tieferen Bewusstseins für das Teilen werden sie sich weigern, sich damit zu befassen, und unbewusst die transformativen Implikationen ablehnen. Sie fühlen sich mit der einfachen Idee des Teilens von persönlichen Gegenständen innerhalb ihrer Gemeinde wohler. Vermutlich wird die wirtschaftliche Umsetzung des Prinzips des Teilens anfangs nicht sehr angenehm sein. Es gibt noch viel zu tun und man muss noch vielen widerstrebenden Kräften, in Wirtschaft und Politik gegenübertreten. Ohne Zweifel werden unsere egozentrischen Leben und gut gemeinten Bemühungen, früher oder später, von diesen mächtigen Kräften noch eine gewaltige Störung erfahren. Dann wird es nicht mehr lange dauern, bis wir die Notwendigkeit einer Neuordnung erkennen, während sich die Weltlage in den kommenden Jahren verschlimmert und ihren Höhepunkt erreicht.
Die wahre Vision einer Sharing Economy bedeutet das Ende der alten Wege, die durch das Streben nach Profit und wettbewerbsorientierten Eigeninteressen definiert sind, während ein neues Zeitalter der globalen Zusammenarbeit nur über die Beendigung des Hungers in einer Welt des materiellen und finanziellen Überflusses beginnen kann. Vorerst hat die Sharing Economy ihren Anfang bei den Armen, gehört den Armen und sollte aus jeder moralischen und realen Perspektive bei ihnen verbleiben. Der Anfang wird nicht in unseren kleinlichen Vorstellungen von einem bequemeren Leben stattfinden. Solange Teilen in einer selbstgefälligen und egozentrischen Norm geschieht, wird es unweigerlich versagen und auf längere Sicht nicht stattfinden. In der Zwischenzeit gibt es unter diesem kommerzialisierten Banner von Sharing jedoch viele Möglichkeiten zum Geldverdienen, wenn das unser Bedürfnis ist. Wie praktisch!
Es hindert uns nichts daran, von der Sharing Technologie und von sogenannten disruptiven Innovationen oder Geschäftsmodellen zu profitieren, aber wir sollten zumindest ehrlich sein und uns unserer zugrundeliegenden Motive und Psychologie bewusst sein. Denken wir an Andere, an den Zustand der Welt, während wir mit unserer Verbrauchergier weitermachen? Oder dreht sich wieder einmal alles um uns selbst? Bitte sehen Sie sich diese gemeinsamen Initiativen der Sharing Economy genauer an, die bisher in der westlichen Welt entstanden sind und fragen Sie sich, ob sie etwas mit einem inneren spirituellen Bewusstsein zu tun haben, das Liebe, richtige Beziehungen und die höchste Intelligenz des Menschen verkörpern.
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Die meisten Sharing Befürworter von heute streben nach der einfachsten und am wenigsten belastenden Form der menschlichen Beziehungen in der Wohlstandsgesellschaft, verglichen mit den Millionen von Randgruppen, die in ärmeren Ländern für Gerechtigkeit kämpfen und dafür Freiheit, Familie und oft ihr Leben lassen. Das ist die harte Art des Teilens, der reale und mühsame Weg. Wir sehen es in den Kämpfen der enteigneten indigenen Völker in Indien; der Palästinenser im Gazastreifen; der landlosen Arbeiter in Südamerika; der Hüttenbewohner und Kleinbauern in Afrika südlich der Sahara; der ausgebeuteten Bekleidungsarbeiter in den Sonderwirtschaftszonen Asiens um nur einige zu nennen. Alle diese unterdrückten Menschen fordern, wenn auch unausgesprochen, von ihren Regierungen eine Sharing Economy, die ihre grundlegenden Menschenrechte erfüllen kann.
Auch Volksaufstände fordern indirekt die Einleitung einer Sharing Economy, durch eine Regierungspolitik, die mit einer gerechten Umverteilung inklusiver ist. Hier wurde auch der Arabische Frühling mitgezählt mit den vielen Demonstrationen, die auf korrupte politische Regime ausgerichtet waren, wie auch die Demonstrationen gegen Sparpolitik und die Occupy Bewegung, die im Namen der sozialen und ökonomischen Gleichberechtigung mobilisiert wurde.[11] Wir können selbst erkennen, wie diese vielfältigen Protestaktionen die Manifestation für ein zunehmendes Teilen sind, auch wenn diese Forderung unbewusst durch eine natürliche Reaktion auf die Ungerechtigkeit ausgedrückt wird, die sich aus der Auferlegung eines unfairen Wirtschaftssystems ergibt. Für eine gerechte Welt einzustehen, in der noch wachsende Ungerechtigkeit und wirtschaftliche Unsicherheit für die Mehrheit herrschen, ist sicher eine anstrengende Aufgabe. Daher ist es verständlich, wenn das Wort „Sharing“ nicht über die Lippen der Aktivisten kommt, die sich den Großkonzernen mit ihren ausbeuterischen und gewinnorientierten Aktivitäten widersetzen, als auch den Regierungen, welche die Interessen der mächtigen Bastionen von Privilegien und Wohlstand wahren.
Beachten Sie auch die Menschen, die an der Front arbeiten und ihren Dienst leisten, wie das Rote Kreuz oder Ärzte ohne Grenzen. Zusammen verkörpern sie den reinsten Ausdruck von „Sharing“ und „Economy“, durch ihren unermüdlichen Dienst, den Menschen in Kriegsgebieten und verarmten Regionen zu helfen, unabhängig von Kaste, Religion oder Rasse. In dieser Hinsicht gibt es viele ungekrönte Helden der Sharing-Economy, die in ihrer Lobbyarbeit und ihren Plänen für den Wiederaufbau der Welt unwissentlich die wahre Bedeutung des Teilens definieren. Die Liste ist lang und vertraut, denn sie umfasst unzählige Graswurzel- Aktivisten, zivilgesellschaftliche Organisationen und politische Kampagnennetzwerke, die sich für eine gerechtere und ökologisch nachhaltigere Form der Entwicklung einsetzen. Diese engagierten Menschen erkennen vielleicht nicht den Zusammenhang zwischen ihrem Kampf für Gerechtigkeit und der expliziten Notwendigkeit von ökologischem Teilen, aber die Verbindung ist für jeden spürbar und real, der das Problem unserer dysfunktionalen Gesellschaften mit einem mitfühlenden Bewusstsein für das Ganze wahrnimmt.
Wie eng sind also die kommerziellen Sharing-Initiativen von heute mit diesen großen sozialen Kämpfen und Volksbewegungen verknüpft? Mitglieder der Sharing Economy scheinen kein Interesse daran zu haben auf der politischen Ebene Druck auszuüben, um die Ressourcen und den Reichtum der Länder zugunsten der unterdrückten Armen zu teilen. Nicht einmal, um den frühzeitigen Tod von etwa 40.000 Menschen zu verhindern, die täglich an armutsbedingten Ursachen sterben, oft an Unterernährung und Kinderkrankheiten, die in wohlhabenderen Ländern kaum vorkommen.[12] Wenn dies zu unserem Herzensanliegen und unserer Motivation wird und nicht der Komfort oder die Bequemlichkeit unseres privilegierten Lebens in unseren Gemeinschaften, dann können wir uns vielleicht zu Recht als Botschafter der Menschlichkeit durch das Prinzip des Teilens bezeichnen. Beschränkt sich jedoch unsere Vorstellung vom Teilen auf unsere eigene Nachbarschaft oder unsere soziale Peergruppe, dann haben wir keinesfalls eine Vorstellung davon, dass Teilen der Königsweg für ökologische Nachhaltigkeit, Frieden und Gerechtigkeit ist.
Es gibt zahllose Gemeinschaften auf der ganzen Welt, die versucht haben, untereinander zu teilen, um eine harmonischere und nachhaltigere Lebensweise zu erreichen. Aber vielleicht ist es Zeit, sich zu fragen, was solche Gemeinschaften Gutes bewirken können, wenn die ökologischen Krisen der Welt mit rasender Geschwindigkeit auf einen Punk zulaufen, an dem es kein Zurück mehr gibt. Während seit langem zahlreiche spirituelle Gemeinschaften und Ökodörfer entstanden sind und sich dann wieder auflösten, könnten die zunehmenden Kommerzialisierungstendenzen der letzten Jahrzehnte schließlich alle Möglichkeiten für eine sich selbst erhaltende Gemeinschaftsidylle beenden. Wie lange können diese Tendenzen in einer Welt, die sich unaufhaltsam spaltet und die Umwelt zerstört, überhaupt noch ungehindert weiterlaufen?
Das soll kein Angriff auf die unzähligen Graswurzel Initiativen sein, die darauf abzielen, unseren individuellen CO2-Verbrauch in der modernen Gesellschaft zu reduzieren, indem die natürlichen Ressourcen der Erde erhalten werden. Viele von ihnen bieten Modelle für den Übergang zu nachhaltigen Formen der Lebensmittelproduktion, des Wohnens, des Verkehrs, der Energieerzeugung und so weiter an. Die Ethik des Teilens und der Selbstgenügsamkeit im kleinen, lokalen Maßstab könnte schon bald die Parole unserer Zeit werden, wie sie schon seit langem von nachhaltig Handelnden in verschiedenen Bereichen anerkannt wird. Doch selbst diese Pioniere der gemeinschaftlichen Resilienz versäumen es oft, die Worte "Armut" oder "Hunger" in ihren Schriften und ihren Konzepten zu erwähnen.
Bedeutet dies, dass sie mit einem Bewusstsein für das Ganze ausgestattet sind und in die menschliche Realität der kritischen Weltlage eintauchen? Zu glauben, dass wir Frieden finden können, indem wir uns in eine abgelegene Gemeinschaft zurückziehen, ist immer noch eine Illusion, egal wie sparsam oder selbstversorgend wir dort leben. Denn die zivilisatorische Krise, mit der wir konfrontiert sind, hat einen spirituellen Ursprung und ist das Ergebnis von Jahrtausenden zerstörerischer menschlicher Verhaltensweisen. Im Laufe unserer Abstammung und vieler vergangener Inkarnationen haben wir alle dazu beigetragen, die groben Ungerechtigkeiten und Spaltungen zu wiederholen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Absicht, eine friedliche, abgeschiedene und nachhaltige Lebensweise inmitten all der Unruhen dieser Zeit zu führen, bedeutet daher, sich von der inhärenten Einheit der menschlichen Rasse zu trennen. Es sei denn, wir tragen auch dazu bei, eine gleichberechtigte Welt zu schaffen, in der die Grundbedürfnisse aller befriedigt werden. Dieses spirituelle Verständnis, diese innere Erkenntnis, und dieses motivierende Ideal, sind der einzig wahre Frieden, den wir innerlich in dieser gefährlichen Zeitenwende erleben können. Denn dann sind wir nicht allein im Kampf für eine Welt, die im wahrsten Sinne des Wortes "teilt".
Was bedeutet das für die modernen Befürworter des Teilens, deren Absichten - wissentlich oder unwissentlich - von der Kommerzialisierung überschattet werden und die das Prinzip des Teilens bereits mit ihrer geistigen Blindheit und Geldmacherei entwürdigt haben? An einer Sharing Economy Interesse zu haben, ohne das entsetzliche Leid anderer zu bedenken, heißt, dass die Ideen von den gewohnten Gedanken gebildet werden, ohne dass dabei das innere Bewusstsein des Herzens angeschlossen ist. Somit wird eine zutiefst menschliche und geistige Konzeption zu einem weiteren „Ismus“ degradiert, der in keinerlei Beziehung zur Natur der Gerechtigkeit, des Gleichgewichts oder der menschlichen Einheit steht. Aus ihrem Wunsch, einen neuen und komfortablen Lebensstil zu kreieren, benutzen sie ungewollt das Prinzip des Teilens für ihre eigenen Zwecke, bis der Ismus des Teilens zur Norm wird.
Ist das nicht ohnehin schon der Fall und sollten sich die verschiedenen Befürworter dieser kommerzialisierten Form des Teilens nicht schämen? Im Wissen, dass extreme Armut auf dieser Erde noch weit verbreitet ist, wie ist es da möglich, dass die Idee des Teilens nicht auf die Rettung unserer Mitmenschen abzielt, die an vermeidbaren Krankheiten, Hunger, Krieg und Klimawandel sterben? Was macht den Menschen so blind, innerlich arm und gleichgültig gegenüber dem Einen Leben, das ihn umgibt? Warum beschränkt er sein Bewusstsein auf seine Gemeinschaft, auf neue Innovationen und eine fragmentierte Lebensweise, indem er die Gleichgültigkeit pflegt - eine Gleichgültigkeit, die die Weisheit und den stillen Ruf seines Herzens ignoriert? Was macht den Menschen in seinem Denken so klein, gefangen und verwirrt, obwohl er in der Anwesenheit seiner Seele so frei und großartig ist – eine Seele mit göttlichem Zweck, die sagt: LIEBE ALLES und OPFERE DICH FÜR ALLES WAS LEBT…?
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Die Idee und Praxis des Teilens innerhalb des Paradigmas der Kommerzialisierung zu verfolgen ist zwecklos, da beide Konzepte in ihrem inneren und äußeren Ausdruck am Ende gegensätzlich sind. Wie wir bereits festgestellt haben, ist das eine in seiner Komplexität spaltend, während das andere in seiner Einfachheit vereinend ist.[13] Das eine ist manipulativ, amoralisch und schädlich für die Menschen und die niederen Reichen der Natur, während das andere auf Fairness, Unschädlichkeit, Bewusstsein und gutem Willen beruht. Der ökonomische Terminus des Teilens im weiteren Sinne ist sogar ein Beispiel für Liebe und tiefstes Verständnis von Mitgefühl, das unsere Kultur allerdings in seiner Bedeutung als niedrig und sentimental degradiert hat. Sicherlich wird sich die Gedankenform einer Sharing Economy im Laufe der Zeit zu einer moralischen und integrativen Idee entwickeln. Solange sie jedoch politisch nicht auf der Vorstellung von Gerechtigkeit für die Armen der Welt beruht, wird eine transformative Vision der Ressourcenteilung zwischen den Regierungen mit Sicherheit noch viele, viele Jahre in den Kinderschuhen stecken.
Es gibt eine wachsende Zahl von Intellektuellen, die jetzt beginnen, sich mit der authentischen Bedeutung des Teilens zu beschäftigen, als neues wirtschaftliches und politisches Paradigma.[14] Es ist zwar ein ermutigendes Zeichen, dass viele fähige Denker Konzepte wie "gerechte Verteilung", "Gemeingüter" und "Degrowth (Wachstumsrücknahme)" durch die akademische Brille betrachten, aber was bringen diese wissenschaftlichen Definitionen den ärmsten Menschen, die ihre Regierungen verzweifelt darum bitten, einen minimalen Teil des nationalen Reichtums zu teilen, nur damit sie und ihre Familie jeden Tag eine anständige Mahlzeit haben?
Diese bescheidene Bitte eines armen Menschen ist in seiner Reinheit und Essenz der Inbegriff der Sharing Economy. Wie kommt es also, dass die wohlgenährten Intellektuellen diese einfache Wahrheit oft übersehen? Nur wenige scheinen die Tatsache zu erkennen, dass jedes Jahr Millionen von unschuldigen Menschenleben gerettet werden könnten, wenn die reichlich vorhandenen Ressourcen dieser Welt nur angemessen geteilt würden. Der Ruf nach Teilen in seinen vielfältigen Formen ist immer ein Ausdruck des gesunden Menschenverstands. Es ist jedoch möglich, den gesunden Menschenverstand so zu intellektualisieren, dass das im Endeffekt die weniger gebildeten Bürger ausschließt und uns schließlich in die Irre führt und in endlose verwirrende hypothetische Debatten über den richtigen Weg verwickelt. Auch aus diesem Grund muss jede Untersuchung über die Bedeutung einer Sharing Economy mit der vorläufigen Erkenntnis beginnen, dass chronische Unterernährung - als eine der wichtigsten gesellschaftlichen und politischen Prioritäten - von dieser Erde eliminiert werden muss. Solange wir von diesem grundlegenden Standpunkt ausgehen, können die inspirierten Analysen und politischen Vorschläge nicht allzu weit in die falsche Richtung gehen.
Nehmen wir als Beispiel die Mediziner, die für Ärzte ohne Grenzen arbeiten und ein Ende aller Kriege herbeisehnen. Doch zuerst müssen sie sich mit der Realität befassen, dass tausende Menschen in diesen Krisengebieten von ihren Regierungen vergessen werden, und ihre lebensrettende ärztliche Hilfe brauchen, die in dieser traurigen Welt schmerzhaft fehlt. In ähnlicher Weise ist es wichtig, die intellektuelle Idee des Teilens in der modernen Gesellschaft zu debattieren und Hypothesen aufzustellen. Aber vor allem müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf die Millionen von Menschen in ärmeren Ländern richten, die weiterhin unter schweren Entbehrungen leiden, ohne jegliche Form der Regierungshilfe oder öffentlichen Unterstützung.
Vergleichen Sie aus einer inneren Perspektive ihre täglichen Sorgen in einem privilegierten und komfortablen Haushalt mit der Realität eines Menschen, der in diesem Moment an einer vermeidbaren Krankheit oder an Unterernährung stirbt. Ihr tiefes Mitgefühl für weniger Begünstigte als Sie, und Ihre persönliche Absicht etwas gegen diese geistige Blasphemie in unserer Mitte etwas zu unternehmen, schafft schon ein Bewusstsein für die Notwendigkeit weltweit die Sharing Economy einzuführen. Jede Handlung, die dazu beiträgt, das vorherrschende Leiden, das durch absolute Armut verursacht wird, zu beenden, ist an sich ein reiner Ausdruck der Sharing Economy des Herzens, unserer Reife und gesunden Menschenverstands. Vor allem wenn diese Handlung versucht, unsere politischen Stellvertreter dazu zu verpflichten, die Ressourcen der Welt zu teilen.
Haben Sie jemals jemanden in den Armen gehalten, der an Unterernährung in einer armen Region wie südlich der Sahara stirbt, in dem Wissen, dass Ihre Familie und Freunde Zugang haben zu angemessenen Lebensmitteln, Unterkunft, medizinischer Versorgung, und anderen lebensnotwendigen Dingen als ein grundlegendes Menschenrecht? Nach so einer tiefgreifenden und tragischen Erfahrung werden Sie die Sharing Economy mit Herz und Verstand erkennen und mit Sicherheit wird das zu einer ganz anderen Resonanz und Bewusstseinserweiterung führen.
Denken Sie auch an eine Person, die ein geliebtes Familienmitglied durch eine unheilbare Krankheit oder eine Tragödie verliert. Als Folge dieses traurigen Ereignisses ändert sie vielleicht plötzlich ihre Lebensziele, indem sie Zeit und Energie darauf verwendet, dass andere nicht ein ähnliches Schicksal erleiden, indem sie eine Wohltätigkeitsorganisation gründet oder sich für soziale Veränderungen einsetzt. Das Bewusstsein und die Empathie dieses Menschen haben sich also deutlich erweitert, und seine frühere Selbstgefälligkeit ist verschwunden. Das ist in einem unvorstellbaren Ausmaß die Hoffnung für die Sharing Economy, wenn Millionen von Menschen, die einen angemessenen Lebensstandard genießen, ihr empathisches Bewusstsein so ausdehnen und die zweidrittel der Mehrheit der Weltbevölkerung, die unnötige Entbehrungen erleiden, miteinschließen können.
Wir versuchen nicht, die tiefere philosophische Bedeutung des Mitgefühls in diesen wenigen Analogien zu betrachten, sondern versuchen ganz einfach, auf menschliche Weise die Notwendigkeit für mehr Bewusstsein in unserer Gesellschaft - durch gesunden Menschenverstand - zu beobachten, das aus einem engagierten Herzen entsteht. Es betrifft nicht nur die Notwendigkeit, die schreckliche Realität des Hungers und die lebensbedrohliche Armut zu beenden; es geht auch um Liebe, im allgemeinen und pragmatischen Sinne, die sich in einer zivilisierten und moralischen Haltung zum Leben äußert, und sich um das unnötige Leiden der anderen kümmert. Die Bedeutung der Liebe aus einfacher spiritueller und psychologischer Perspektive gesehen, wie vom Autor anderweitig diskutiert, ist eine motivierende Energie, die eine totale Neuorientierung im Leben eines Menschen hervorbringen kann, sobald das Bewusstsein des Herzens die innere Einstellung und Verhaltensweise bestimmt. [15]
Wir können die psychologische und spirituelle Transformation eines Individuums durch das Erwachen des Herzens in fast jedem Bereich menschlicher Tätigkeit beobachten, die törichten Befürworter einer kommerzialisierten Form der Sharing Economy sind keine Ausnahme. Wir können nur hoffen, dass die selbsternannten Teilenden von heute sich bewusstwerden, wie sehr sie die höhere Bedeutung dieses Prinzips entwürdigt haben und ihre Richtung ändern, sodass sie sich den Millionen anschließen, die tapfer für eine gerechte Welt kämpfen, die es nicht zulässt, dass Menschen leiden oder an fehlendem Zugang zu Essenziellem sterben müssen.
Teil II: Von der inneren zur äußeren Sharing Economy
Artikel 25 ist eine der externen Ausdrucksformen des
Prinzips des Teilens, und die spirituelle Evolution ist
der interne Ausdruck von genau diesem Prinzip.
Wenden wir uns nun der inneren Bedeutung einer Sharing Economy zu und bedenken wir dabei, dass wir kein Sachverzeichnis aus einer spirituellen oder psychologischen Perspektive vorschlagen können, denn die Bedeutung des Teilens entspringt dem Herzen und nicht allein der intellektuellen Aktivität. Selbst wenn wir das Teilen, wie oben erörtert, auf persönlicher Ebene verstehen, können wir die wahre Bedeutung seines Potenzials erst dann erfassen, wenn unser Denken stets vom Herzen geleitet wird. Lassen Sie das Herz zum Architekten unserer Sharing Economy sein, die wir mit Bewusstsein und Liebe aufbauen, sonst wird sie niemals die bessere Welt hervorbringen, nach der wir uns sehnen. Wir haben in Tausenden von Jahren alles andere ausprobiert, in allen Epochen und Zivilisationen, die stolz aufgetaucht und längst wieder verschwunden sind; alles, was uns bleibt, ist die Liebe und das Herz! Aber woran werden wir erkennen, dass die Menschheit den inneren Sinn einer Sharing Economy durch das Bewusstsein eines engagierten Herzens erfasst hat? Erlauben Sie mir, dies zu bekräftigen: Das wird erst dann der Fall sein, wenn ein großer Teil der Weltbevölkerung sich zusammenschließt und leidenschaftlich seine Entschlossenheit bekundet, allen Formen der Armut überall und ein für alle Mal ein Ende zu setzen.
Solche Worte lassen sich leicht formulieren, aber weitaus schwieriger ist es sich diese Realität im Alltagsbewusstsein unzähliger Millionen von Menschen vorzustellen. Wie können wir also die innerlich transformativen Aspekte der Sharing Economy wahrnehmen, wenn uns das eine ganzheitliche Sicht der Welt abverlangt, die in unseren heutigen sozialen und kulturellen Vorstellungen kaum zum Tragen kommt? Wir können mit der Kontemplation des vorangegangenen Kapitels beginnen, bevor wir in uns gehen und in Ruhe über die tiefere Bedeutung des Teilens in unserer geteilten Welt nachdenken. Durch unsere Intuition werden wir vielleicht die emotionale Bedeutung dessen, was in diesen unzureichenden Worten vermittelt wird, sowohl wahrnehmen als auch fühlen.
Mitgefühl im höchsten spirituellen Sinne bedeutet ein unpersönliches Bewusstsein für das Wohl des Ganzen, nicht nur des Besonderen. Daher gibt es keinen Beweis auf selbstloses Mitgefühl in einem Bewusstsein, das sich auf das Wohl einer einzelnen Person, Familie, Gemeinschaft oder Nation beschränkt. Es ist keineswegs ein Vergehen, wenn unser Bewusstsein im Allgemeinen mit dem Wohl unserer eigenen besonderen Nachbarschaft oder Gesellschaft befasst ist. Aber wenn wir den ganzheitlichen Sinn einer Sharing Economy erkennen wollen, dann müssen wir unsere empathische Sorge auch auf die Bedürfnisse der Welt in ihrer Gesamtheit ausdehnen - was voraussetzt, dass wir uns mit absoluter Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Reife auf eine Vision der einen Menschheit einlassen. Wir können uns zuerst um unsere eigenen Gemeinschaften kümmern, aber wir müssen auch unsere Aufmerksamkeit nach außen richten - zum Beispiel, wenn mein Nachbar nichts zu essen hat muss ich mich zuerst um ihn kümmern, bevor meine Aufmerksamkeit sich der restlichen Welt widmet, um zu sehen, dass alle anderen ihre Grundbedürfnisse gesichert haben.
Ein spirituelles und ganzheitliches Verständnis der Sharing Economy bedeutet daher, dass wir uns nicht länger vom Rest der Menschheit abgrenzen, weder innerlich noch äußerlich. In diesem Sinne ist die innere Bedeutung des Teilens weit entfernt von jeder systematischen Methode des Austauschs von Waren oder Dienstleistungen; es bedeutet, in jeder Hinsicht "mit dem Anderen zu sein“ - mitfühlend, moralisch, ethisch und liebevoll. Es bedeutet, das Bewusstsein für die Existenz der Seele und ihrer Aufgabe zu haben, die eine esoterische Wirklichkeit ist, die wir mit all ihren immensen Implikationen für unsere materialistischen und kommerzialisierten Kulturen noch zu begreifen haben. Es bedeutet auch „keinen Schaden zuzufügen“, denn die entgegengesetzte Richtung des Teilens ist unweigerlich schädlich und führt zu gesellschaftlichen Spaltungen und zu Konflikten, die grundsätzlich durch unsere Gier, Egoismus, Hass und vor allem unserer Selbstgefälligkeit und Gleichgültigkeit bestimmt ist.
Die meisten von uns sind durch die Normen unserer dysfunktionalen Gesellschaften so konditioniert, dass wir für diese einfachen Wahrheiten völlig blind sind, so dass wir die außerordentliche Vielseitigkeit des Prinzips des Teilens und seine Bedeutung für unsere spirituelle Entwicklung nicht verstehen. Daher ist die Idee einer Sharing Economy viel, viel größer, als wir uns gegenwärtig vorstellen können. Wenn wir die Metapher eines Architekten verwenden, der Strukturen mit materieller Substanz baut, dann sind die wahren Innovatoren einer Sharing Economy wie Architekten, die die Aufgabe haben, neue Strukturen durch die Energie der Liebe zu bauen. Denn in der Tat ist die primäre Bedeutung des Teilens der Beweis für die Existenz der Liebe - einer Liebe, die bedeutet, dass man gibt und nichts zurückhaben will. So wie der inspirierte Architekt will, dass seine Bauwerke weltweit anerkannt werden, sollten wir danach streben, dass diese erweiterte Idee einer Sharing Economy in den Herzen aller Menschen globalisiert wird. Wir müssen unsere Liebe in jedes Land importieren und exportieren, sozusagen. Und in der heutigen geteilten Welt können wir dieses liebevolle Ziel nur erreichen, wenn wir unsere Forderung nach einem unwiderruflichen Ende des durch Armut verursachten Hungers universalisieren.
Eine Reflexion über die obigen Kommentare kann uns helfen, besser zu begreifen, dass die Sharing Economy fast nichts mit den sozialen Aktivitäten und Markttransaktionen zu tun hat, die derzeit ihre Bedeutung definieren. Vielmehr sollte sie in einem Bewusstsein für die Realität des inneren Selbst verwurzelt sein, was den Funken von etwas völlig Neuem auf dieser Erde bedeuten würde und eine psychologische Revolution im Bewusstsein der Menschheit ankündigt. Man kann auch davon ausgehen, dass die moralische oder spirituelle Idee einer Sharing Economy uns schon seit Jahrtausenden begleitet, wie sie in vielen esoterischen und religiösen Lehren verankert ist und sich in einer symbolischen Interpretation des Christusprinzips widerspiegelt. In Anlehnung an die christlichen Lehren besteht die spirituelle Bedeutung des Teilens darin, dass es uns zu einem Bewusstsein für den Christus in unserem Herzen führen kann. Dies steht in krassem Gegensatz zu der vereinfachenden Sichtweise des Teilens in der modernen kommerzialisierten Gesellschaft, die zu nichts und niemandem außer der eigenen Bequemlichkeit, dem Komfort und der vorübergehenden emotionalen Befriedigung führt.
Eine solche Interpretation verleiht unserer Behauptung eine weitere spirituelle Rechtfertigung, dass das Prinzip des Teilens in erster Linie den Armen gehört und somit im inneren Bewusstsein des Herzens liegt, das in jedem Individuum wohnt, wie es in allen alten Schriften und Lehren über die rechten menschlichen Beziehungen verschiedentlich ausgedrückt wird. Natürlich hat die spirituelle Wahrheit des Teilens nie zu einer selbstgefälligen Vorstellung von sozialem Wohlergehen gehört, die verfolgt wird, als ob es die Millionen von Hungernden in der Welt nicht gäbe; als ob es die riesigen Überschüsse an Nahrungsmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern nicht gäbe; als ob es nicht die Technologie und die Arbeitskräfte gäbe, um diese unverzichtbaren Ressourcen dorthin zu transportieren, wo sie am dringendsten benötigt werden.
Es gibt also einen deutlichen Unterschied zwischen der Bedeutung des Teilens im herkömmlichen Sinne zwischen den Menschen in ihrem Alltag und dem göttlichen Prinzip des Teilens, das nur durch die Intelligenz eines erwachten Herzens verstanden werden kann. Wenn wir in der Lage wären, unser Bewusstsein in der Meditation zu erheben und uns richtig auf das Prinzip des Teilens als göttliches Konzept einzustimmen, würden wir, wenn wir unsere Augen in der Welt öffnen, nur Ungerechtigkeit in allen Richtungen und eine unergründliche Gleichgültigkeit sehen, die es zulässt, dass Millionen von Menschen wie Fliegen an Hunger sterben, während anderswo Lebensmittel verrotten und in kolossalen Mengen verschwendet werden. Doch wir können diese wehrlosen Opfer nicht vor unserer Gleichgültigkeit bewahren, wenn unsere Regierungen nicht das Prinzip des Teilens auf multilateraler Ebene umsetzen. Wir brauchen eine massive internationale Hilfsaktion, um für angemessenen Wohnraum, Gesundheit und medizinische Versorgung, sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen, Finanztransfers und alles andere zu sorgen, was die Armen in den weniger entwickelten Ländern brauchen, um in Würde und wirtschaftlicher Sicherheit zu leben. Erst dann können wir über die wahren Anfänge einer Sharing Economy als Leitbild für die globale Sozialpolitik und die internationale Entwicklung sprechen.
Wir täten gut daran, in diesem Zusammenhang den Bericht der Brandt-Kommission von 1980 heranzuziehen, um einen umfassenden Hinweis darauf zu erhalten, was es bedeutet, die Ressourcen der Welt durch einen umfassenden multilateralen Aktionsplan zu teilen.[16] Dort ist die liebevolle, mitfühlende und reife Vision der Sharing Economy zu finden. Wir beziehen uns vor allem auf das Konzept eines Notprogramms zur Armutsbekämpfung und für neue Wirtschaftsreform, das durch die Vereinten Nationen strukturiert werden muss. Das ist die beste Hoffnung, die wir haben, um ein globales System der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen auf einer dauerhaften und strukturellen Basis zu verwalten. Genauso wie die Regierungen die Vereinten Nationen als geeignetes internationales Gremium ansehen, um zu entscheiden, ob sie in den Krieg ziehen sollen oder nicht (egal, wie niederträchtig ihre politischen Motive sind), sind sie auch die einzige multilaterale Institution, die die gemeinsamen Interessen aller ihrer Mitgliedstaaten bei der Neugestaltung der globalen Nord-Süd-Beziehungen wirksam vertreten kann. Schließlich war es die Gründung der Vereinten Nationen, die nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl die Möglichkeit als auch die Hoffnung auf eine gerechtere Weltordnung schuf. Und trotz der Notwendigkeit einer beträchtlichen Reform und Demokratisierung des Systems der Vereinten Nationen, ist sein Potenzial, für die Koordinierung des immensen Prozesses der Umverteilung von Hilfsgütern und überschüssigen Ressourcen, zur absehbaren Beendigung extremer menschlicher Not innerhalb einer kurzen Zeitspanne von Jahren, unbestreitbar.[17]
Zusammenfassend können wir daraus ziehen, dass die Idee einer Sharing Economy universell anwendbar sein muss; sie muss auf dem Bemühen um eine gerechte Verteilung im Gegensatz zur Gewinnmaximierung durch wirtschaftlichen Wettbewerb beruhen; und sie muss das Prinzip des Gebens ohne Gegenleistung beinhalten. All das muss man sich als freien Umlauf lebenswichtiger Güter zwischen den Nationen unter einem demokratisierten System einer globalen Regierungsform vorstellen.
All dies hat nicht viel mit unseren bestehenden Theorien und Praktiken der internationalen Hilfe zu tun. Diese ist in ihrer jetzigen Form völlig unzureichend und oft mit Auflagen verbunden, die in erster Linie multinationalen Konzernen oder den Wettbewerbsinteressen der Geberländer zugutekommen. Erst in zweiter Linie (und oft sehr selektiv) dient die Entwicklungshilfe den weniger entwickelten Ländern dazu, den Wohlstand umzuverteilen und das Leben der armen Mehrheit ihrer Bürger zu verbessern, was jede politische Gruppierung, die sich für eine Kampagne einsetzt, in akribischer Kleinarbeit bestätigen wird.[18]
Reicht unsere Vorstellungskraft so weit, um uns eine Welt vorzustellen, wo Regierungen ihre Aufgabe erfüllen und allen Menschen einen angemessenen Lebensstandard gewährleisten, wie es seit langem im Internationalen Menschenrecht verankert ist? Eine Welt, in der die Rolle der NROs und Wohltätigkeitsorganisationen, die das menschliche Leid lindern, schließlich von koordinierten Aktionen unserer Regierungen in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen als Reaktion auf lebensbedrohende Armut, Konflikte, Naturkatastrophen oder erzwungene Migration in irgendeiner Form ersetzt wird? Eine Welt, in der Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte schließlich für jeden Mann, Frau und Kind ohne Ausnahme gewährleistet ist, was die leisesten Anfänge einer Sharing Economy bedeuten würde, die sich endlich in die richtige Richtung bewegt?[19]
Die Aussicht auf die Verwirklichung dieser Vision mag nicht allzu radikal oder utopisch erscheinen, wenn wir nur den schieren Betrag an Finanzkapital und Wohlstand betrachten, die weltweit im Umlauf sind, und die vergleichsweise geringen Summen, die benötigt werden, um alle Menschen aus der Armut zu befreien.[20] Dennoch kann eine solche Vision erst dann verwirklicht werden, wenn sich eine Mehrheit der Weltöffentlichkeit dieser epochalen Sache anschließt und fortwährend jeden führenden Politiker dazu drängt, die Beendigung des armutsbedingten Leidens zu ihrem ersten und letzten Anliegen zu machen. Können wir andernfalls von den politischen Eliten erwarten, dass sie auf eigene Faust handeln und eine Sharing Economy aufbauen, wenn die Kräfte der Kommerzialisierung immer noch die Tagesordnung eines Politikers diktieren? Oder glauben wir, dass philanthropische Milliardäre die Probleme der Welt in unserem Namen lösen können, durch ein Engagement ihrer Herzen, ohne dass die einfachen Menschen die Gesellschaft verändern müssen?
Beachten Sie sehr sorgfältig die Aktionen und Absichten der großen Stifter für Wohltätigkeitsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen, die sich oft als heldenhafte Retter der Armen aufspielen, indem sie große Geldsummen für ihre gewählte Sache bereitstellen. Selbst wenn das Ergebnis ihrer Spende den glücklichen Empfängern etwas Gutes bringt, so hat es doch weder die innere Bedeutung einer Sharing Economy in Bezug auf spirituelle Einheit und Zusammengehörigkeit noch die äußere Bedeutung der gemeinsamen Nutzung der Weltressourcen, die von den Regierungen, durch neue Wirtschaftsvereinbarungen und ein wesentlich reformiertes und eine deutlich reformierte und wieder erstarkte UNO strukturiert werden müssen.
Nehmen wir an, ein wohlhabender Philanthrop würde von einem mitfühlenden Bewusstsein für die Notwendigkeit beseelt, der Armut ein Ende zu setzen, als wäre sie ein zivilisatorischer Notfall. Vielleicht wäre er nicht mehr davon getrieben, mit seinen kommerziellen Aktivitäten übermäßige Gewinne zu erzielen, sondern würden seine Zeit und sein persönliches Vermögen für die Verwirklichung einer kooperativen Sharing Economy unter den Völkern einsetzen. Vielleicht würde er dabei helfen, ein globales Netzwerk leidenschaftlicher Aktivisten aufzubauen, weil er erkennt, dass dies das notwendige Mittel ist, um unsere Regierungen davon zu überzeugen, ihre Prioritäten neu zu ordnen und der Welt ein gewisses Maß an Frieden und Gerechtigkeit zu bringen.
Möge dieser letzte Gedanke unsere Vorstellungskraft beflügeln, wie eine weltweite Unterstützung für eine Sharing Economy aussehen könnte. Aufgebaut auf einer Allianz jeder denkbaren zivilgesellschaftlichen Organisation und gestützt auf dem konzertierten Willen unzähliger Menschen aus allen Lebensbereichen. So wird die wahre soziale Bewegung für das Teilen in all ihrer vollendeten Pracht aussehen, wie sie durch eine Explosion der Freude auf der ganzen Welt gekennzeichnet und belebt ist und wie sie durch ihren Dienst an den am meisten entmachteten und vernachlässigten Menschen anerkannt wird. So wird es sein und so werden wir erkennen, dass sich die Göttlichkeit erneut in einer physischen Form manifestiert hat, wenn Abermillionen Menschen für den Artikel 25 einstehen und damit ein Leuchtfeuer für die Erneuerung unserer Welt bilden.[21]
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Wir haben in diesen Bereich noch viel zu diskutieren und betrachten, wenn wir postulieren, was eine Sharing Economy im weitesten Sinne bedeutet. Es ist wichtig, dabei zu erkennen, dass sich unser Bewusstsein mit der Umstrukturierung der gesamten Architektur des globalen Wirtschaftssystems schrittweise verändern und entwickeln wird. Wir haben in Betracht gezogen, dass die erste Phase darin besteht, dass eine enorme Anzahl von Menschen weltweit ihre Regierungen auffordert, die Ressourcen zugunsten der Hungernden und der vernachlässigten Armen umzuverteilen, also derjenigen, die keinen ausreichenden Zugang zu den Grundbedürfnissen des Lebens haben. Das könnte als der allererste Schritt des Teilens in einem globalen Prozess angesehen werden, der allmählich durch den Aufbau einer gerechten Wirtschaftsneuordnung systematisiert wird. Erst dann wird sich die wahre Sharing Economy offenbaren, durch eine neue Art globaler Führung und veränderter Handels- und Finanzstrukturen, die beispielsweise weit über die vorgeschlagenen Empfehlungen von der Brandt-Kommission (1980) oder anderen hochrangigen Berichten hinausgehen.[22]
Dennoch können wir kein alternatives Weltwirtschaftssystem vorhersehen, das einen Prozess der Ressourcenteilung als Grundprinzip beinhaltet, während wir weiterhin unter den Auswirkungen eines korrupten, partizipativen und nicht ausgeglichenen Systems leiden, das in die entgegengesetzte Richtung fungiert. Sofern der Sicherheitsrat stillgelegt werden muss, bevor wir uns die großartige Zukunft der Vereinigung der Nationen vorstellen können, muss das derzeitige Wirtschaftssystem effektiv abmontiert werden, bevor wir uns die voraussichtlichen Strukturen, die auf echter Zusammenarbeit und wirtschaftlichen Austausch basieren, vorstellen können.[23] Die Theorien und Entwürfe mögen durchaus existieren, wie die Vorschläge vieler vorausschauender politischer Denker und zivilgesellschaftlicher Gruppen zeigen. Aber niemand kann mit Sicherheit vorhersagen, wie ein alternatives System der globalen Ressourcenverteilung in vier oder fünf Jahrzehnten aussehen wird.
Es genügt zu sagen, dass in den letzten zweitausend Jahren das höchste Bestreben der Regierungen darin bestand, die Individualität jeder Nation auf der Weltbühne des Wettbewerbs zu organisieren und zu fördern, wie es in den herkömmlichen Vorstellungen von staatlicher Souveränität zum Ausdruck kommt. Doch mit der Volljährigkeit der Menschheit hat jede Nation die Aufgabe, diese übermäßig ausgeprägte Individualität auf die internationale Ebene auszudehnen, um das Wohl des Ganzen zu fördern. Und das kann nur durch die gemeinsame Nutzung wesentlicher Ressourcen und einer kulturellen Ausrichtung auf ein Ideal des selbstlosen Dienstes erreicht werden.
Aus diesem Grund sind die Vereinten Nationen so wichtig, da neue Strukturen der globalen Wirtschaftsführung auf der Grundlage von Vertrauen und Konsens allmählich verwirklicht werden, wobei jede Nation ihre überschüssigen Ressourcen letztlich in eine Art globalen Pool einbringt, der auf der Grundlage des Bedarfs und des Gemeinwohls gerecht umverteilt wird, im Gegensatz zu rein kommerziellen Aspekten oder strategischen nationalen Interessen. Das ist die zentrale Vision einer Sharing Economy, die die Interdependenz aller Nationen als ein globales Dorf fördern kann und gleichzeitig die unterschiedlichen Identitäten der verschiedenen Bevölkerungsgruppen mit all ihren mannigfaltigen Kulturen, Rassen, religiösen und politischen Überzeugungen respektiert und bewahrt.
Dem Leser, dem diese Vision zu vage ist oder dem es an technischen Details mangelt, sei gesagt, dass die äußere Bedeutung der Sharing Economy in unserem Bewusstsein viele Stadien des Verstehens durchlaufen wird, da ihre Entwicklung mit der allmählichen Erweiterung des menschlichen Bewusstseins verflochten und davon abhängig ist. Auch hier müssen wir zu den inneren Dimensionen des Teilens zurückkehren, denn die externe Ausdrucksform der Sharing Economy ist außerordentlich umfangreich und wird sich mit der Zeit stetig weiterentwickeln. Ihr Ursprung liegt in der Tat nicht in Gedanken oder politischen Vorschriften, sondern in der latenten menschlichen Fakultät des spirituellen Bewusstseins.
Wie wir bereits angedeutet haben, ist die externe Ausdrucksform der Sharing Economy in ihrer endgültigen universellen Form ein Spiegelbild unserer inneren spirituellen Einheit, die eine grundlegende Wahrheit auf höheren Ebenen des Seins oder Bewusstseins ist - nämlich jene Realität, die in den Lehren der Zeitlosen Weisheit als das Reich der Seelen bezeichnet wird.[24] Wenn wir diese Prämisse auch nur hypothetisch akzeptieren können, dann werden die vorhergehenden Gedanken in unserem Geist viel klarer werden und uns dazu anregen, dieses Thema für uns selbst tiefer zu erforschen.
Hören Sie die Stimmen der Millionen von Menschen, die weltweit ihre Regierungen auffordern, die schamlose Realität unnötiger armutsbedingter Todesfälle ab sofort zu verhindern? Dieses beispiellose Ereignis wird die erste große Anerkennung unserer inneren spirituellen Einheit auf der äußeren physischen Ebene darstellen, repräsentiert durch eine riesige Anzahl einfacher Menschen, die sich in friedlichem Protest im Namen des Gemeinwohls - der einen Menschheit - vereinigen. Dieses großartige Spektakel wird auch zeigen, dass es einen vorläufigen Konsens unter einem beträchtlichen Teil der globalen Öffentlichkeit gibt, die eine gerechtere Verteilung der planetarischen Ressourcen fordern, in der Erkenntnis, dass es unsere letzte Hoffnung ist, um eine weitere soziale, ökonomische und umweltbedingte Katastrophe zu verhindern. Viele werden zweifellos anderer Meinung sein, und viele werden den sich verschärfenden Trends der weltweiten Krisen gleichgültig oder ungerührt gegenüberstehen. Aber die Tatsache eines Volkskonsenses über die Aufteilung der Weltressourcen wird bekannt werden, sobald die Regierungen gezwungen sind, ein Notumverteilungsprogramm zu organisieren, um Hunderttausende von armen Menschen, die im Sterben liegen, zu retten, während die Jubelmonate vorbeigehen.
Unbewusst sind die Herzen von Männern und Frauen überall bereit für diesen Konsens, sich durch die kombinierten Aktivitäten derer zu offenbaren, die sich in einer Aufgabe vereinigen. Auch die unterdrückten und vernachlässigten Armen waren schon immer bereit, ihre Stimme zu erheben, wenn die Zeit dafür reif ist. Dann, und nur dann, wird der Aufruf zum Teilen als ein friedliches und unerbittliches Phänomen anerkannt werden, das die Macht besitzt, Regelungen in der Weltpolitik zu bestimmen. Dann werden alle, die sich dieser bedeutenden Bewegung anschließen, genau wissen, welche Handlungen sie als subjektiv einheitliche Gruppe annehmen sollen, die durch ihre unerschütterliche Sorge um die kritischen Bedürfnisse anderer motiviert wird.
Aus diesen Prognosen sollte klar hervorgehen, dass ein gerechteres internationales Wirtschaftssystem nicht ohne das Bewusstsein der einfachen Menschen aufgebaut werden kann, zunächst in der Annahme und dann in der Bewahrung seiner nachhaltigen Umsetzung. Dies zwingt uns dazu, uns innerlich selbst mit Ehrlichkeit zu betrachten, wenn wir eine Antwort auf die Frage finden wollen, die jeden vorausschauenden politischen Denker bedrückt: Wie können wir eine endgültige Sharing Economy schaffen, die auf internationaler Ebene funktioniert und die Grundbedürfnisse aller befriedigt und dabei die ökologischen Grenzen respektiert? Denn eine weltweite Sharing Economy, von der jede Familie und jeder Einzelne gleichermaßen profitiert, kann es erst dann geben, wenn wir in unseren jeweiligen Gesellschaften eine freudvollere, teilnehmendere und vertrauensvollere Lebensweise etabliert haben. Und es kann kein alternatives Paradigma des Teilens geben, das auf einem weniger ressourcenbeschränkten und überbevölkerten Planeten existiert, bis jeder Mensch die wirtschaftliche Sicherheit und Freiheit hat, die er braucht, um sein angeborenes kreatives Potenzial zu erkunden.
Darüber hinaus kann es keine Vorstellung einer Sharing Economy geben, die in der langen, fernen Zukunft fortbesteht, wenn die Mehrheit der Bevölkerung nicht in der Lage ist, ein Bewusstsein für das Ganze wie auch für das Besondere zu entwickeln. Ein Bewusstsein, das begreift, wie dringend notwendig es ist, dass die Menschheit mit einem Gefühl der Einheit und des Einsseins zusammenlebt, frei vom Fluch des Mangels und der Konflikte. Ein Bewusstsein, das jeden Einzelnen zu einem einfacheren und gerechteren Lebensstandard führt, angesichts der Schwere des Klimawandels und der Umweltzerstörung, die derzeit weit von den Anliegen der meisten Menschen in Wohlstandsgesellschaften entfernt ist.[25]
Und wenn wir die ersten Andeutungen dieses neuen Bewusstseins persönlich wahrnehmen können, das sich in der Avantgarde des fortschrittlichen Denkens und Experimentierens zu entwickeln beginnt, dann können wir auch beginnen, das endgültige Ziel zu erkennen, zu dem es uns führt - nämlich zu neuen Formen des wirtschaftlichen Austauschs und der sozialen Beziehungen auf der Grundlage des Tauschhandels. Der liebevolle Ausdruck des Teilens auf gemeinschaftlicher Ebene spiegelt sich bereits in den zeitgenössischen Vorstellungen einer Schenkökonomie wider, in der die Rolle des Geldes als Tauschmittel zugunsten der angeborenen sozialen Tendenz zum freiwilligen Geben und Nehmen zurückgedrängt wird.[26] Erlauben Sie also Ihrem Verstand, intuitiv die sozialen und kulturellen Auswirkungen der weltweiten Umsetzung des Prinzips des Teilens zu erfassen, wie es in unserer Argumentation zum Ausdruck kommt:
• Erstens durch ein Notfallprogramm, das von den Regierungen in Zusammenarbeit mit den zuständigen internationalen Organisationen organisiert wird, um die wichtigsten Ressourcen umzuverteilen und die Verbreitung von Hunger und lebensbedrohlicher Armut zu verringern.
• Und zweitens, durch eine umstrukturierte Weltwirtschaft, die einen systemischen Prozess der gemeinsamen Nutzung natürlicher Ressourcen und lebenswichtiger Güter als grundlegendes Funktionsprinzip einführt, geschieden vom Gewinnmotiv und den monopolistischen Privatinteressen.
Was können wir von solchen zwischenstaatlichen Wirtschaftsvereinbarungen voraussehen, die sich über viele Jahrzehnte hinweg entwickeln, wo die vorherrschende Macht von Großbanken und anderen Finanzinstituten schrittweise auf ein demokratisch reformiertes und anvertrautes System der Vereinten Nationen übertragen wird? Logischerweise wird sich die Idee und die Existenz einer Sharing Economy im Laufe der Zeit zu etwas ganz anderem entwickeln, welches als ein fortgeschrittenes System globaler Tausch- und Austauschmöglichkeiten vorstellbar ist, für dessen Beschreibung wir vielleicht ein neues Lexikon der politischen Ökonomie benötigen. Dies wird kein Tauschhandel sein, wie wir ihn uns heute vorstellen, als eine primitive Form des gegenseitigen Handels, der einst für archaische Gesellschaften charakteristisch war. Versuchen wir uns stattdessen ein komplexes System des globalen Ressourcenmanagements vorzustellen, das mit dem Einsatz von massiven Informationstechnologien und komplexer Transportlogistik verwaltet wird, um damit eine ausreichende und nachhaltige Verbreitung von Gütern und Ressourcen zwischen allen Nationen zu gewährleisten.
Uns geht es hier nicht um die spezifischen Details, wie diese künftigen Wirtschaftsvereinbarungen funktionieren mögen. Zweifellos gibt es endlose hypothetische Fragen, wie wir die universelle und freie Verbreitung wesentlicher Ressourcen erreichen können, vor allem in Bezug auf die großen öffentlichen Versorgungsbetriebe wie Energie und Wasser. Wichtiger ist es, sich mit den inneren Veränderungen zu befassen, die die Menschheit durchlaufen muss, wenn diese äußeren wirtschaftlichen Veränderungen zu einer realisierbaren Realität werden sollen. Wir können aus dieser der Untersuchung erkennen, dass sie die menschlichen Neigungen wie Wohlwollen, Freude, Kreativität und Sparsamkeit in einem neuen globalen Wirtschaftssystem ausdrücken und dass das Prinzip des Tauschhandels in seinem grundlegenden Mechanismus und institutionellen Rahmen integriert ist.
Wir können beginnen, indem wir auf einfache Weise überlegen, wie uns Tauschhandel zwischen Einzelpersonen auf weit verbreiteter Skala - wenn absolut kein Geld oder Profit im Spiel ist - zur Vereinfachung von Wünschen und Bedürfnissen leiten wird; einer Verminderung von Stress und Gier und der Entfachung einer größeren Freiheit und innerer Kreativität. Vielleicht können wir eine leise Vorahnung davon bekommen, wie diese neu gewonnene Erkenntnis von Vertrauen und Wohlwollen auf zwischenmenschlicher Basis automatisch die Einführung des Tauschhandels als Wirtschaftssystem innerhalb verschiedener Nationen erleichtern wird. Und zwar in Übereinstimmung mit den besonderen Ansätzen, die den einzigartigen Umständen, der Kultur und den Traditionen jeder Nation entsprechen. Sicherlich ist es der soziale und wirtschaftliche Prozess des Tauschhandels innerhalb der Nationen, der die Einführung eines globalen Tauschsystems zwischen den Regierungen der Welt erleichtern und unterstützen wird. Dann könnten wir endlich ein Stadium erreicht haben, in dem die Menschheit einem großen Bienenvolk ähnelt, das zum Wohle des Ganzen zusammenarbeitet, wobei die Vereinten Nationen unsere metaphorische Königin darstellen.
Ein solches Ergebnis muss keine Rückkehr zu vorkapitalistischen Handels- und Konsummodellen signalisieren. Andererseits, eine Wirtschaft, die von den Kräften der Kommerzialisierung durch eine ungezügelte Marktkonkurrenz geleitet wird, hält uns in unserer Entwicklung zurück und prädisponiert die Jugend dazu materialistische Ziele und egozentrische Ambitionen anzustreben. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht eine dauerhaft friedliche, gerechte und nachhaltige Weltordnung in Betracht ziehen können, die alle bisherigen technologischen und wissenschaftlichen Fortschritte der Menschheit aufnimmt, aber auch einen Prozess des freien Austauschs von lebenswichtigen Gütern als Grundlage der sozioökonomischen Beziehungen umfasst. Darüber hinaus gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass eine solche Zivilisation nicht auch die Rolle des privaten Unternehmertums und des Marktwettbewerbs in jenen Lebensbereichen einbeziehen könnte, die weder mit der Erfüllung der menschlichen Grundbedürfnisse noch mit der nachhaltigen Verteilung der nicht erneuerbaren Ressourcen zu tun haben.
Wenn wir diese allgemeinen Vorschläge akzeptieren können, dann werden wir auch damit einverstanden sein, dass die Art und Weise des Teilens und ein freiwillig einfaches Leben mit der eventuellen Einführung eines fortschreitenden Tausch- und Austauschsystem zwischen den Familien der Nationen eng verbunden sind. Die Maßnahmen von Regierungen, die bei der Einführung dieser neuen wirtschaftlichen Prozesse auf internationaler Ebene zusammenarbeiten, werden notwendigerweise Hand in Hand mit ähnlichen Prozessen gehen, die innerhalb der Nationen und in den Gemeinden, Gemeinschaften und Nachbarschaften eingeführt werden. Und durch das Zusammenwirken dieser allmählichen Veränderungen, die sowohl von den Staaten als auch von den Bürgern aus eigenem Antrieb in die Wege geleitet werden, können wir letztendlich den Beweis erbringen, dass die Menschheit einfacher und gerechter mit den Mitteln dieser großzügigen Erde leben kann.
So kann die größere Bedeutung einer Sharing Economy folgendermaßen zusammengefasst werden: Sie wird ein unmittelbar bevorstehendes Ende einer Ära darstellen, die durch die Dominanz der materiellen und kommerziellen Werte geprägt ist. Und im Gegenzug wird sie die Wiederauferstehung des Tauschhandels als wichtigste Form des wirtschaftlichen Austauschs zum ersten Mal in der modernen Geschichte bedeuten, wenn auch auf einer höheren Stufe der Spirale, die die weitere spirituelle Entwicklung unserer Rasse gewährleistet.
Teil III: Die Kunst des Seins - eine spirituelle Aufklärung
Das Prinzip des Teilens birgt in sich
nicht nur die Kunst des Lebens, sondern auch
die Kunst des Seins und des Werdens.
Die Wissenschaft der Seele ist dein Erbgut...
Erkenne dich also selbst.
Und so wisse, dass die Sharing Economy
in ihrer spirituellen Natur Einheit bedeutet
und Identifikation mit allem, was ist
durch Selbstverwirklichung.
Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass keine dieser zukünftigen Veränderungen vorhersehbar sind, wenn nicht in großem Umfang Mitgefühl und Bewusstsein in der gesamten Bevölkerung freigesetzt werden, die durch eine neue, auf spirituelleren Werten basierende Erziehung gefördert und inspiriert werden müssen. Wie sehr wir auch die Idee einer Sharing Economy in ihrer universellsten Ausprägung für das kommende Zeitalter begrüßen, so bleibt uns doch die Realität einer modernen Ära, die von der Gier und Gleichgültigkeit zahlloser Millionen von Individuen geprägt ist, und die systemische Ungerechtigkeit einer korrupten Weltordnung, die in keiner Vision einer nachhaltigen Zukunft ignoriert werden kann.
Dies stellt uns vor eine Herausforderung, die viel mehr erfordert als die konventionelle Bildung, wie sie heute in Schulen und Universitäten vermittelt wird. Eine Bildung im Sinne geistiger Wahrnehmung ist dringend erforderlich, damit sie unser spaltendes Denken einschließt und unser Herz nicht weiter daran hindert sich zu entfalten, wie auch die von uns nicht wahrgenommene soziale Konditionierung, die dazu führt, die trennenden Verhaltensmuster der Vergangenheit weiter zu pflegen. Die aktuelle Vorstellung von einer Sharing Economy ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür. Denn dabei geht es nicht nur um uns selbst, unsere egoistische Haltung, sondern um die Menschheit in ihrer Gesamtheit, die Teil unseres alltäglichen Denkens und Philosophierens sein sollte
Der Mangel an richtiger Erziehung bringt daher dieses Dilemma in jeder Gesellschaft ans Licht. Die Sharing Economy ist eine tragfähige Idee, eine potenzielle, kolossale und planetare Idee, aber nur dann, wenn sie auf eine ganz umfassende und moralische Art und Weise ausgeführt wird, indem wir unsere Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse der armen Bevölkerungsmehrheit richten. Wie wir eindringlich dargelegt haben, ist dies die einzige Möglichkeit, wie eine Sharing Economy wirklich aufrechterhalten werden und sich im Laufe der Zeit stetig weiterentwickeln kann. Aber ist irgendjemand von uns dazu erzogen worden, mit denjenigen zu teilen, die weniger Glück haben als wir, selbst in den reichsten demokratischen Gesellschaften Nordamerikas, Westeuropas und Australasiens? Vielleicht brauchen wir uns nur die globale Flüchtlingskrise vor Augen zu führen, um zu erkennen, wie weit sich unsere Erziehung von einem einfachen Verständnis der rechten menschlichen Beziehungen entfernt hat. Denn, wenn jeder mit den Werten des Teilens und der Zusammenarbeit von der Wiege bis zur Bahre durchdrungen wäre, dann hätte die Krise der Flüchtlingsbewegungen, die durch sinnlose regionale Konflikte verursacht werden – wozu die westliche Außenpolitik weitgehend beigetragen hat – niemals dieses kritische Stadium erreicht. Da sie sich jedoch als krasses Beispiel für unsere ungleiche Welt manifestiert hat, kann es keine Lösung für ihre tiefsitzenden Ursachen geben, ohne dass das Prinzip des Teilens in die Weltpolitik eingeführt wird, womit wir wieder bei unserer zentralen Prämisse angelangt wären.
Wir haben noch sehr viel zu entdecken über die Notwendigkeit einer ganzheitlichen oder spirituellen Erziehung zur Aufrechterhaltung einer Sharing Economy, von der wir für unsere gegenwärtigen Zwecke nur einen flüchtigen Überblick ihrer eventuellen Form und transformativen Implikationen geben können. Zweifellos muss die neue Erziehung schließlich in Form von Schulunterricht für junge Menschen gesehen werden, die die Bedeutung des Teilens von sozialen, ökonomischen und politischen Gesichtspunkten heraus lernen und erklären können, warum dieses einfache Prinzip für unser planetarisches Wohlbefinden und unser Überleben so wichtig ist. Wir haben aber auch betont, dass das Prinzip des Teilens spiritueller Natur ist und daher Lehren von höherem Kaliber erfordert, die jedem Kind oder Erwachsenen ein Bewusstsein des inneren Selbst vermitteln können. Auf diese Weise kann der Einzelne dazu gebracht werden, für sich selbst wahrzunehmen (sowohl durch bewusstes Verstehen als auch durch intuitives Erkennen), dass die Menschheit eine einzige, voneinander abhängige Einheit ist, die von Natur aus gleich und potenziell göttlich ist, in ihren unzähligen Persönlichkeitsausdrücken.
Sich mit der inneren Bedeutung der Sharing Economy zu befassen, bedeutet daher letztlich, zu einem Verständnis dessen zu gelangen, was viele religiöse und spirituelle Denker als die „Kunst des Lebens“ bezeichnen. Leider ist eine klare Erklärung dieses Begriffs in unserem gegenwärtigen Stadium der menschlichen und spirituellen Entwicklung schwer zu vermitteln, da wir offenbar so weit von der Art von Bildung und sozialen Umständen entfernt sind, die ein Verständnis des Lebens als eine Form von Kunst ermöglichen. Wir müssen auch bedenken, dass ein tieferes Verständnis dieses Themas nicht ohne ausreichende Kenntnis der spirituellen Erfassung des Menschen erreicht werden kann, wobei sich der Leser auf relevante Bücher beziehen sollte, die detailliertere Informationen über die neuen Bildungsmethoden und -ziele in der Zukunft liefern, wie die Schriften von Alice Bailey.[27]
Gleichzeitig können wir durch Selbstbetrachtung und logisches Denken sehr viel darüber erfahren, wie ein neues Wirtschaftssystem, das auf dem Prinzip des Teilens beruht, mit gewaltigen Veränderungen im inneren Bewusstsein der Menschen einhergehen muss. Um bei dieser Untersuchung weiterzukommen, ist es von Vorteil, den sozialen und kulturellen Ausdruck einer Sharing Economy im Sinne der Kunst des Seins zu betrachten, die direkt mit der Kunst des Lebens zusammenhängt, aber in ihrer Bedeutung und ihren Implikationen ganz verschieden ist. Sie können nicht eins ohne dem anderen haben, denn die Kunst des Seins bezieht sich auf die innere Seite des Lebens, die sich äußerlich in der Welt durch unsere menschlichen Beziehungen und unterschiedliche Formen der gesellschaftlichen Organisation äußert.
Wir könnten es vereinfacht so ausdrücken, dass die Kunst des Seins das Innere betrifft, während die Kunst des Lebens das Äußere betrifft. In der Tat ist es eine spirituelle Redewendung, dass wenn die Welt sich ändern soll, der Mensch sich zuerst selbst von innen verändern muss. Das ist die Kunst des Seins, die sich in erster Linie auf die Entfaltung der innewohnenden Göttlichkeit bezieht, die in jedem einzelnen existiert und ihren Ausdruck durch rechte menschliche Beziehungen sucht.
Es ist daher die Kunst des Seins, die unsere Aufmerksamkeit in dieser Zeit am meisten beschäftigen sollte, und nicht die Kunst des Lebens, wie sie oft beschrieben wird, denn es ist die erstere, die die Erziehung des neuen Zeitalters in ihren aufeinanderfolgenden Phasen der Entwicklung weitgehend bestimmen wird. Wie diese höhere Ebene der spirituellen Erziehung aussehen mag, liegt außerhalb des Rahmens unserer gegenwärtigen Untersuchung, obwohl wir zusammenfassend sagen können, dass es sich um ein Bewusstsein der Seele und ihres Zwecks durch Meditation, spirituelle Disziplinen und Dienstaktivitäten handelt, die auf die allgemeine Erhebung der Menschheit ausgerichtet sind. Dies sind die ewigen Mittel, durch die wir schrittweise zur Selbstverwirklichung (oder der Kunst des Seins) geführt werden, wie es in den Lehren der zeitlosen Weisheit bezeugt wird, die der Menschheit im Laufe der Jahrtausende in verschiedenen Traditionen zugänglich gemacht wurden.[28] Aber auch hier müssen wir unsere gegenwärtige Schwierigkeit erkennen, denn wir können die Kunst des Seins nicht durch einen konditionierten Verstand praktizieren oder verwirklichen, oder versuchen, seine Bedeutung nur intellektuell zu verstehen. Tatsächlich ist es die Suche nach der Kunst des Seins, die es mit sich bringt, dass wir uns allmählich von unserer Konditionierung lösen und folglich bewusster und innerlich freier werden.
Die vorhergehende Aussage allein kann uns vieles zu denken und zu erkennen geben, so einfach es auch klingen mag. Solange wir nicht einmal ansatzweise verstehen, was die Kunst des Seins in diesem Sinne bedeutet und darstellt, ist es unmöglich, die Kunst des Lebens auf individueller oder Gruppenbasis auszudrücken. Das war in unseren ungerechten Gesellschaften schon immer der Fall, die der Durchschnittsperson nicht genügend Bildung und "inneren Raum" bieten, um die Bestimmung seiner Seele zu erkennen, zu erforschen und zu verwirklichen.[29]
Wir können uns in unserem hektischen und gestörten Alltag höchstens in sozialen Praktiken und altruistischen Verhaltensweisen engagieren, die bestenfalls eine blasse Version der Kunst des Lebens widerspiegeln. Denken wir zum Beispiel an umweltfreundliche Recycling-Aktivitäten, Wohltätigkeitsveranstaltungen, und in der Tat, in lokalisierter Form, in den weniger kommerzialisierten Aspekten der Sharing Economy. Wie lobenswert und oft lebensnotwendig diese Aktivitäten auch sein mögen, repräsentieren sie in keiner Weise ein vorherrschendes soziales Bewusstsein dafür, was es bedeutet, in Harmlosigkeit, Einfachheit und rechter Beziehung zur Natur und allen fühlenden Wesen zu leben.
Definitionsgemäß gibt es keine "Kunst" zu leben, wenn wir nicht nach innen gehen, um die Realität des inneren Selbst zu erforschen, und versuchen, dieses Bewusstsein in unserem täglichen Lebensausdruck zu manifestieren. Andernfalls besteht die Gefahr, dass unsere Aktivitäten auf Nachahmung auf falsche Identifikation beruhen, denn es ist sehr leicht, den Anschein einer spirituellen oder ethischen Lebensweise vorzutäuschen, die nichts anderes ist als die modische Nachahmung anderer.
Ungeachtet der Schwierigkeiten dieser verbalen Erläuterung, die diese Diskussion kompromittiert, ist es immer noch hilfreich, über die Kunst des Lebens nachzudenken, während wir die geistige oder innere Bedeutung einer Sharing Economy untersuchen. Zu diesem Zweck kann die Lebenskunst im weitesten Sinne definiert werden als das wachsende Bewusstsein für rechte Beziehungen und deren individuellen und gesellschaftlichen Ausdruck, auch in unserer Beziehung zu allen niederen Reichen der Natur. Doch in einer solchen Definition liegt wiederum unser Problem, denn wie können wir mit Klarheit über eine neue Lebensweise auf dieser Erde sprechen, die auf der richtigen Orientierung des Menschen zu sich selbst, seine Gesellschaft und seine natürliche Umgebung beruht, wenn wir die Ressourcen der Welt noch nicht einmal im Entferntesten gerecht teilen?
Es kann viele Generationen dauern, bevor die gängige Praxis der "Kunst des Lebens" - die sich durch Kooperation, Konsens und Vertrauen auszeichnet, mit all den damit verbundenen inneren Qualitäten wie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Wohlwollen, Demut, Losgelöstheit und Harmlosigkeit - das Markenzeichen unserer Gesellschaften ist. Darüber hinaus kann es keine Kunst des Lebens geben, die beständig ist, wenn das Mitgefühl nicht auf der ganzen Welt floriert, denn das ist eine Voraussetzung dafür, dass die Menschheit sich über die tatsächliche Notwendigkeit der Kunst des Seins bewusstwird, die unsere planetare Evolution führt. Kurz gesagt, sind wir unfähig, mit Präzision oder überzeugender Bedeutung über dieses Thema zu sprechen, da es die entstehende Zivilisation sein wird, die das vorherrschende Bewusstsein der Kunst des Seins oder der Selbstverwirklichung entfaltet und somit in seiner äußeren Form in gesellschaftlichen Organisationen definieren wird.
TEIL IV: Die esoterische Bedeutung der Vereinten Nationen
Wagen wir es, eines Tages von einer UNO zu träumen, die eine neue
Zivilisation aufrechterhalten, die auf einer Sharing Economy beruht,
und damit zum ersten Mal seit Jahrtausenden die rechten menschlichen
Beziehungen zum Ausdruck bringt - und damit jede Nation zur
Verwirklichung ihrer einzigartigen spirituellen Bestimmung führt?
Wenn wir dieses Problem des Bewusstseins weiter betrachten, in Bezug zur Aufrechterhaltung einer Sharing Economy, können wir auch die spirituelle oder esoterische Bedeutung der Vereinten Nationen und die spürbare Verbindung erkennen, die zwischen dem künftigen Fortschritt dieser großen internationalen Organisation und dem entsprechenden Aufstieg einer neuen Erziehung besteht. Wenn wir heute zu Recht von einer globalen Sharing Economy sprechen, die noch in den Kinderschuhen steckt, dann stehen auch die Vereinten Nationen erst am Anfang ihres höchsten wirtschaftlichen, politischen und spirituellen Potenzials. Doch wie werden die Vereinten Nationen eine derart gehobene Position erreichen, in der sie für die Menschheit viel bedeutsamer werden als nur eine zwischenstaatliche Institution mit ihrem Sortiment an bürokratischen Ämtern und Sonderorganisationen?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns eingehender mit unserer Intuition befassen, vorausgesetzt, wir akzeptieren, dass die Vereinten Nationen eines Tages die Tatsache rechter Beziehungen zwischen Mitgliedsstaaten mit ihren diversen Kulturen und unterschiedlichem Lebensstandard beweisen müssen. Und sie muss vorerst durch ihre künftige Überwachungsfunktion die Umverteilung der Ressourcen beaufsichtigen, um ein ausgewogeneres globales Wirtschaftssystem zu erreichen. Denn in der Tat ist die rechte menschliche Beziehung eindeutig mit der Interaktion diverser Gruppen von Menschen verbunden, die wir im Allgemeinen als souveräne Nationen, unterschiedliche Kulturen und Rassen verstehen. Und es ist die Präsenz und die Kraft einer rekonstruierten Vereinten Nation, die alle diese Gruppen indirekt schulen kann, um ihr Bewusstsein über eine nationale, kulturelle oder rassische Identität hinauszuheben, und so unsere subjektive Beziehung und Überidentität als die eine Menschheit zu erkennen.
Leider haben die meisten Menschen keine Ahnung von der künftigen spirituellen Bedeutung der Vereinten Nationen, und daher mögen diese Beobachtungen wie eine nachgiebige Flucht der Fantasie klingen. Vorläufig gibt es wenige, die die Vereinten Nationen aufgrund ihrer vielen Mängel und Kompromisse hochschätzen, aber wir sollten vorsichtig sein, ihre Relevanz zu unterschätzen und versuchen zu verstehen, dass ihre Existenz aus der inneren Betrachtung des Lebens resultiert. Versuchen wir uns den Tag vorzustellen, an dem die Vereinten Nationen über eine eigene Sonderorganisation verfügen, die sich der gebündelten, gerechten Aufteilung überschüssiger wirtschaftlicher Ressourcen innerhalb der internationalen Gemeinschaft widmet. Dies ist die vollendete Vision einer Sharing Economy, die das weltweite Wohlwollen und die Bedeutung der Liebe in ihrem weitesten Sinne symbolisiert - nämlich der Menschheit in Gruppenformation zu dienen. Die Vereinten Nationen können es daher den verschiedenen Gruppen, die wir als Nationen bezeichnen, ermöglichen, die Aufgabe ihrer Seele zu erkennen und mit der Zeit ihre spirituelle Bestimmung zu erfüllen. Dies führt uns zu einer tiefgreifend erweiterten Interpretation einer Sharing Economy, bei der es nicht nur um die richtige Navigation der wesentlichen Ressourcen geht, um die anhaltende Tragödie der weit verbreiteten menschlichen Entbehrungen zu verhindern. Sie bedeutet vielmehr die Anfangsphase, in der sich die Nationen ihrer selbst als sich entwickelnde Seelen bewusstwerden, ohne dabei die einzigartigen Eigenschaften ihrer besonderen Bräuche, Traditionen und Kulturen zu verlieren.
Kann uns das vorläufig helfen zu begreifen, wie die Vereinten Nationen die spirituelle Erziehung der Menschheit durch das Prinzip des Teilens beschleunigen können? Auch hier sprechen wir von Bildung nicht speziell im formalen Sinne von Schulen und Universitäten, sondern durch die Veränderungen, die im menschlichen Bewusstsein aus seiner vorherbestimmten zukünftigen Rolle hervorgeht und die sich daraus ergebende spirituelle Aufgabe. So wie die Seele jedes Einzelnen und jeder Nation eine spirituelle Aufgabe hat, die darin besteht, der Menschheit im Einklang mit dem Evolutionsplan zu dienen, kann man sagen, dass die Vereinten Nationen eine verborgene spirituelle Aufgabe haben, die darin besteht, die Realität des Seelenreiches als sichtbare Tatsache auf der Erde zu bestätigen und zum Ausdruck zu bringen.
Lassen Sie es uns so formulieren: Eine unübertroffene Mobilisierung aller Nationen zur Beendigung der Armut und zur Abwendung der ökologischen Katastrophe wird die Herzen der Menschheit repräsentieren, die die Bedeutung einer Sharing Economy an ihren richtigen Platz stellen. Und diese dynamische Manifestation des guten Willens in der Welt, symbolisiert wiederum gleichzeitig den ersten Schritt für die Vereinten Nationen zu ihrer wahren Destination. Und dieser erste weltweite Ausfluss guten Willens kann die Menschheit dazu führen, die größere Bedeutung des Seelenzwecks zu erkennen und seine wahre Verbindung, die, wie wir angedeutet haben, darin besteht, den göttlichen Plan in bewusster Zusammenarbeit mit der spirituellen Hierarchie unseres Planeten voranzubringen, während er sich auf der physischen Ebene nach außen hin manifestiert.[30]
Es gibt also mehrere Möglichkeiten, wie die Vereinten Nationen den rechten menschlichen Beziehungen universalen Ausdruck verleihen können und dadurch der Menschheit einen Dienst leisten:
- In dem sie das Prinzip des Teilens in Weltangelegenheiten implementieren und beaufsichtigen, und damit Gerechtigkeit und Balance in der Ressourcenverteilung zwischen den Nationen bewirken.
- Durch die Bereitstellung einer globalen Organisationsstruktur, die es der spirituellen Hierarchie ermöglicht, den göttlichen Plan in bewusster Zusammenarbeit mit der Menschheit zum ersten Mal seit unzähligen Jahrtausenden und damit mit beispielloser Geschwindigkeit in unserer planetarischen Evolution auszuführen.
- Indem wir die Realität des Seelenreiches auf der Erde bestätigen. Dies kann symbolisch in dem Sinne verstanden werden, dass Christus das Herzzentrum (den Liebesaspekt) der Menschheit zum Ausdruck bringt, während die Vereinten Nationen eines Tages das Haupt- oder Kopfzentrum (den Intelligenzaspekt) durch die zukünftige Tätigkeit der Vereinten Nationen in allen Bereichen repräsentiert wird.[31]
Aus all diesen Gründen, weit hergeholt oder abstrus, wie sie in der heutigen Zeit auch erscheinen mögen, ist es hoffentlich etwas klarer, dass jede echte Konzeption einer Sharing Economy auf die Beziehung der Vereinten Nationen gegenüber der restlichen Welt zu richten ist, mit einer Aufgeschlossenheit für seine höheren geistigen Möglichkeiten als eine leistungsfähige internationale Organisation.
Eine einfache Metapher, die unsere Intuition anregen kann, ist, sich die Liebe fragmentiert auf unserer Erde vorzustellen wie ein immenses Puzzle von globalem Ausmaß. Daher ist es die Aufgabe jeder Nation, dieses immense Puzzle zu lösen, das so alt ist wie die Menschheit selbst, denn alle Nationen der Welt stellen ein gleichwertiges und einzigartiges Stück dar. Die Lösung, um diese Teile wieder zusammenzusetzen, ist wahrlich einfach, denn sie erfordern das kooperative Pooling aller verfügbaren Finanzen, Kapazitäten und überschüssigen Ressourcen der Völkerfamilie, um die kulminierenden Krisen zu bewältigen, die unsere fortdauernde Evolution bedrohen. Sobald die reichsten Länder beginnen, ihre Ressourcen systematisch mit den weniger entwickelten Ländern zu teilen und umgekehrt, und sogleich die einfachen Menschen die Idee eines Notfall-Umverteilungsprogramms in massiven und kontinuierlichen Demonstrationen unterstützen, wird das Puzzle, das wir Liebe nennen, Schritt für Schritt und Stück für Stück wieder zusammengesetzt. So gesehen können wir uns vielleicht vorstellen, welche Bedeutung die Vereinten Nationen für diese historische Übergangsperiode haben, die wir gerade durchlaufen - und die immer als die Zeit in Erinnerung bleiben wird, in der die Menschheit zum ersten Mal das göttliche Prinzip des Teilens auf unsere dringendsten globalen Prioritäten anwandte.
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit wieder auf die gegenwärtige Weltlage richten, mögen wir uns fragen, warum wir über die Bedeutung einer neuen spirituellen Erziehung nachdenken, bevor die Menschheit auch nur annähernd echten Frieden oder Gerechtigkeit in der Welt erfahren hat. Welcher Art einer allumfassenden Erziehung ist es möglich, die Natur des Einen Lebens zu verwirklichen, welches das manifeste und nicht-manifestierte Universum durchdringt, auf einem Planeten, der es Millionen von Menschen erlaubt, in Elend und ohne ausreichende Hilfe von Regierungen oder der breiten Öffentlichkeit zu sterben? Wir mögen theoretisch akzeptieren, dass die Umsetzung des Prinzips des Teilens im Weltgeschehen direkt mit der Notwendigkeit einer verwaltenden Vereinten Nation und schließlich mit der ebenso wichtigen Notwendigkeit einer neuen Bildungsmethoden zusammenhängt, die es ermöglichen, die Kunst des Lebens zu entfalten. Aber wohin führen uns diese spekulativen Überlegungen heute, wenn diese Erziehung nicht damit beginnt, dass sich jeder Privilegierte um die Bedürfnisse der Gefährdeten, der Schwächsten und der Besitzlosen kümmert?
Wir müssen immer wieder zu diesem zentralen Verständnis zurückkehren, denn wenn wir unser Haus wieder aufbauen wollen, müssen wir bei seinem Fundament beginnen. Und das Fundament unseres Elends im 21. Jahrhundert ist die Tatsache, dass die beschämende Realität vermeidbarer menschlicher Entbehrungen immer noch zugelassen wird. Spirituell gebildet zu sein, bedeutet auch, von Herzen klar für sich selbst zu denken; wie sonst könnten wir uns in dieser Zeit durch das Bewusstsein der Liebe weiterbilden, wenn nicht, um etwas gegen die Vernachlässigung und Ausbeutung der Armen zu unternehmen und diese uralte Ungerechtigkeit endlich zu beenden?
TEIL V: Das Problem der modernen Technologie
Wussten Sie, dass Gott ein erstaunlicher Wissenschaftler und
ein großer Künstler ist, dessen Kreativität noch nicht
verstanden oder gar wahrgenommen wird?
Was wir Gott nennen, ist eine spirituelle Idee, aber ohne die
Realität hinter dieser Idee würden Sie dies nicht lesen, denn
Gott ist nichts, und doch erhält sein Atem die Kontinuität von allem, was ist.
Wurde eurer Sein und Werden nicht aus einem einzigen
Funken Elektrizität geboren?
Manche Leser mögen sich noch Fragen, bezüglich dem Potenzial neuer Technologien, die Welt zu verändern, denn das schnelle Wachstum des Internets und der Open-Source-Bewegungen könnte als Zeichen für die Bereitschaft der Menschheit zum Teilen gesehen werden. Aber fragen wir uns noch einmal: Sind unsere modernen technologischen Innovationen die wahre Widerspiegelung des Teilens als göttliches Prinzip, wenn sie nicht auch darauf ausgerichtet sind, das Leben all derer zu verbessern, denen die nötigen Voraussetzungen für ein menschenwürdiges und gesundes Leben fehlen?
Wir wollen damit nicht sagen, dass gegen den kreativen Impuls für Innovation und Fortschritt etwas einzuwenden ist, aber die Frage ist, ob wir unsere innovativen Projekte mit einem Bewusstsein für die Liebe verbinden können. Denn die Liebe, in ihrer schlichten und unsentimentalen Weise, lässt sich in einer Frage zusammenfassen: "Was ist mit den anderen?"[32] Es scheinen heute alle mit den neuen digitalen Entdeckungen und endlosen Gadgets beschäftigt zu sein, vor allem die jüngere Generation. Aber wir sind weit davon entfernt, uns mit der Ungerechtigkeit der Armut zu befassen, die sich in den meisten Ländern definitiv verschlimmert, ganz gleich, was in den ständig revidierten und angeglichenen globalen Statistiken steht.[33]
Wir können versichert sein, dass die Menschheit immer für wissenschaftliche und technologische Durchbrüche eine Faszination haben wird, egal ob es weiterhin eine grassierende globale Ungerechtigkeit gibt oder nicht. Wissenschaftliche Erforschung und kreative Innovation sind eine natürliche Erweiterung der angeborenen Veranlagung des Menschen, seine eigene Konstitution und die Umweltbedingungen unserer Erde zu erforschen - und so soll es auch gerne bleiben. Eine aufschlussreichere Fragestellung ist daher, wie sich die Technik in ihrer Gesamtform und -richtung verändern wird, wenn das Prinzip des Teilens das Wirtschaftsgeschehen im Sinne unserer vorangegangenen Ausführungen beherrscht. Was wird geschehen, wenn ein großer Teil der Menschheit das Bewusstsein erlangt, dass wir in der Schöpfung alle miteinander verbunden sind, von Natur aus gleich und voneinander abhängig, was bedeutet, dass wir als Rasse nicht länger psychisch getrennt bleiben können?
Sicherlich werden sich die Debatten darüber, ob bestimmte Technologien für die Gesellschaft nützlich oder schädlich sind, mit der Zeit auflösen und durch eine vorherrschende Sorge um den richtigen Austausch aller Technologien ersetzt werden, in Bezug auf die soziale, wirtschaftliche und spirituelle Entwicklung der Menschheit. Die gegenwärtigen Konflikte im Zusammenhang mit der Technologie sind nur für eine Welt relevant, in der die Herzen der Menschen im Allgemeinen durch Selbstgefälligkeit, Unwissenheit oder Gleichgültigkeit unterdrückt werden, während materielle Wünsche die kulturellen Normen und Einstellungen des Tages dominieren. Man könnte sagen, dass oberflächliche Wünsche und Bedürfnisse in unserer konsumorientierten Welt eine soziale Revolution durchlaufen. Es handelt sich also um eine offenkundig unhaltbare und wahnsinnig selbstzerstörerische Welt in der eine geistige Revolution des Herzens von den meisten Menschen noch in Erwägung gezogen und erlebt werden muss.
Deshalb begrüßen einige die zunehmende Digitalisierung unserer Wirtschaft und die unablässige Herstellung von Hightech-Gütern, die angeblich die Qualität unseres Lebens verbessern - vorausgesetzt wir haben das verfügbare Einkommen. Unterdessen verurteilen andere die schädlichen Nebenwirkungen jener Technologien, die die Kommerzialisierung in unser tägliches Leben verankert und oft mit der Erosion der bürgerlichen Freiheit und der grundlegenden Menschenrechte Hand in Hand gehen. Aber wenn die Herzen von Millionen von Menschen für die kritischen Bedürfnisse anderer erwachen, und wenn der Verwendungszweck der neuen Technologien neu bewertet wird, in einer Welt, die dafür die fundamentalen materiellen und pädagogischen Bedürfnisse für alle bereitstellt, würde dann eine derart polarisierte Debatte andauern können?
Die unglücklichen Opfer der gegenwärtigen Trends sind die Kinder in unserer Welt und unachtsame Jugendliche. Sie sind ein leichtes Ziel für kommerzielle Formen der Technologie, die das Bewusstsein einer Person auf eine Obsession mit der materiellen Form beschränken und dadurch das Wachstum des Selbstbewusstseins behindert. Natürlich liegt das Problem nicht in der Existenz moderner Technologie als Mittel für den sozialen Fortschritt, der insgesamt den Lebensstandard der Durchschnittsfamilie in wirtschaftlich fortgeschrittenen Nationen sichtlich verbessert hat, was vor der industriellen Revolution unvorstellbar gewesen wäre. Das Problem liegt wie immer im Bewusstsein des Menschen, der die Vorzüge dieser Fortschritte für eine Minderheit der Weltbevölkerung annimmt und wenig Gedanken an die Millionen von Menschen verschwendet, deren Leben unberührt bleibt von jeglichen sozialen Verbesserungen, egal durch welche technologischen Methoden.
Stellen wir uns also die Frage, welche Bedeutung die Technologie hat, wenn sie wirklich für das Gemeinwohl aller eingesetzt wird, anstatt von privaten Interessen vereinnahmt und nicht von privaten Interessen mehr und mehr in eine kommerzielle Richtung gelenkt wird. Dies mag einen beträchtlichen Sprung der Fantasie erfordern, wenn man bedenkt, dass das Problem seinen Ursprung in den verborgenen Motiven jedes Einzelnen hat, der eine neue technologische Errungenschaft entdeckt und sich dann mit dem Objekt seiner Schöpfung identifiziert. Infolgedessen überschattet das niedere Selbst oder das "Ich" in der Regel den Innovationsprozess, was dazu führt, dass eine neue Technologie zum persönlichen oder materiellen Vorteil ausgenutzt wird, anstatt sie zum Nutzen aller freizustellen. Und letztlich, verhindern die multinationalen Unternehmen mit ihrem Gewinnstreben jede Möglichkeit, die Technologien der Welt zum Wohle und zur Verbesserung der gesamten Menschheit zu teilen.
Die Fähigkeit zur Innovation mag in der Entwicklung der Menschheit aus einem ganz natürlichen Drang zu begreifen und zu wachsen entstanden sein, aber es ist eine instinktive Begabung, die nicht von wenigen monopolisiert oder dazu benutzt werden sollte andere zu dominieren und zu beherrschen. Also muss man sich fragen: In welcher Beziehung steht die Evolution der Technik mit der universellen Bedeutung des Mitgefühls? Denn wenn die richtigen Formen der Technologien mit den bedürftigsten Menschen global geteilt werden, würde das sicherlich eine große Hilfe sein, die Gesundheit und das Wohlergehen der verarmten Massen wieder herzustellen. Lassen Sie uns nicht vergessen, dass Medikamente für AIDS und die vielen Krankheiten der Armut, ein Teil davon sind, was wir Technologie nennen. Allerdings produziert und entwickelt die Pharmaindustrie diese patentierten Medikamente offensichtlich nicht im Sinne von Teilen und Gemeinwohl, trotz der Verwendung von Kräutern und Pflanzen, die von der Erde großzügig zur Verfügung gestellt und dazu eingesetzt werden. Wenn wir die ganze Frage aus einer einfachen mitfühlenden Haltung dem Leben gegenüber betrachten, stellt sich uns zwangsläufig die Frage, warum nicht jeder medizinisch-gesundheitliche Fortschritt der Menschheit kostenlos weitergegeben wird, unter Einbeziehung all dessen, was in unserer kranken Gesellschaft falsch läuft.[34]
Dies sind einige der vorläufigen Erwägungen, bevor man versucht, die zukünftige Rolle der Technologie in einer Welt zu verstehen, die bis dahin eine tragfähige Sharing Economy geschaffen hat, die es allen Menschen ermöglicht, die gleichen Rechte, Chancen und Grundfreiheiten zu genießen. In solch einer Zeit und nicht früher können wir anfangen, den höheren Zweck der Technik vorauszusehen, der in der Synchronizität mit der geistigen Entwicklung der Menschheit voranschreitet, wobei die rasche Entfaltung der wissenschaftlichen Erkenntnis in unmittelbarer Verbindung mit der rasanten Expansion des menschlichen Bewusstseins steht. Wir sind derzeit Zeuge der einfachsten Intimationen dieser künftigen Möglichkeiten mit dem Aufstieg der Roboter und Automatisierung, was zu viel Angst über die Aussicht auf eine allgegenwärtige Arbeitslosigkeit und zunehmenden Ungleichheiten führt, wenn die Früchte des maschinell erzeugten Reichtums nicht gerecht geteilt werden. Daher ist es schwierig, sich in der nahen Zukunft eine egalitäre und friedliche Welt vorzustellen, wenn ein Zeitalter von Super-Maschinen dazu dient, die Menschheit zu befreien, um die Realität des inneren Ichs zu betrachten und zu studieren und schließlich jedem Einzelnen Raum und Freiheit gibt, sich der Kunst des Seins oder der Selbstverwirklichung zu widmen.
Hier müssen wir zu einem Dialog über die notwendige neue Bildung zurückkehren, die schrittweise die Einführung von spirituell orientierten Schulen vorsieht, die darauf ausgerichtet sind, die Lehren der zeitlosen Weisheit und die Wissenschaft der Seele zu studieren. In den bereits oben erwähnten Schriften von Alice A. Bailey und anderen ist viel mehr zu diesem Thema geschrieben worden, das liegt jedoch nicht im Rahmen unserer derzeitigen Aufgabe. Wir möchten aber auf eine weitere Verbindung zwischen der neuen Erziehung und den Zukunftstechnologien hinweisen, die in der Erweckung der geistigen Natur des Menschen wurzeln.
Es ist eine Tatsache, dass neue Kräfte und spirituelle Energien die Welt überfluten, und dass die Technologie eine große Rolle bei der Beschleunigung der Evolution des menschlichen Bewusstseins spielen muss. Doch die meisten zeitgenössischen Autoren zu diesem Thema sind sich der tieferen spirituellen Bedeutung und Tragweite des technischen Fortschritts nicht bewusst. In der Tat kann sein zukünftiges Potenzial niemals in aller Einfachheit durch eine konkrete Analyse der vergänglichen materiellen Formen erfasst werden.
Die esoterische Bedeutung von Technologie ist eingebettet in der Phrase "Geist triumphiert über Materie". Es betrifft die Fähigkeit des Menschen, seine Umwelt zu steuern und die verborgenen Möglichkeiten der Natur zu entschlüsseln, durch die Arbeit im Einklang mit derzeit unsichtbaren und wissenschaftlich unbekannten evolutionären Kräften. Unsere partielle Entschlüsselung des Geheimnisses der Elektrizität ist zum Beispiel ein kleiner Hinweis auf die ungeahnten Mächte, die dem Universum innewohnen, die der Mensch nutzen kann, wenn seine Haltungen auf den Dienst der Rasse ausgerichtet sind und seine Motive überwiegend durch eine Inklusion definiert werden, die nicht durch kommerzielle, nationalistische oder selbstsüchtige Ziele behindert werden. Der Leser mag bereits wissen, dass die Erfindung des Telefons die angeborene Fähigkeit des Menschen zur Telepathie symbolisiert. Entsprechend symbolisiert die Erfindung des Internets das Bewusstsein der Einen Welt oder des allwissenden Bewusstseins, was das gebührende Erbe des selbstverwirklichten Adepten ist.[35]
Unsere künftigen technologischen Entwicklungen werden über alle Maßen beschleunigt, wenn der Mensch seine latente Fähigkeit entdeckt, das äußere Leben der Form durch die inneren Fähigkeiten seines gelenkten Gemüts zu kontrollieren, was eines Tages zur wissenschaftlichen Entdeckung der Existenz der Seele führen kann. Wenn die Entwicklung der Technologie schließlich im Einklang mit dem Bewusstsein der geistigen Entwicklung der Menschheit steht, werden wir vielleicht ebenso sehen, wie die Technologien komplexe logistische Lösungen bereitstellen, die für ein fortgeschrittenes weltweites Tausch-System erforderlich sind, wie wir schon erwähnten.
Zusammengefasst sollen diese Bemerkungen vor allem helfen zu verstehen, wie sehr unser derzeitiges Unverständnis der göttlichen Absicht und höherer kosmologischer Gesetze, die alle Phänomene bedingen, durch unsere Begriffsbildung eingeschränkt ist. Sicherlich ist die Ausbreitung der Technologie für immer mit der Ausdehnung des menschlichen Bewusstseins verwoben - und beide können nicht richtig vorankommen, solange die tief verwurzelten sozialen, politischen, wirtschaftlichen, psychologischen und spirituellen Spaltungen der modernen Welt nicht überwunden sind.
Abschließende Bemerkungen
Das Leben kann so liebevoll und einfach sein, wenn nur deine
Absichten von Mitgefühl motiviert werden. Nur das!
Nach vielen, vielen abwesenden Leben,
vermisst dich dein Herz.
Wenn du auf dein Herz hörst und anderen dienst,
sei gewiss, dass du damit die göttliche Präsenz
deiner Seele feierst.
Unabhängig davon, ob wir mit diesen einleitenden Überlegungen über die innere und ganzheitliche Bedeutung einer Sharing Economy in Einklang sind, ist zu hoffen, dass der Leser zumindest von der überragenden Bedeutung, das Prinzip des Teilens im Weltgeschehen zu verwirklichen, überzeugt ist. Je mehr die Technologien geteilt werden, zum Beispiel, desto mehr kann unser Verständnis wachsen, was Technologie, als ein nützliches Werkzeug, für die geistige Entwicklung der Menschheit erreichen kann. Und je mehr die Menschheit das Teilen der globalen Ressourcen fordert, um die wirtschaftliche Unsicherheit und Ausbeutung der Massenpopulation zu beenden, desto mehr wird unser Bewusstsein wachsen, was die Sharing Economy in ihren weitreichendsten Formen und Ausdrucksweisen bedeutet.
Lassen Sie uns unsere wichtigste Beobachtung für diejenigen wiederholen, die eine Sharing Economy in ihren gegenwärtig begrenzten Formen fördern. Es ist hoffentlich klar, dass wir das Pferd von hinten aufzäumen, wenn wir glauben, dass eine rein gemeindliche Vision des Teilens eine dauerhafte Lösung für die Probleme der Menschheit darstellt. Sind wir nun davon überzeugt, dass die lokalisierten Methoden des Teilens sich erst dann verbreiten und umfassend werden, wenn die Sharing Economy endgültig als globaler multilateraler Prozess eingeführt ist?[36]
Wenn die reichsten Nationen wirklich ihren Reichtum und ihre Ressourcen mit den am wenigsten entwickelten Weltregionen teilen, und wenn die breite Öffentlichkeit die Idee des wirtschaftlichen Teilens vom Herzen aus dorthin leitet, wo es am meisten benötigt wird, dann wird die Praxis des Teilens auf einer gemeinschaftsgeführten Basis aufblühen wie nie zuvor. Denn dann wird die ganze Welt beteiligt sein, darunter mehrere Milliarden Menschen, deren grundlegende Rechte an Leben und Freiheit zuvor unerfüllt waren. Und dann wird die Energie, die wir Liebe nennen, erwachen und bei einer großen Zahl von Bürgern freigesetzt werden, was zu inneren und äußeren Veränderungen führen wird, wie wir sie in unseren Gesellschaften noch nie erlebt haben - ein Ausgießen von Freude und Wohlwollen, eine wahrnehmbare Verringerung von Stress und Spannungen weltweit, ein neues Gefühl von Vertrauen und Hoffnung unter den Reichen und Armen gleichermaßen...
Vereinfacht gesagt treibt uns die zuspitzende Weltlage dazu, die Bedürfnisse der Welt und der Armen an die erste Stelle zu setzen, nicht unsere eigenen Taschen oder unsere egozentrischen persönlichen Interessen. Andernfalls wird unsere Vorstellung auf Gemeinschaftsebene zu teilen unweigerlich im Zuge der steigenden Tendenzen zu einer immer mehr gespaltenen, kommerzialisierten und gleichgültigeren Welt ins Schwanken kommen. Wir werden wie der Politiker sein, der einer weitgehend passiven Wählerschaft eine bessere Gesellschaft verspricht. Diese Versprechen mögen zu diesem Zeitpunkt real und ehrlich erscheinen, bis sie sich in einer neu gewählten Regierung verflüchtigen, die an das Diktat ihrer unternehmerischen Nutznießer gebunden ist. Gleichermaßen, was kann aus einer Vision der Sharing Economy, die in seinem Ausdruck zu den relativ wenigen wohlhabenden Menschen in einer völlig profitorientierten und materialistischen Kultur beschränkt ist, hervorkommen? Und wenn die einzige bedeutsame Art des Teilens, die auf globaler und politischer Ebene zwischen alliierten Regierungen stattfindet - im Verhältnis zu den Zwängen der Realpolitik – das Teilen von Rüstungen, Informationen und verborgener Intelligenz ist?
Wir haben betont, dass es bei der Sharing Economy darum geht, die Energien in die wahre Bahn zu lenken, von der physischen Notwendigkeit der Nahrung, Finanzen und anderen grundlegenden materiellen Ressourcen, bis zu den immateriellen Qualitäten von Mitgefühl und Bewusstsein, die das Wohl der Gesamtheit umfassen muss. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass die zügellosen und schädlichen Kräfte der Kommerzialisierung gegen diese erhoffte Eventualität einwirken, wo die Idee der Sharing Economy einschließlich und ganzheitlich als Mittel zur Schaffung von Gleichgewicht auf dieser Erde und rechter menschlicher Beziehungen verstanden wird. Daher wurde selbst die Phrase "Sharing Economy" missverstanden und deplatziert, und ist unweigerlich in die falschen Hände gefallen. Sogar viele von den Sharing-Befürwortern haben mit ihren besten Absichten die abwegige Macht der Kommerzialisierungskräfte nicht erkannt. Sie verhält sich wie eine Katze, die mit der Maus spielt, bevor sie sie langsam Stück für Stück verschlingt.
Eine transformative Vision der Sharing Economy kann also nirgendwo hinführen, ohne dass das engagierte Herz sie aufrechterhält und der intelligente Verstand ihre Struktur in der Gesellschaft ausdrückt. In deren Abwesenheit sehen wir, wie schnell die Idee des Teilens in Profitmachung und Geschäftstätigkeit degradiert werden kann. Aber wenn das Herzzentrum der Menschheit sichtbar erwacht ist, wenn wir gemeinsam eine gerechte Umverteilung der Ressourcen fordern, um unsere unnötig sterbenden Mitmenschen zu retten, dann werden wir sehen, wie die wahre Sharing Economy plötzlich für sich selbst steht. Und das zum ersten Mal.
Können Sie sich erinnern, wie glücklich die Welt war, als Präsident Obama ins Amt gewählt wurde, in den frühen hoffnungsvollen Erwartungen, dass die amerikanische Außenpolitik ihr Streben nach imperialer Herrschaft in eine neue Richtung lenkt?[37] Also können Sie sicher sein, dass an dem Tag, wo die Regierungen sich verpflichten, die Ressourcen der Welt zu teilen, die Freude unter den Menschen um ein Vieles grösser und echter sein wird. Denn es gibt einen Tsunami, den wir in seinem vollsten Ausmaß noch nicht erlebt haben, einen, der Gutes bringt und materiell keinen Schaden anrichtet – und das ist der Tsunami der Liebe. Eine Kraft, die so mächtig ist, dass wenn sie uns trifft, uns mit unserem Inneren Sein in Kontakt bringen wird. Eine Kraft, die in Ihren vielfältigen Bestrebungen Aufschwung gibt, mit einer neuen Art von Energie, einer neuen Art von Klarheit, einer neuen Art von Kreativität. Es ist eine Kraft, die sich alle Beteiligten der Sharing Economy vor Augen halten und wahrnehmen sollten, denn sie wird von Abermillionen weiteren Anhängern in jedem Land unterstützt werden; von den reichsten Stadtteilen bis zu den ärmsten Dörfern, die eine Quelle der Hoffnung für die Transformation unserer Welt beinhaltet.
*
Vielleicht sucht der ernsthafte Leser in diesen Schlussbemerkungen noch ein paar pragmatische Ratschläge, zu deren Zweck die folgenden Gedanken offeriert werden. Der gegenwärtige Autor erkennt die immense Schwierigkeit, eine weltweite Bewegung für eine wahre Sharing Economy zu schaffen, solange das Wort "Teilen" im Wortschatz oder der Vorstellungskraft bei den meisten Aktivisten nicht eingedrungen ist. So müssen wir zunächst tun, was wir können, indem wir uns den bestehenden Bewegungen für Freiheit und Gerechtigkeit in ihren verschiedenen Ausdrücken anschließen, von denen viele aus dem Problem des ungleichen Reichtums und der Ressourcenverteilung hervorgehen, wie schon besprochen.
Gleichzeitig sollten wir auch tiefer in unser Verständnis von Teilen und Kooperation im ganzheitlichen Begriff eingehen und das transformative Potential dieser universellen Prinzipien betrachten, wenn wir es auf die zusammenhängenden Krisen der Menschheit anwenden. Lassen wir die politische Idee des Teilens nicht als ein intellektuelles Konzept stehen, wenn die Welt dieses Prinzip braucht, um als ein ökonomischer Prozess zwischen den Nationen umgesetzt zu werden und die Menschheit überleben soll, denn die wachsende Kluft zwischen denen die reichlich haben und denen die nichts haben enthält die Samen unserer eigenen Zerstörung. Daher ist es entscheidend, dass die Idee der Sharing Economy in unserem Denken und Bestreben, vor allem in Richtung der Marginalisierten und Unterprivilegierten global erweitert wird, was die häufig wiederkehrende Prämisse unserer Untersuchung ist.
Wir können wiederholen, bis wir heiser sind, dass die wahre Bedeutung einer Sharing Economy nur in Bezug auf die verarmte Mehrheit der Welt zu finden ist. Aber das heißt wenig, es sei denn, dass das Bewusstsein in lebhaften Diskussionen und Handlungen umgesetzt wird, die sich darauf konzentrieren, extreme Benachteiligung innerhalb eines unmittelbaren Zeitrahmens zu beenden. Es gibt nichts, das uns daran hindert, uns in laufenden Debatten zu engagieren oder Gruppen von Sharing Economy Befürwortern zu bilden, die sich mit diesem kreativen Konzept beschäftigen und die Grenzen erweitern. Wir haben bereits dargelegt, was getan werden muss, um unsere Regierungen dazu zu bringen, ihre überschüssigen Ressourcen durch die Vereinten Nationen und ihre zuständigen Ämter zu teilen, um die langjährige Bestrebung der führenden Weltpolitiker endlich zu erreichen – weltweite Freiheit von Not für alle Menschen!
Also lassen Sie uns auf alle Fälle weitermachen mit unseren Gemeinde-orientierten Aktivitäten, die das Prinzip des Teilens in gewissem Maße verkörpern. Können wir aber nicht auch die Richtung dieser Aktivitäten mindestens einmal wöchentlich umkehren und dazu nutzen, unsere politischen Abgeordneten zu drängen, eine Sharing Economy für die Hungrigen und die Mittellosen im In- und Ausland durchzusetzen? Betrachten Sie die Zahl der Menschen, die bereits mit den verschiedenen Ideen und Initiativen der Sharing Economy beschäftigt sind, wie allgemein verstanden und angewandt in den überwiegend wohlhabenden Teilen der westlichen Gesellschaft. Was hält die wohlmeinenden Gruppen davon ab, sich auf einer wöchentlichen Basis mit einer einzigen Forderung zu vereinigen, und ihre Regierungen zu bitten, die überschüssigen Produkte der Nation dieser ehrenvollen und erhebenden Sache zugutekommen zu lassen, zur unwiderruflichen Beendigung von Hunger und absoluter Armut?
Je länger wir eine solch einfache Vorgehensweise nicht verfolgen, desto mehr wird sich unsere Vorstellung vom Teilen in Zukunft als seelenlos, sinnlos und zwecklos offenbaren. Welchen Zweck hat es überhaupt, wenn wir unsere Ideen des Wohlstands und Teilens nur an unsere eigene Gemeinschaft, Kultur oder Nation hängen? In einer Welt, die sich zunehmend spaltet, in die die mehr als genug haben und diejenigen, die gar nichts haben, werden unsere Ideen schließlich unmenschlich und zum Zusammenbruch bestimmt sein. Es sei denn, wir denken auch an die Bedürfnisse anderer!
Es mag verkannt werden, dass die Rettung der armen und verhungernden Massen der einzige Grund ist, warum wir das Prinzip des Teilens in unser Weltgeschehen implementieren, was tatsächlich weit davon entfernt ist. Was uns am meisten kümmert, ist die Notwendigkeit, Bewusstsein, Liebe und gesunden Menschenverstand in unser alltägliches Denken und Handeln zu bringen. Es ist leider so, dass unser Mangel an Besorgnis über das Wohlergehen anderer vorherrschend ist, was am offensichtlichsten im Fehlen dieser unterdrückten menschlichen Attribute demonstriert wird. Wir müssen uns fragen, warum wir an der Rettung derjenigen interessiert sind, die unnötigerweise an den Ursachen der Armut sterben, wenn wir sie nicht als gleichwertig betrachten, mit einem göttlichen Recht, sich geistig zu entfalten. Ist das nicht der wichtigste Grund, warum wir es nicht länger zulassen können, dass auch nur ein Mensch infolge unserer kollektiven Gleichgültigkeit stirbt, wo doch mehr als genug Nahrung und andere Ressourcen für alle Menschen auf der Welt vorhanden sind?
Ebenso ist es falsch zu glauben, dass die Vereinten Nationen letztlich die größte Hoffnung sind, die wir für die Heilung, die Wiederbehebung und die Transformation der Welt haben, wenn die einzige wirkliche Hoffnung darin besteht, das spirituelle Herzzentrum der Menschheit als Ganzes zu erwecken. Wie sollen die notwendigen Veränderungen unternommen werden, ohne dem Bewusstsein und dem Mitgefühl, die zu den richtigen Beweggründen führen, um diese Energie an ihren rechtmäßigen Ort zu navigieren? Bitte meditieren und reflektieren Sie über diese letzte rhetorische Frage, denn es kann viel darüber preisgeben, wie wir persönlich nützlich sein können für die enorme Arbeit in der planetaren Erneuerung, die vor uns liegt.
Anhang: Schenkökonomie und Tauschhandel
Über die Vereinbarung der Schenkökonomie in Bezug zum Tauschhandel und die gemeinsame Nutzung der Ressourcen der Welt (siehe Kapitel zwei) ließe sich viel sagen. Unter grundlegenden wirtschaftlichen Bestimmungen versteht man Tauschhandel als direkten Austausch von Waren oder Dienstleistungen ohne Verwendung von Geld. Im Gegensatz dazu ist die soziale Form der Schenkung nicht mit der Erwartung einer unmittelbaren Gegenleistung oder einer ausdrücklichen Vereinbarung über eine künftige Belohnung verbunden, egal in welcher Form. Es wird angenommen, dass beide Praktiken, die Schenkung und der Tauschhandel, der Erfindung des Geldes als Tauschmittel vorausgegangen sind.
Die konventionelle Wirtschaftslehre geht jedoch davon aus, dass der Tauschhandel in den früheren Zivilisationen (vermutlich seit der Jungsteinzeit) die am weitesten verbreitete Form des Austauschs war. Jedoch durch seine Ineffizienz trug auch er zur Entwicklung von Bargeldsystemen bei. In den Lehrbüchern zur Einführung in die Volkswirtschaftslehre werden immer noch die grundlegenden Ideen von Adam Smith in Wohlstand der Nationen vertreten, wonach der primitive Tauschhandel zwischen Individuen - der zu einer `Koinzidenz der Bedürfnisse´ führte - die für die Expansion von Handel und Märkten erforderliche Spezialisierung verhinderte. Die Tendenz, `eine Sache gegen eine andere zu tauschen´, wie es Smith in seinen berühmten Worten ausdrückte, wird als die dem Menschen innewohnende Neigung angesehen, sein eigenes, wettbewerbsorientiertes Eigeninteresse zu maximieren.
Anthropologen haben seit langem festgestellt, dass es an historischen Beweisen fehlt, um diese Ansichten zu stützen. Es gibt kein Beispiel für eine reine Tauschwirtschaft; im Gegenteil, ethnografische Daten deuten darauf hin, dass das Schenken in archaischen Gesellschaften das übliche Mittel zum Austausch von Gütern und Dienstleistungen war, oft verbunden mit aufwendigen Bräuchen und Sippenverbindungen. Wie Marcel Mauss in seinem klassischen Monolog Die Gabe: Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften, argumentierte, war das Kernmerkmal vormarkt-orientierter sozialer Systeme nicht eine kalkulierte Art des Profitmachens auf Kosten anderer, sondern vielmehr die Förderung vertrauter gemeinschaftlicher Beziehungen auf der Grundlage von Gegenseitigkeit und Neuverteilung. Großzügigkeit und Teilen, nicht Egoismus, war die Alltagsnorm. Diese anthropologischen Erkenntnisse haben tiefe Einblicke in das Wesen von Vertrauen und Solidarität vermittelt und stellen einige der Grundideen der modernen Wirtschaftswissenschaft in Frage - insbesondere das vereinfachende neoklassische Konzept des homo oeconomicus.
Viele Denker befassen sich mit der Frage, wie man das Wesen der Schenkökonomie auf unsere moderne konsumorientierte Welt anwenden kann. Der "Geist des Schenkens" und seine Wiedereinführung in alle Bereiche des menschlichen Lebens hat zweifellos immense Auswirkungen auf die heutigen Gesellschaften, in denen die entgegengesetzten Werte gefördert werden - d. h. Horten statt Teilen und freiem Warenumlauf, Wettbewerb und Gier statt altruistischer Zusammenarbeit. Es ist viel über die Probleme unseres schuldenbasierten Geldsystems geschrieben worden, das dazu dient, den Reichtum nach oben zu konzentrieren, was wiederum unser angeborenes Verlangen hemmt, aus freien Stücken zu Geben und Dankbarkeit auszudrücken, und das erschöpft die Gemeingüter der Natur und der Gesellschaft durch Eigentum, Profit und Zinsen. Motivierte Aktivisten sind unsere Hoffnung, diese Ideologie des Schenkens in eine neue Politik des Gebens einzuführen und gleichzeitig die Notwendigkeit zu erkennen, den monetären Bereich im täglichen Leben zu verkleinern und menschliche Beziehungen außerhalb der Sphäre der quantifizierbaren Wirtschaft wiederzubeleben.
Interessant ist aus unserer Sicht, dass der Tauschhandel sowohl von konservativen als auch von radikalen Denkern immer noch negativ gesehen wird. David Graeber zum Beispiel argumentiert in seinem berühmten Buch Schulden: die ersten 5000 Jahre, dass die einzigen Belege für Tauschgeschäfte der Vormoderne zwischen Fremden oder sogar Feinden stattfanden, wo `der Mantel der Freundschaftlichkeit extrem dünn ist´ und `kein Sinn für gegenseitige Verantwortung oder Vertrauen´ besteht. Eine auf Tauschhandel basierende Gesellschaft könne nur `eine sein, in der jeder darauf abzielt den anderen skrupellos zu übervorteilen´. Marshall Sahlins, Autor des Buches Stone Age Economics, argumentiert ähnlich und erkennt ein Gegenseitigkeitsprinzip zwischen Schenken und Tauschgeschäften, wobei letzteres das negativste ist, da jede Partei beabsichtigt, von dem Tausch zu profitieren, oft auf Kosten der anderen.
Auch Karl Polanyi argumentiert in seinem bahnbrechenden Werk The Great Transformation gegen den Irrtum, dass die Tendenz des Menschen zum Tauschhandel die Basis früherer Zivilisationen gewesen sei. Er scheint den Tauschhandel, oder das "Feilschen", ähnlich zum profitorientierten kommerziellen Tausch und als das Gegenteil von Wechselseitigkeit und Neuverteilung zu sehen, worin die Logik der Wirtschaft in soziale Beziehungen verankert ist. Karl Marx, in Das Kapital und Grundrisse, widerspricht diesen grundlegenden Annahmen nicht, wonach der Tauschhandel durch die beiderseitigen Vorteile motiviert ist, die er beiden Parteien bietet, wenn nicht direkt durch Gewinnstreben, so doch indirekt durch persönlichen Gewinn. Auch heute noch wird der Tauschhandel in der Regel als unpersönliches Geschäft betrachtet, an dem die Menschen nur bei kleinen, seltenen oder dringenden Transaktionen teilnehmen, wie etwa nach dem Zusammenbruch von Volkswirtschaften.
Die Frage ist daher, ob wir unser Verständnis von Tauschhandel über diese triviale Vorstellung des "Tauschens von Dingen zum gegenseitigen Vorteil" hinaus erweitern können. In diesem Buch wird dargelegt, dass unsere gängige Vorstellung von einer Wirtschaft des Teilens in ihren derzeitigen Vorstellungen und Ausdrucksformen äußerst begrenzt ist (da sie in der Regel ausschließlich persönlich oder lokal begrenzt ist), und dasselbe gilt auch für den Tauschhandel. Natürlich hatte der Tauschhandel im Laufe der Menschheitsgeschichte, bis in unsere Tage, immer auch eine dunkle und unfaire Seite - wie etwa die antiquierte Tradition, Bräute mit Kamelen zu bezahlen. Aber sind wir in der Lage, in der heutigen Zeit auch nur vage zu erkennen, dass der Tauschhandel und die Schenkökonomie potenziell ein und dasselbe sind und sich auf demselben evolutionären Weg befinden?
Wir weisen hier auf die Konturen einer neuen Zivilisation hin, die überraschenderweise nur von wenigen akademischen Denkern in Betracht gezogen wird, wobei die Tauschwirtschaft auf einer weitaus höheren Organisationsebene eingerichtet und durch die Freude am Teilen und die liebevolle Aufmerksamkeit (das Gegenmittel zum Profit) motiviert wird. Ich denke, dass es eine ganze Philosophie des Tauschhandels gibt, die noch entdeckt werden muss, und eine Lebensweise, die viele Stammeskulturen der Vergangenheit bis zu einem gewissen Grad vorgelebt haben, und die nun wiederbelebt und auf unsere voneinander abhängigen Weltwirtschaften angewandt werden muss.
Es bleibt abzuwarten, wie wir den alten Geist des Schenkens in einer Welt erwecken können, die in extreme Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Schmerz verstrickt ist und die seit Jahrtausenden außerhalb der Schenkmentalität gelebt hat. Meine eigene Position zu diesem Thema sollte aus den obigen Kapiteln klar hervorgehen, denn die ärmsten Regionen des globalen Südens schreien nach einer Ökonomie des Schenkens, die auf multilateraler Ebene zwischen den Nationalstaaten eingeführt wird. Man kann den Eindruck gewinnen, dass der Brandt-Bericht mit seinem "Prioritätenprogramm" und der Forderung nach einem groß angelegten Ressourcentransfer in die Entwicklungsländer im Wesentlichen darauf abgezielte, insbesondere in die Armutsgürtel Afrikas und Asiens. Ich mag Brandts Vorschlag als einen beginnenden Versuch interpretiert haben, eine globale Wirtschaft des Teilens zu schaffen, allerdings werden die verarmten, an Hunger leidenden, die derartige Hilfsgütertransfers erhalten, diese sicherlich, bewusst oder unbewusst, als ein Geschenk Gottes wahrnehmen. Somit ist die Ökonomie des Schenkens mit der Ökonomie des Teilens untrennbar miteinander verbunden.
Es ist jedoch keine praktische Strategie, eine Bürgerbewegung für das Konzept des Schenkens zu mobilisieren oder sich auf diese Weise an die Verantwortlichen zu wenden. Wir müssen vielmehr fordern: „Lasst uns die Ressourcen der Welt teilen!“ Ich glaube also nicht an das revolutionäre Potenzial des Schenkens, denn es wird niemals von sich aus einen Massenaufstand für ein echtes menschliches Miteinander hervorrufen. Ich glaube nur an die Macht des vereinten Volkes. Deshalb zielen alle meine Bemühungen auf dieselbe Vision ab, nämlich mit Millionen anderer Einzelpersonen und Gruppen weltweit den Artikel 25 einzufordern, der eine Wende des menschlichen Bewusstseins bedeuten wird. Es geht nicht darum, die Wirtschaft "heilig" zu machen, wie einige vorgeschlagen haben, sondern vielmehr darum, den Massen bewusst zu machen, dass Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte das Heilige der Menschheit in sich birgt, oder, wie man sagen könnte, die Verwirklichung der Einheit der Menschheit. Und wenn die Befürworter der Ökonomie des Schenkens die Not der sterbenden Armen und Hungernden nicht erwähnen, dann gelten die gleichen Argumente wie für die Befürworter der Sharing Economy (siehe Kapitel eins) - denn dann geht es wieder nur um uns selbst und unsere gleichgesinnten Unterstützer, ohne ein Bewusstsein, das von der Einstellung geprägt ist "Was ist mit den anderen?"
Am wichtigsten ist es, die neue Vision zu betonen, die sich aus der gemeinsamen Nutzung der Ressourcen der Welt ergeben wird, eine Vision, die weit über unsere gegenwärtigen Vorstellungen und Konzepte der sozialen Verbesserung hinausgeht. Nicht-monetäre Formen des fairen und gerechten wirtschaftlichen Austauschs werden sich unweigerlich ausbreiten, denn die strukturierte gemeinsame Nutzung wesentlicher Ressourcen zwischen und innerhalb von Nationen wird natürlich neue Gesetze, neue Regeln und neue Institutionen auf einer staatlichen und zwischenstaatlichen Ebene hervorbringen. Schulden, wie wir sie heute kennen - ob für souveräne Staaten, Regierungen, Unternehmen oder Einzelpersonen -, werden allmählich ihren Einfluss und ihre Bedeutung in wirtschaftlichen Angelegenheiten verlieren.
Ohne Frage wird diese Vision von uns verlangen, dass wir unser Bewusstsein viele Jahrhunderte in die Zukunft projizieren, und es lässt sich nicht vorhersagen, wie sie sich entwickeln wird. Vielleicht wird nur eine Katastrophe die Entwicklung von Tauschwirtschaften auf lokaler und globaler Ebene vorantreiben, wie das in den Schlussbemerkungen dieses Buches angedeutet wird. Auf die eine oder andere Weise wird sich unser Gebrauch von Geld als Tauschmittel weiterentwickeln und eine wohltätigere Ausdrucksform annehmen müssen, bis es allmählich aufhört, die menschlichen Beziehungen zu beherrschen. Sicherlich ist Geld nicht die Wurzel allen Übels, wie der Apostel Paulus sagte, aber das egoistische Gewinnstreben des Menschen ist es zweifellos. Wie großartig sind also die Gesetze, die sich aus der Umsetzung des Prinzips des Teilens ergeben, von denen nur ein Aspekt die Entwicklung einer makroökonomischen Tauschwirtschaft für eine künftige, nicht gewinnorientierte Welt betrifft.
Folglich ist es möglich, den evolutionären Trend des Weltgeschehens hin zu einem globalen Pool überschüssiger Ressourcen intuitiv vorherzusehen, wo sich Alle der gemeinsamen Bedürfnisse, Produkte und Kapazitäten aller bewusst sind, und alle können kommen und sich frei aus dem globalen Pool nehmen, was ihnen fehlt. Ebenso wird es Nationen möglich sein miteinander über ihre überschüssigen Ressourcen, durch einen multilateralen Tauschmechanismus zu „feilschen“. Eine erweiterte Definition des Tauschhandels betrifft daher die Weiterleitung von Energie und Ressourcen an den richtigen Ort und in der richtigen Menge. "Tausch" bedeutet in diesem erweiterten Kontext nicht unbedingt eine unmittelbare Gegenleistung auf der Grundlage exakter Äquivalenz, denn man kann sich durchaus ein universelles Kreditsystem vorstellen, das den Wert der getauschten Güter, die erhalten und weiterverteilt werden, bestimmt. Es besteht kein Zweifel daran, dass ein derartiges System kolossale Ausmaße haben müsste und in seiner wissenschaftlichen Exaktheit technologisch sehr anspruchsvoll wäre. Die Existenz der heutigen Tafeln könnte ein kleiner Hinweis auf ein anderes Organisationsprinzip der Wirtschaft sein, vorausgesetzt, wir können dieses Beispiel auf eine Weltordnung übertragen, in der die Idee der Wohltätigkeit ein längst vergessenes Relikt aus der Vergangenheit der Menschheit ist.
Wenn dies wie eine Utopie klingt, dann lassen Sie uns die Entwicklung des Tauschhandels näher betrachten, die in unseren Gesellschaften bereits im Gange ist. Allein das elektronische Geld ist ein Vorbote dessen, was kommen wird, da sich die Währung von der physischen in die digitale Welt verlagert. Es gibt auch viele Formen des Tauschhandels, die nicht materieller, sondern beziehungsorientierter Natur sind, z. B. über das Internet und die Technologien der sozialen Netzwerke oder im Rahmen des freien Austauschs unserer kreativen Ideen und Vorstellungen. Ähnliches gilt für die Schenkökonomie, da sie den Einzelnen dazu veranlasst, auf freiwilliger Basis und auf der Grundlage des guten Willens etwas zu erwidern (d. h. dankbar zu sein und etwas zurückgeben zu wollen). So gesehen bringt die Schenkökonomie den Tauschhandel hervor, und der Tauschhandel bringt die Schenkökonomie hervor. Daraus ergibt sich die zwingende Notwendigkeit, das Prinzip des Teilens in das Weltgeschehen einzuführen, damit die Spiritualität des Tauschens und Schenkens auf natürliche Weise entstehen kann. Es geht also nicht nur darum, Ressourcen zu teilen und unsere Bedürfnisse ohne Geld zu befriedigen. Soziale und wirtschaftliche Tätigkeiten müssen von unserer inneren und spürbaren Göttlichkeit, also auch von einem gebildeten Verständnis der zeitlosen Weisheit geleitet und motiviert sein.
Lassen Sie uns wiederholt sagen: Eine gerechte Aufteilung der Ressourcen der Erde kann niemals erreicht werden, wenn sie nicht vom Christus Prinzip beseelt ist und somit einen Ausdruck der Lebensfreude darstellt. Vielleicht erklärt dies, warum der Brandt-Bericht in den 1980er Jahren nie ernst genommen wurde, denn es gab keine Anzeichen dafür, dass diese "innere" Qualität der Liebe die öffentlichen politischen Entscheidungen beflügelte, weder in der politischen Klasse noch in der breiten Bevölkerung. Man könnte sagen, dass ein Notverteilungsprogramm durch die Gesinnung der Gabe und des Teilens motiviert sein sollte, aber in Wirklichkeit ist es eine Frage des Bewusstseins, das aus der Notwendigkeit heraus geboren wird. Wenn wir uns der Bedürfnisse unseres Bruders bewusst sind, müssen diese Bedürfnisse zwangsläufig zum Maßstab für unser Handeln werden. So lenken wir die Energie und die Ressourcen der Welt an den richtigen Ort und auch im richtigen Maß.
Lassen Sie uns nicht vergessen, dass die spirituelle und ganzheitliche Bedeutung der Sharing Economy in jeder Form ein „miteinander“ ist, wie wir zu Beginn des zweiten Kapitels erklärt haben. In gleicher Weise kann der Geist der Gabe aus diesem inneren Blickwinkel heraus mit den Begriffen Bewusstsein, gesunder Menschenverstand und liebendes Verständnis beschrieben werden. Auch der Tauschhandel in seinen höheren spirituellen Entsprechungen wird von denselben inneren Qualitäten bestimmt und erzeugt folglich Vertrauen, Intelligenz, Kreativität und Weisheit. Das esoterische Gegenstück sowohl der Schenk- als auch der Tauschwirtschaft ist die Harmonie, das Gleichgewicht und die Einheit in der Vielfalt. Allerdings haben wir den Zeitpunkt noch nicht erreicht, an dem die höhere Bedeutung dieser spirituellen Prinzipien und Gesetze von der Menschheit allgemein begriffen wird.
Unsere Beobachtungen drehen sich hier um die Anmut der Liebe Gottes, wobei der Tauschhandel als Teil der planetarischen geistigen Gesetzmäßigkeit und Ordnung verstanden werden kann. Er ist ein Ausdruck der göttlichen Wahrnehmung an sich. Man könnte sagen, er ist der integrale wirtschaftliche Vermittler der zukünftigen spirituellen Evolution der Menschheit. Die Schenkökonomie, die Tauschwirtschaft und die Wirtschaft des Teilens - alle werden durch die Gegenwart der Göttlichkeit ins Leben gerufen. Und ohne die immerwährende Existenz des göttlichen Prinzips des Teilens wäre keine dieser Ideen und sozialen Praktiken jemals entstanden (oder in unserer modernen Zeit wieder aufgetaucht). Wir könnten die Ökonomie des Schenkens auch als Teil des Gemeinguts der Menschheit bezeichnen, wenn sie durch die Linse des Mitgefühls und des spirituellen Bewusstseins wahrgenommen wird - aber das ist eine abweichende Untersuchungslinie, die in einem separaten Buch beleuchtet werden sollte.[38] Ich möchte lediglich darauf hinweisen, wie viele Denker und Aktivisten versuchen, die Tür zum Prinzip des Teilens zu öffnen, selbst wenn sie das Wort "Teilen" nicht verwenden und sich ihrer tiefsten Inspiration auf der Seelenebene nicht bewusst sind.
Was mich betrifft, so ist das Konzept der Schenkökonomie eine weitere philosophische Analyse des Teilens, die auf merkwürdige Weise mit den Theoretikern des Gemeinguts verwandt und möglicherweise anspruchsvoller ist als die Befürworter einer auf die Gemeinschaft ausgerichteten Sharing-Economy. So viele transformative politische Theorien bleiben einfach in den Schubladen liegen und warten auf den richtigen Zeitpunkt. Das Prinzip des Teilens ist das bedeutendste Gesetz der menschlichen Evolution, das sich in Tausenden von alten und neuen Ideen entladen wird. Dann, so hofft man, wird eine andere Zeit kommen, in der all diese komplizierten Phrasen verschwinden und durch ein viel einfacheres Verständnis des Lebens ersetzt werden wird, das in direktem Verhältnis zu unserer Erfahrung der Lebensfreude steht. All diese wirtschaftlichen Konzepte sind wie intellektuelle Ausläufer des Prinzips des Teilens oder wie Brüder und Schwestern mit unterschiedlichen Eigenschaften, die durch dieselbe Mutter, die wir Mitgefühl nennen, verbunden bleiben. Keine Philosophie der Menschheit hat jemals das Denken des Volkes auf den Erleuchteten Weg gelenkt oder uns gegenseitig zur richtigen Annahme der Gottesnatur geführt. Und doch geht es letztendlich nur um Liebe. Anstatt also von einer Wirtschaft des Schenkens, des Tauschens oder des Teilens an sich zu sprechen, warum sprechen wir nicht vielmehr von einer Wirtschaft der Liebe? Das mag für unsere derzeitige komplizierte Menschheit zu einfach sein, aber was spirituell fortschrittlich ist, ist in der Tat wahrhaftig einfach.
Schlussnoten
[1] Für den Leser mag es hilfreich sein, den deutlichen Widerspruch zu registrieren, der zwischen zwei konkurrierenden Visionen des wirtschaftlichen Teilens besteht, wie im ersten Kapitel angedeutet. Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die die materialistischen Einstellungen der letzten Jahrzehnte ablehnen und die Notwendigkeit einer völlig anderen Lebensweise sehen, die durch Verbundenheit und Teilen gekennzeichnet ist, anstatt durch Besitz und protzigen Konsum. Dabei handelt es sich um die technikaffine Generation der Millennials, die die Ethik "mehr teilen und weniger besitzen" vertritt und an die sich das erste Kapitel dieses Buches in erster Linie richtet. Auf der anderen Seite haben viele Unternehmer eine andere Vorstellung von einer Sharing Economy, bei der es um neue Unternehmensgründungen geht, deren Daseinsberechtigung in der Umsatzsteigerung, der Maximierung des Aktienwertes und der Monopolisierung von Märkten liegt. Zahlreiche Kommentatoren haben die Frage aufgeworfen, ob diese kommerzialisierten Internetplattformen in irgendeiner Weise mit echtem Teilen per se vereinbar sind und uns somit einer gerechteren, nachhaltigeren Welt näherbringen können.
Aus der Sicht dieses Autors ist es ein Meisterstück Orwell‘scher Doppelzüngigkeit, das edle Prinzip des Teilens mit gewinnorientierten Unternehmen zu vermischen, die sich an eine Minderheit wohlhabender Verbraucher richten, und zwar hauptsächlich in Ländern mit hohem Einkommen. Laufende Gerichtsverfahren bezüglich der Ausbeutung von Arbeitnehmern und mangelnder Regulierung haben das wahre Wesen und die Richtung dieses Verbraucher-zu-Verbraucher-Modells (C2C) der Ressourcenteilung offenbart. Ganz zu schweigen von dem ungeheuren Gewinn, den die Pioniere derartiger sozialer Online-Netzwerke und elektronischer Märkte bereits gemacht haben. Es liegt auf der Hand, dass die wesentliche Dynamik gewinnorientierter Unternehmen - die Vermarktung ehemals nichtwirtschaftlicher Lebensbereiche - in der internetgestützten Sharing Economy nicht anders ist als im dominierenden Unternehmenssektor. Durch die Monetarisierung unserer Fähigkeiten, unseres persönlichen Besitzes und unserer gemeinschaftlichen Aktivitäten verschwimmen die Grenzen zwischen der Markt- und der Nichtmarktwelt immer mehr und verflechten sich, was nur dazu dient, die Profitimperative der Konsumgesellschaften zu verstärken. Auch wenn es nicht unsere Absicht ist, eine detaillierte Kritik oder Klassifizierung der Sharing Economy in ihrem derzeitigen Verständnis vorzunehmen, stimmen wir mit vielen anderen darin überein, dass die kommerzielle Verwendung dieses Begriffs bestenfalls unaufrichtig und irreführend ist. Angemessenere Begriffe im allgemeinen Sprachgebrauch sind u. a. Crowd-basierter Kapitalismus, kollaborativer Konsum, Plattformökonomie, Zugangswirtschaft, Vermietungswirtschaft oder die On-Demand-Wirtschaft.
[2] Im Gegensatz zu dem weit verbreiteten Fehlschluss, dass Menschen von Natur aus individualistisch und egoistisch sind, haben Anthropologen belegt, dass Schenken und Teilen in Gesellschaften auf der ganzen Welt seit langem die Grundlage von gemeinschaftlichen Beziehungen bilden. Jüngste wissenschaftliche Forschungen haben auf dieser Grundlage aufgezeigt, dass wir Menschen von Natur aus dazu veranlagt sind, zu kooperieren und zu teilen, um unsere Überlebenschancen und unser kollektives Wohlergehen zu erhöhen. Ohne den Akt des Teilens und der Gegenseitigkeit gäbe es keine sozialen Grundlagen, auf denen Gesellschaften und Volkswirtschaften aufgebaut werden könnten. Siehe eine akademische Betrachtung: Jeremy Rifkin, The Empathic Civilization, Cambridge: Polity Press, 2009; Michael Tomasello, Warum wir kooperieren, Edition Unseld, (englische Originalausgabe: Why We Cooperate, Cambridge: MIT Press, 2009); Frans De Waal, The Age of Empathy, New York: Harmony Books, 2009; Colin Tudge, Why Genes are Not Selfish and People are Nice, Floris Books, 2013.
[3] Von 2011 bis 2016 hat unsere Kampagnengruppe Share The World's Resources (STWR) bei vielen Veranstaltungen, die sich mit der Förderung des Konzepts der Sharing Economy befassten, auf diese einfache Perspektive hingewiesen. Mit wenigen Ausnahmen wurden die Politik des Teilens und seine makroökonomischen Dimensionen in diesen Foren vernachlässigt, die sich im Allgemeinen ausschließlich mit zwischenmenschlichen (Peer-to-Peer) und/oder kommerziellen Formen der Zusammenarbeit befassten. Daher plädierte STWR dafür, unser Verständnis und unsere Interpretation dessen, was eine Sharing Economy ausmacht, zu erweitern. Es liegt auf der Hand, dass langfristige, systemische Probleme wie Klimawandel und soziale Ungleichheit durch staatliche Maßnahmen und wirksame nationale Gesetze bewältigt werden müssen.
Die grundlegenden sozialen Funktionen des Staates können in der Tat als eine Form des wirtschaftlichen Teilens verstanden werden. Durch den Prozess der progressiven Besteuerung und Umverteilung teilen wir beispielsweise einen Teil der finanziellen Ressourcen der Nation (persönliches Einkommen und Vermögen sowie Unternehmensgewinne) zum Nutzen der Gesellschaft als Ganzes. Die Regierungen müssen einen großen Teil des Steueraufkommens umverteilen, um sicherzustellen, dass die breite Bevölkerung Zugang zu grundlegenden Gütern und Dienstleistungen hat - wie Gesundheitswesen, Bildung, Wohnraum und Dienstleistungen sowie zu anderen wichtigen Formen der sozialen Sicherheit. Universelle Wohlfahrtssysteme und die Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen sind - unabhängig davon, wie ineffizient sie verwaltet werden - eindeutig ein Ausdruck sozialer Gerechtigkeit, die Ungleichheiten verringern und den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Länder stärken kann. So gesehen können die finanziellen Sparmaßnahmen, die den meisten Ländern nach der "Großen Rezession" (2007-2009) auferlegt wurden, nach jeder vernünftigen Definition als das Gegenteil einer Sharing Economy betrachtet werden.
Dies mag keine besonders radikale Interpretation sein, aber es bleibt die Tatsache, dass die große Mehrheit der Weltbevölkerung keine umfassenden Sozialschutzgarantien hat - laut der Internationalen Arbeitsorganisation betrifft dies etwa vier in einer Gruppe von fünf Menschen. Viele einkommensschwache Länder verfügen jedoch nicht über die notwendigen Mittel, um wirksame Steuersysteme aufzubauen, die einen universellen Sozialschutz finanzieren und die wirtschaftliche Entwicklung fördern können. Diese Tatsachen zeigen, dass es dringend notwendig ist, neue Formen des wirtschaftlichen Teilens zwischen den Ländern und auch innerhalb der Länder zu entwickeln. In Anbetracht des enormen Reichtums, der neben extremer Armut und Elend existiert, müssen wir die Grundsätze, die den nationalen Verteilungssystemen zugrunde liegen, unbedingt auf die gesamte Familie der Nationen ausweiten. Dies hat dramatische Auswirkungen insbesondere auf die derzeitigen Regelungen für die Auslandshilfe, die zumindest in ein internationales System gebündelter Finanzierung und automatischer Transfers umgewandelt werden sollte, wie es seit vielen Jahrzehnten vorgeschlagen wird. Seit langem gibt es auch Vorschläge für einen Globalen Fonds für Sozialschutz, der den ärmeren Staaten helfen kann, die Lücke zwischen dem, was sie zu leisten in der Lage sind, und einem Mindestmaß an Sozialschutz im Einklang mit den Menschenrechtsverpflichtungen zu schließen.
Was wir hier darzustellen versuchen, ist ein breiteres Verständnis dessen, was die Sharing Economy in politischer Hinsicht bedeutet, wobei es natürlich viele andere Aspekte jenseits der Sozial- und Wirtschaftspolitik gibt. Für weitere einführende Perspektiven, siehe: Share The World's Resources, "Financing the Global Sharing Economy", Oktober 2012, www.sharing.org/financing; " Eine Einführung in das globale wirtschaftliche Teilen", Juni 2014, www.sharing.org/primer; "A Collection of Resources on the Sharing Economy", Mai 2014, www.sharing.org/sharing-economy
[4] Siehe Anmerkung 6.
[5] Siehe: Mohammed Sofiane Mesbahi, "Kommerzialisierung: Die Antithese des Teilens"
[6] Für den interessierten Leser ergibt sich daraus eine aufschlussreiche Fragestellung, die im Folgenden kurz skizziert wird, um zum weiteren Nachdenken und Lernen anzuregen. Wir könnten damit beginnen, die historischen Ursachen für unser ungleiches Weltsystem in den Prozessen der Ausplünderung und Ausbeutung zu untersuchen, die das Kolonialzeitalter prägten. Spätestens seit dem fünfzehnten Jahrhundert wurden unermessliche Reichtümer aus dem globalen Süden abgeschöpft, um vor allem die industrielle Revolution in Europa zu finanzieren. Durch Eroberung, Einfriedung, Sklaverei und gewaltsame Enteignung wurde in der nicht-westlichen Welt ein System der freien Marktwirtschaft geschaffen, das den wohlhabenden Eliten in Westeuropa und später in den Vereinigten Staaten zugutekam. Auf diese Weise wurde das erste "goldene Zeitalter" der Globalisierung definiert, in dem der Kern des Weltwirtschaftssystems darauf ausgerichtet war, Rohstoffe und Reichtum aus der Peripherie zu extrahieren, deren Arbeitskräfte auszubeuten und neue Märkte für die überschüssigen Waren des Westens zu schaffen. Es ist wichtig, dass wir uns mit dieser schmerzhaften Geschichte auseinandersetzen, um die Ursprünge der krassen Ungleichheit zwischen reichen und armen Nationen zu verstehen.
Erst in der Nachkriegszeit wuchs der Optimismus in den ehemals kolonialisierten Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Viele Länder des Südens experimentierten mit autonomeren Modellen der nationalen Entwicklung, die auf einer starken Interventionsrolle der Regierungen und weniger auf die Abhängigkeit vom Export billiger Rohstoffe beruhten. Auf globaler Ebene hoffte man, dass die Vereinten Nationen als Vermittler für eine neue internationale Wirtschaftsordnung fungieren könnten, um die wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeit der vergangenen Jahre zu beseitigen. Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) wurde gegründet, um die Bedürfnisse der Entwicklungsländer zu artikulieren und die Weltordnung mit dem Ziel umzugestalten, Ungleichheiten und Ungleichgewichte zu beseitigen.
Doch weit davon entfernt, eine gerechtere Verteilung der Weltressourcen zu begrüßen, bemühten sich die dominierenden Industriestaaten - neu getauft als die Gruppe der Sieben -, die Rolle der UNO in der globalen Wirtschaftspolitik weiter zu beschneiden. Als sich die Schuldenkrise in der Dritten Welt zuspitzte, war die Bühne für den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank bereitet, die sich in den 1980er Jahren einschalteten und Kredite anboten, die an eine "Strukturanpassungspolitik" gebunden waren. Dies bedeutete eine dramatische Kehrtwende in der wirtschaftlichen Orthodoxie: Die angeschlagenen Regierungen im gesamten globalen Süden wurden gezwungen, die Märkte zu liberalisieren, Handelshemmnisse abzubauen, Staatsbetriebe zu privatisieren, massive Entlassungen im öffentlichen Sektor vorzunehmen und sogar grundlegende Sozialleistungen und Subventionen für lebenswichtige Nahrungsmittel zu kürzen. Unter dem Druck, die Verpflichtungen gegenüber den Gläubigern aufrechtzuerhalten, wurden die sozialen Sicherheitsnetze oft dezimiert und Gelder von öffentlichen Gütern wie der Gesundheitsversorgung, dem Bildungswesen und der Hilfe für Kleinbauern abgezweigt.
Die so genannte neoliberale Doktrin, die diesen Programmen zugrunde lag, bedeutete, dass die Umverteilungspolitik zur Förderung der menschlichen Entwicklung aufgelassen wurde - eine Aussicht, die der Gründungsvision der UNO zuwiderlief und in den 1950er oder 1960er Jahren undenkbar gewesen wäre. Sie beendete die frühere Politik der nationalen Eigenständigkeit und der Importsubstitution, die darauf abzielte, den Ländern des Südens dabei zu helfen, ein gewisses Maß an Kontrolle über ihre heimischen Volkswirtschaften wiederzuerlangen. Stattdessen zwang der Umstrukturierungsprozess des IWF und der Weltbank - der in über 70 Ländern angewandt wurde - die Regierungen der Empfängerländer dazu, die staatlich gelenkten Wirtschaftsstrukturen abzubauen und den Bereich des freien Marktes auszuweiten, was zwangsläufig den wettbewerbsfähigeren Interessen des Nordens zugutekam. Viele Kritiker haben argumentiert, dass das eigentliche Ziel nicht darin bestand, den ärmeren Ländern bei ihrer Entwicklung zu helfen, sondern ihre Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte wieder zunichtezumachen und ihr wirtschaftliches und finanzielles Schicksal stärker in den Griff zu bekommen.
In den letzten 50 Jahren hat sich das Machtgefüge in der Weltwirtschaft immer mehr in Richtung großer transnationaler Unternehmen, multilateraler Banken und Handelssysteme verschoben, die stark auf die Prioritäten der reichen Länder ausgerichtet sind. Eine Analyse von Daten der UNO und anderer Institutionen liefert eine vernichtende Anklage gegen dieses extrem marktorientierte Modell der Globalisierung. Die Entwicklungsindustrie versprach stets eine Verringerung der Kluft zwischen reichen und armen Ländern, doch seit den 1960er Jahren ist die Ungleichheit (gemessen am Pro-Kopf-Einkommen oder an verschiedenen Finanzströmen) weiter explodiert. Das Bild ist komplex, da einige Schwellenländer von den zunehmenden Zuflüssen ausländischen Kapitals profitiert haben (wie China, Hongkong, Südkorea, Taiwan und Malaysia), während andere Regionen nie gewinnbringend in die Weltwirtschaft integriert wurden, insbesondere in Afrika südlich der Sahara. Die moderne Globalisierung hat dazu geführt, dass sich die Einkommensunterschiede innerhalb fast aller Nationen vergrößert haben und eine neue Superdivision von Gewinnern und Verlierern entstanden ist. Möglicherweise sind zwei Drittel der Menschheit von den globalen Produktions- und Verbrauchsketten, die den reichsten Bürgern zugutekommen, ausgeschlossen, was von manchen als ein zunehmender Trend zur globalen wirtschaftlichen Apartheid im 21. Jahrhundert beschrieben wird.
Es ist uns unmöglich, in dieser Fußnote die umfassenden institutionellen Reformen zusammenzufassen, die auf globaler Ebene erforderlich sind, um diese Trends umzukehren, oder die makroökonomischen Politiken der gerechten Aufteilung, die eine neue Vision der nachhaltigen Entwicklung untermauern sollten. Es mag hier genügen, wenn wir die anhaltende Realität betonen: dass die ärmsten Länder insgesamt Nettoexporteure von Kapital und Ressourcen in den Norden bleiben, trotz der zunehmenden Verarmung ihrer Gesellschaften. Der verschwenderische Lebensstil der Wohlhabenden wird effektiv durch die Armut der Mehrheitsbevölkerung finanziert, während völlig unangemessene Maßnahmen der Auslandshilfe und philanthropische Aktivitäten die systemischen Ungerechtigkeiten der globalen Wirtschaft verschleiern.
[7] Das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum WEF) ist eine im Jahre 1971 gegründete internationale Stiftung, bei der führende Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft jedes Jahr in Davos (Schweiz) Ende Januar zu einem Treffen zusammenkommen. Nur wer eingeladen ist kann teilnehmen. Aktivisten, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzen, mobilisieren sich oft um diese Jahreszeit, um die verzerrte Weltsicht und die Heucheleien einer privilegierten globalen Elite zu entlarven. Das Weltsozialforum beispielsweise wurde als Gegenpol zu der von den Unternehmen in Davos vertretenen Vision der Globalisierung konzipiert; jedes Sozialforum wurde etwa zur gleichen Zeit abgehalten, um alternative Antworten auf die Probleme der Weltwirtschaft zu fördern, wie es in dem Slogan "Eine andere Welt ist möglich" zum Ausdruck kommt.
Die Diskussionen in Davos konzentrieren sich angeblich auf Schlüsselthemen von weltweiter Bedeutung, insbesondere auf die extremen Unterschiede im Lebensstandard innerhalb und zwischen den Ländern. Das Treffen 2015 stand unter dem Motto "sharing and caring". Doch wie Oxfam (eine internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation mit 21 NGO’s weltweit) und andere Kampagnengruppen schon oft gezeigt haben, wird in Davos nur für das Teilen im Rahmen von Wohltätigkeit oder Philanthropie plädiert, nicht aber für echte Lösungen, die staatliche Eingriffe und eine gerechtere Verteilung von Reichtum, Macht und Ressourcen erfordern. Oxfam nutzt das WEF-Jahrestreffen regelmäßig, um auf die tiefen globalen Ungleichheiten hinzuweisen, bei denen der Reichtum privater Milliardäre zunehmend Rekordhöhen erreicht. In dem Jahr, in dem der Gründer des WEF-Gipfels, Klaus Schwab, 2015 den Slogan "Teilen" verkündete, deckte Oxfam auf, dass die reichsten 1 Prozent der Menschheit mehr Vermögen besitzen als die ärmste Hälfte der Welt zusammen.
[8] Im Jahr 2015 ratifizierten alle 193 UN-Mitgliedstaaten die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die 17 miteinander verknüpfte Ziele enthält. Die als "Sustainable Development Goals"(SDGs) Ziele für nachhaltige Entwicklung oder "Global Goals" bekannten Ziele umfassen eine detaillierte Liste von Zielvorgaben und Indikatoren mit vielen lobenswerten Zielen - vor allem "Armut in all ihren Formen überall zu beenden" und "niemanden zurückzulassen". Im Gegensatz zu ihren Vorgängern, den Millenniums-Entwicklungszielen, gelten die SDGs sowohl für Länder des globalen Nordens als auch des Südens und enthalten auch viele ehrgeizige Umweltziele. Zivilgesellschaftliche Gruppen haben jedoch heftig kritisiert, dass die Ziele nicht die tieferen strukturellen Ursachen unserer planetarischen Krisen angehen. Auch spiegeln sie nicht ausdrücklich die Notwendigkeit einer gleichmäßigeren Umverteilung der Ressourcen innerhalb und zwischen den Nationen wider. Vor dem Hintergrund der weltweiten wirtschaftlichen Rezession, des Rückgangs der Entwicklungshilfe, der Verringerung der UN-Operationen und des Rückzugs aus der multilateralen Zusammenarbeit bestehen kaum Aussichten, dass die SDGs ihre proklamierte transformative Vision verwirklichen. Siehe: Share The World's Resources, "Beyond the Sustainable Development Goals: Uncovering the truth about global poverty", September 2015, www.sharing.org/sdgs
[9] Vgl. Mohammed Sofiane Mesbahi, Artikel 25: Eine Bürgerinitiative zur Transformation der Welt (siehe Teil I: Das Versagen der Regierungen).
[10] Um die weltweit wachsende Kluft zwischen Arm und Reich zu rechtfertigen, behaupten Regierungen und multilateralen Organisationen immer wieder, dass die extreme Armut seit den 1980er Jahren weltweit stetig zurückgegangen sei. Die Weltbank hat stets ein positives Bild der weltweiten Armutssituation gezeichnet, was den vorherrschenden ideologischen Glauben an freie Märkte und Liberalisierungspolitiken sinnvoll unterstützt. Solange es den Armen langsam besser geht, kann der immense Reichtum der Wenigen, der durch die Globalisierung der Unternehmen entsteht, als vorteilhaft für alle angesehen werden.
Renommierte Analysten kritisieren jedoch seit langem die Statistiken der Weltbank in vielerlei Hinsicht, insbesondere wegen der willkürlich niedrig angesetzten Armutsgrenze, die früher bei 1 Dollar pro Tag lag und jetzt auf 1,90 Dollar pro Tag geändert wurde. Erwachsene und Kinder, die knapp über dieser Grenze leben, leiden wahrscheinlich immer noch unter schweren Entbehrungen und sind dem Risiko ausgesetzt, vorzeitig an armutsbedingten Ursachen zu sterben. Unser Verständnis des Ausmaßes von Armut ändert sich auch erheblich, wenn eine höhere Armutsgrenze verwendet wird, die genau widerspiegelt, wie viel finanzielles Einkommen erforderlich ist, um das Recht auf "einen für Gesundheit und Wohlbefinden angemessenen Lebensstandard" zu erfüllen (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 25.1). Mehr als 40 Prozent der Menschheit leben beispielsweise von weniger als 5,50 Dollar pro Tag, darunter etwa 90 Prozent der Bevölkerung in Südasien und Afrika südlich der Sahara.
Eine mehrdimensionale Betrachtung der Armut – unter Einbeziehung weiterer Aspekte von Entbehrung, wie etwa der Zugang zu Gesundheitsfürsorge, zu Basisversorgung, Bildung und Sicherheit - offenbart eine alarmierende Wahrheit: dass die große Mehrheit aller Menschen in den Entwicklungsländern nicht über ausreichende Mittel verfügt, um ein gesundes und würdiges Leben zu führen.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts im Jahr 2021 räumt die Weltbank ein, dass selbst nach ihren eigenen Maßstäben die weltweite extreme Armut aufgrund von Covid-19 und ihren katastrophalen wirtschaftlichen Folgen voraussichtlich um weitere 150 Millionen Menschen zunehmen wird. Das erste der Ziele für nachhaltige Entwicklung - die weltweite absolute Armutsquote bis 2030 auf unter 3 Prozent zu senken - wird nun als unerreichbar angesehen, "wenn nicht umgehend erhebliche und umfangreiche politische Maßnahmen ergriffen werden".
[11] Als diese Zeilen verfasst wurden, waren derartige regionale Aufstände und Protestbewegungen im Weltgeschehen sehr präsent. In Ländern wie Griechenland, Kanada, Deutschland, England und auch Frankreich, wo die "Nuit debout"-Bewegung entstanden ist, waren die Anti-Austeritäts-Mobilisierungen besonders lebhaft und anhaltend.
[12] Diese Zahl mag fragwürdig hoch erscheinen, aber sie unterschätzt wahrscheinlich die Zahl der Menschen, die jeden Tag aufgrund extremer Armut und unzureichendem Sozialschutz unnötig sterben. Die Berechnung basierte ursprünglich auf den "Disease burden and mortality estimates" (Schätzungen der Krankheitslast und der Sterblichkeit) der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahr 2012. Für die Analyse wurden nur übertragbare, mütterliche, perinatale und ernährungsbedingte Krankheiten berücksichtigt, die von der WHO als Ursachen der "Gruppe I" bezeichnet werden. Sechsundneunzig Prozent aller Todesfälle durch diese Ursachen treten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf und gelten als weitgehend vermeidbar. Doch das wahre Ausmaß der lebensbedrohlichen Entbehrungen weltweit - von den Mainstream-Medien weitgehend ignoriert - wird durch die Coronavirus-Pandemie noch erheblich zunehmen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind Ende 2020 270 Millionen Menschen entweder stark von Hunger bedroht oder bereits von akutem Hunger betroffen.
[13] Studies on the Principle of Sharing, a.a.O.
[14] Der Gedanke, die Ressourcen der Welt zu teilen, entwickelt sich zu einem zentralen Thema in vielen Bereichen fortschrittlichen politischen Denkens. Im Mittelpunkt der UN-Klimaverhandlungen steht beispielsweise die Frage, wie alle Nationen die begrenzte Kapazität der Erdatmosphäre zur Aufnahme von Kohlenstoffemissionen gemeinsam nutzen können, und zwar in einer Weise, die die wirtschaftlichen Interessen sowohl der Industrie- als auch der Entwicklungsländer wahrt. Das Konzept der "gerechten Aufteilung" wird seit langem von Organisationen der Zivilgesellschaft als Rahmen für diese Debatte verwendet, um zu verdeutlichen, dass alle Menschen ihre Grundbedürfnisse befriedigen können müssen, ohne die ökologischen Grenzen des Planeten zu überschreiten. Wirtschaftliches Teilen steht auch im Mittelpunkt der "Cap and Share"- Modelle, zur Regulierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe sowie des weithin befürworteten "Kontraktion und Konvergenz"-Rahmens zur Angleichung der weltweiten Pro-Kopf-Emissionen. Messungen wie der "ökologische Fußabdruck", zeigen, wie die Menschheit nach wie vor mehr Ressourcen verbraucht, als der Planet jedes Jahr regenerieren kann, und sie es dabei auch versäumt, diese Ressourcen innerhalb der Grenzen der Natur zu verteilen.
Gleichzeitig haben Wissenschaftler und Praktiker im Bereich der Nachhaltigkeit seit langem die Notwendigkeit lokalisierter wirtschaftlicher Alternativen erkannt, die das Konzept des "One Planet Living" widerspiegeln, bei dem es darum geht, wie der Einzelne eine hohe Lebensqualität genießen kann, ohne mehr als seinen gerechten Anteil an begrenzten Ressourcen zu verbrauchen. Vorschläge für Postwachstumsgesellschaften oder "Degrowth" können aus dieser Perspektive bewertet werden, wobei das Ziel darin besteht, den Material- und Energieverbrauch auf sozial gerechte Weise zu reduzieren. Der Schwerpunkt liegt daher auf einer gerechten Verteilung von Wohlstand und Einkommen, auf gastlicheren und teilnehmenderen Gesellschaften und auf der Wiederbelebung des Gemeinguts. Siehe: Share The World's Resources, "Sharing as our Common Cause", Dezember 2014, www.sharing.org/commoncause
[15] Vgl. Mohammed Sofiane Mesbahi, Der Kreuzpunkt von Politik und Spiritualität in Bezug auf die Klimakrise (siehe Teil II: Das innere und äußere CO2).
[16] Ende der 1970er Jahre berief Willy Brandt (ehemaliger Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland) eine unabhängige Kommission aus erfahrenen Staatsmännern und Experten ein, um die "immensen Risiken, die die Menschheit bedrohen" zu untersuchen. Der Abschlussbericht mit dem Titel North-South: A Programme for Survival" (Nord-Süd: Ein Programm zum Überleben) erhielt viel Aufmerksamkeit und ist bis heute eines der meistverkauften Bücher aller Zeiten über internationale Entwicklung. Auf den Vorschlag der Brandt-Kommission hin, ein internationales Treffen auf höchster Ebene einzuberufen, trafen sich die Staats- und Regierungschefs von acht Industrie- und 14 Entwicklungsländern im Oktober 1981 in Cancun, Mexiko, zu einem Gipfel, der den Stillstand der jahrelangen Verhandlungen über die Probleme der weltweiten Armut überwinden sollte. Man hoffte, dass die repräsentativen Staatsoberhäupter zwei Tage lang in einem informellen Rahmen zusammentreffen und so die Dynamik und den guten Willen schaffen würden, um die globalen Verhandlungen zwischen allen Nationen zu ermöglichen und voranzutreiben.
Letztendlich kamen jedoch keine konkreten Vorschläge zustande, und die Forderungen der Länder des Südens für eine globale Umverteilung der Ressourcen blieben unerfüllt. US-Präsident Ronald Reagan lehnte insbesondere die Ziele des Gipfels ab, das Wohlstandsgefälle zwischen den wenigen Industrieländern und der Mehrheit der ärmeren Länder zu überbrücken. Auch wenn nicht alle Empfehlungen der Brandt-Kommission heute noch aktuell sind (insbesondere die Betonung einer verstärkten Handelsliberalisierung und einer globalen keynesianischen Politik in einer Zeit, in der wir uns schnell den ökologischen Grenzen nähern), können politische Entscheidungsträger und zivilgesellschaftliche Aktivisten dennoch viel aus ihrem "Prioritätenprogramm" und ihrer Vision für eine gerechtere Welt ziehen. Dazu gehört vor allem das vorgeschlagene Fünf-Jahres-Sofortprogramm, das massive Ressourcentransfers an weniger entwickelte Länder und weitreichende Agrarreformen erforderlich machen würde. Die Kommission forderte auch ein neues globales Währungssystem, einen neuen Ansatz für die Entwicklungsfinanzierung, einen koordinierten Abrüstungsprozess und einen globalen Übergang weg von der Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Energiequellen.
Bis heute haben die Regierungen Brandts Vision eines multilateralen Prozesses zur "Erörterung des gesamten Spektrums von Nord-Süd-Fragen zwischen allen Nationen mit Unterstützung und in Zusammenarbeit mit den einschlägigen internationalen Organisationen" nicht verwirklicht. Siehe: Willy Brandt, North-South: A Programme for Survival (The Brandt Report), MIT Press, 1980; Willy Brandt, Common Crisis, North-South: Co-Operation for World Recovery, The Brandt Commission, London: Pan 1983.
[17] Siehe: Share The World's Resources, 'The United Nations and the principle of sharing', September 2007, www.sharing.org/unitednations
[18] Siehe: ‘Financing the global sharing economy’, op cit, Part three: Increase international aid, www.sharing.org/financing-report/aid
[19] Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte besagt:
1. «Jeder Mensch hat Anspruch auf eine Lebenshaltung, die seine und seiner Familie Gesundheit und Wohlbefinden einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztlicher Betreuung und der notwendigen Leistungen der sozialen Fürsorge gewährleistet; er hat das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität, Verwitwung, Alter oder von anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.»
2. «Mutter und Kind haben Anspruch auf besondere Hilfe und Unterstützung. Alle Kinder, eheliche und uneheliche, genießen den gleichen sozialen Schutz.»
[20] vgl. Financing the global sharing economy, op cit.
[21] Diese Perspektive und Vision wird noch ausführlicher dargestellt in unserem Buch: Artikel 25: Eine Bürgerinitiative zur Transformation der Welt, oder Originalausgabe auf Englisch : Heralding Article 25: A People's Strategy for World Transformation, a.a.O.
[22] Siehe Anmerkung 16.
[23] vgl. "The United Nations and the principal of sharing", op cit.
[24] Jedes Reich in der Natur wächst aus dem darunter liegenden, und ein fünftes Reich, das höher ist als das menschliche - bekannt als das geistige Reich oder das "Reich der Seelen" - war schon immer unter uns (wie von Christus selbst gelehrt) und dringt nun allmählich auf die physische Ebene vor. Wie in den Schriften von Alice A. Bailey erklärt, besteht dieses Reich "aus all jenen, die im Laufe der Zeitalter spirituelle Ziele angestrebt und sich von den Beschränkungen des physischen Körpers, der emotionalen Kontrolle und des hinderlichen Verstandes befreit haben. Seine Bürger sind diejenigen, die heute (was die Mehrheit nicht weiß) in physischen Körpern leben, für das Wohlergehen der Menschheit arbeiten, Liebe anstelle von Emotionen als ihre allgemeine Technik verwenden und jene große Gruppe von erleuchteten Denkern bilden, die das Schicksal der Welt lenken. (Die geistige Hierarchie tritt in Erscheinung - The Externalization of the Hierarchy, Lucis Press Ltd, 1957).
[25] Siehe: Der Kreuzpunkt von Politik und Spiritualität in Bezug auf die Klimakrise, ein Interview mit Mohammed Mesbahi, engl. Originalausgabe: The intersection of politics and spirituality in addressing the climate crisis: An interview with Mohammed Mesbahi, Matador books, 2020.
[26] Siehe Anhang: Die Schenkökonomie und der Tauschhandel
[27] Siehe insbesondere: Erziehung im neuen Zeitalter, Lucis Press Ltd, 1966; Briefe über Okkulte Meditation - Brief IX, Lucis Publishing Company, 1954; Die Unvollendete Autobiographie, Appendixes, Lucis Publishing Company, 1975.
[28] Die zeitlose Weisheit bezieht sich auf eine klassische Sammlung von Lehren über die energetische Struktur des Universums, die Evolution des Bewusstseins, bei Mensch und Natur und die spirituelle Realität unseres Lebens mit dem Schwerpunkt auf 'richtige menschliche Beziehungen'. Sie wurde als der goldene Faden beschrieben, der die esoterischen oder verborgenen Lehren verbindet, die den großen religiösen Traditionen zugrunde liegen, während sie die Inspiration für die Kunst und die Wissenschaften durch die Jahrhunderte hindurch liefert. Obwohl die Lehren Tausende von Jahren alt sind, werden sie eher als 'zeitlos' denn als 'uralt' bezeichnet, weil sie eine progressive Offenbarung sind, die im Leben und in den Erfahrungen der Menschen aktiv zum Ausdruck kommt. Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sich die exoterische Form dieser Lehren im Westen weit verbreitet, nachdem sie von H.P. Blavatsky, der Gründerin der Theosophischen Gesellschaft, und später durch die Werke von Annie Besant, Charles Leadbeater, Alice Bailey, Helena Roerich, Rudolf Steiner und Benjamin Creme, neben vielen anderen, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
[29] In diesem Zusammenhang kann unser Konzept des "inneren Raums" im Sinne der Zeit und der wirtschaftlichen Mittel sowie der sozialen Unterstützung und des kultivierten Interesses verstanden werden, die für den Durchschnittsmenschen notwendig sind, um sich der ernsthaften Praktik der Kunst des Lebens zu widmen. Dies hat immense Auswirkungen auf unsere derzeitigen Bildungssysteme und die wahrhaft universelle Bereitstellung von Sozialschutz, wie in den vorangegangenen Kapiteln angedeutet.
[30] Die Spirituelle Hierarchie ist die Gesamtheit derjenigen Mitglieder der Menschheit, die durch Selbstbeherrschung Meisterschaft auf dem gesamten Gebiet der menschlichen Evolution erlangt haben. Die älteren Mitglieder der Hierarchie, die als Meister der Weisheit bekannt sind, sind die Hüter des göttlichen Plans für diesen Planeten und arbeiten hinter den Kulissen durch ihre Jünger in allen wichtigen Bereichen der Weltarbeit: Politik, Religion, Erziehung, Wissenschaft, Philosophie, Psychologie und Wirtschaft. Das besondere und dramatische Merkmal des hierarchischen Wirkens in der gegenwärtigen Ära ist die Vorbereitung auf die Rückkehr der Hierarchie auf die externe Ebene. Das Entstehen eines neuen Reiches in der Natur, des fünften Reiches oder des Reiches der Seelen, beginnt jetzt auf der Erde zu erblühen und wird ein neues Zeitalter für die Menschheit kennzeichnen, wenn verschiedene Ashrams der Meister nach außen treten und öffentlich bekannt werden. Um mehr über das Wesen und die Arbeit unserer planetarischen Hierarchie zu erfahren, siehe insbesondere die folgenden Werke des Meisters D.K., die durch Alice A. Bailey geschrieben und vom Lucis Trust veröffentlicht wurden: Initiation: Menschliche und Solare Einweihung, 1952; Die Wiederkunft Christi, 1954; Die geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, 1967. Zeitgenössischere Informationen finden sich auch in den Büchern von Benjamin Creme, die von Share International veröffentlicht wurden.
[31] Für den kundigen Leser, der hier die Augenbrauen hochzieht, sollte betont werden, dass dies eine symbolische und keine streng wörtliche Aussage ist. In den Lehren der Zeitlosen Weisheit ist es Shamballa, welches das Kopfzentrum des Planeten darstellt (entsprechend dem Kronenchakra des Menschen). Es ist das "Zentrum, in dem der Wille Gottes bekannt ist", das höchste spirituelle Zentrum auf Erden, das den Willen und die Absicht unseres Planetarischen Logos verkörpert. Dort residiert der König der Welt und sein Rat - er wird im Alten Testament als der "Alte der Tage" oder in den Hindu-Schriften als der Erste Kumara bezeichnet -, der den göttlichen Evolutionsplan durch die Vermittlung des zweiten großen Zentrums, der Spirituellen Hierarchie (oder des Seelenreichs), hervorbringt. Dieses zweite Zentrum drückt den göttlichen Aspekt der Liebe aus und wird von demjenigen geleitet, den wir als Christus oder Weltlehrer kennen, der auch die Verkörperung des Liebesprinzips der Gottheit (das Christusprinzip) ist. Er ist der große menschlich-göttliche Botschafter, der eine engere Beziehung zwischen der Geistigen Hierarchie und dem dritten großen Zentrum - der Menschheit als Ganzes - herstellen will, in dem sich die Intelligenz Gottes manifestiert.
Mehr kann über diese wesentlichen Fakten in den Schriften von Alice Bailey und Benjamin Creme gelesen werden, obwohl unsere Betrachtung der spirituellen Rolle und des Zwecks der Vereinten Nationen eine etwas andere ist. Christus, so haben wir festgestellt, drückt das Herzzentrum (den Liebesaspekt) der Menschheit aus, obwohl es an der Menschheit selbst liegt, diese Liebe durch ihre koordinierten Aktivitäten auf Weltebene zu reflektieren und zu erhalten. Man kann also sagen, dass die Vereinten Nationen die Aufgabe haben, die Liebe dorthin zu lenken, wo sie hingehört, was in erster Linie durch die Überwachung einer massiven logistischen Operation zur gerechten Aufteilung der planetarischen Ressourcen erreicht wird. In diesem Sinne könnte eine stark erweiterte und gestärkte Organisation der Vereinten Nationen (symbolisch gesprochen) das Hauptzentrum der Menschheit darstellen, nicht nur in Bezug auf ihre wirtschaftlichen und gesetzgebenden Funktionen, sondern in jedem Bereich ihrer künftigen Tätigkeit. Für den Esoteriker mag es erhellend sein, über die immense Rolle des 7. Strahls der zeremoniellen Ordnung beim Aufbau dieser neuen Formen der Weltregierung im kommenden Zeitalter nachzudenken, in dem sich die Vereinten Nationen von heute noch in ihrem embryonalen Stadium befinden.
[32] Vgl. Artikel 25: Eine Bürgerinitiative zur Transformation der Welt, a.a.O.
[33] Siehe Anmerkung 10
[34] Die in dieser Passage geäußerten Ansichten treten in Anbetracht der weltweiten Coronavirus-Pandemie seit Anfang 2020 noch deutlicher hervor. Obwohl Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen für die obligatorische weltweite Verteilung eines Covid-19-Impfstoffs plädieren, haben sich die wohlhabenderen Nationen geweigert, ein System der gerechten Verteilung durch die Vereinten Nationen angemessen zu unterstützen. Stattdessen haben sich die Regierungen des globalen Nordens mit den Pharmaunternehmen verschworen, um genügend Impfstoffe für ihre Bevölkerungen zu horten, um diese mehrfach zu impfen, was zu einem massiven Mangel an verfügbaren Impfdosen für den globalen Süden führte. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts haben die ärmsten Länder immer noch nur 0,2 Prozent des weltweiten Angebots erhalten - ein "katastrophales moralisches Versagen", wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreibt. Kein einziges Pharmaunternehmen hat sein wissenschaftliches Know-how für die WHO-Initiative zur gemeinsamen Nutzung von Technologien zur Verfügung gestellt, während die reichen Länder alle Versuche blockieren, auf geistige Eigentumsrechte an erfolgreichen Impfstoffen zu verzichten, die größtenteils vom Steuerzahler subventioniert wurden. Die multilateralen Maßnahmen der führenden Industrienationen sind nach wie vor völlig unzureichend und unterfinanziert, so dass die armen Länder auf Spenden warten müssen, ohne dass es ernsthafte internationale Bemühungen um eine Bündelung der Ressourcen und eine Zusammenarbeit im Rahmen der gegenseitigen Solidarität gibt. Kurz gesagt, das Versagen der Regierungen, Impfstoffe als globales öffentliches Gut zur Verfügung zu stellen - für alle Menschen, überall und kostenlos - hat nur dazu gedient, den eigentlichen Mangel einer Sharing Economy und das fehlende Mitgefühl zu unterstreichen, das die technologische Innovation kennzeichnet, bei der der Profit gegenüber dem menschlichen Leben Vorrang hat.
[35] Siehe Anmerkung 30.
[36] Weitere Anmerkungen zu diesem Thema finden Sie im Anhang.
[37] Es sei darauf hingewiesen, dass dies geschrieben wurde, als Barack Obama noch im Weißen Haus war. Als erster afroamerikanischer Präsident der Vereinigten Staaten brachte seine Kandidatur im Jahr 2008 mehr Geld aus öffentlichen Spenden ein als jede andere Wahl zuvor und verzeichnete eine historische Wahlbeteiligung. Die großen Hoffnungen, die in seine Amtszeit gesetzt wurden, spiegelten sich ein knappes Jahr später in der Verleihung des Friedensnobelpreises wider, in dem Obamas Zusicherung der Nichtverbreitung von Kernwaffen und eines neuen Klimas in den internationalen Beziehungen, insbesondere im Hinblick auf den "Krieg gegen den Terror" der Vorgängerregierung, erwähnt wurde. Nach zwei Amtszeiten hatte Obamas Außenpolitik die globale Hegemonie Amerikas jedoch nur noch weiter ausgebreitet, z. B. mit den höchsten Militärausgaben seit dem Zweiten Weltkrieg, verheerenden Bombenangriffen im Irak, in Syrien, Afghanistan, Pakistan, Libyen, Somalia und Jemen, der Militarisierung der baltischen Staaten und Osteuropas und einer Billionen Dollar teuren Aufstockung der Atomwaffen, die gegen UN-Resolutionen verstieß.
[38] Mohammed Sofiane Mesbahi, Das Gemeingut der Menschheit; Originalfassung in English: The Commons of Humanity, Matador Books, 2022.
Letzten Endes gibt es so etwas wie eine Sharing Economy nicht,
eine Schenk- oder Tauschwirtschaft, sondern nur
eine Ökonomie des gesunden Menschenverstandes und der Liebe.
Mohammed Sofiane Mesbahi ist der Gründer von Share The World's Resources (STWR), einer zivilgesellschaftlichen Organisation mit Sitz in London, Vereinigtes Königreich, die beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen beratenden Status hat. STWR ist eine in England eingetragene Non-Profit-Organisation, Nr. 4854864.
Redaktionelle Unterstützung: Adam W. Parsons.
Weitere Informationen über die STWR-Kampagne für eine globale "Sharing Economy"-Bewegung finden Sie unter: www.sharing.org/Article25
Bildnachweis: Biggles1067, flickr creative commons
Abgelegt unter:
Armut und Hunger, Ungleichheit, Volksbewegungen, Neue Wirtschaftsparadigmen
Deutsche Übersetzung: Ute Redl & Sonja Scherndl